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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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zunächst
der Reihe nach. Die Spurensicherung hat eine zweite Kugel im Holz eines Baumes
gefunden, der neben Forstheims Garage steht. Die dritte Kugel war
unauffindbar.«
    Vollmers lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah Lüder
mit einem breiten Grinsen an.
    »Glauben Sie an das perfekte Verbrechen?«
    Lüder schüttelte den Kopf. »Nein, das wird es kaum
geben. Manches bleibt unentdeckt, sei es durch einen für den Täter glücklichen
Umstand, oder einfach deshalb, weil manche Spuren durch Mangel an Ressourcen
nicht weiter verfolgt werden können. Wenn eine Tat unaufgeklärt bleibt, dann
liegt es in den wenigsten Fällen an der Genialität des Täters. Fehler machen
sie alle.«
    Lüder hatte überlegt, ob er dem Leiter der
Mordkommission von seinem Gespräch mit Sabine Vanderborg berichten sollte, sich
dann aber doch entschlossen, die neuen Erkenntnisse für sich zu behalten.
    »Und manche sind so dumm, dass sie die Schweine
beißen«, sagte Vollmers lachend. »Nachdem Sie uns den Tipp gegeben hatten, dass
Forstheim eine Pistole besitzt, haben die Kollegen das Haus durchsucht. Sie
sind sehr schnell im Keller fündig geworden. Er hatte die Waffe, eine Smith
& Wesson, hinter Weinflaschen versteckt. Die Pistole ist bereits in der
Kriminaltechnik. Allein die erste oberflächliche Schnupperprobe zeigte, dass
vor nicht langer Zeit aus dieser Waffe geschossen wurde. Das Kaliber stimmt
auch mit den gefundenen Patronenhülsen überein. Schmauchspuren an Forstheims
Hand nachzuweisen dürfte kein Problem sein. Die Laborergebnisse bleiben aber
noch abzuwarten.«
    »Das heißt …«
    »… Forstheim hat den Anschlag auf sich selbst
inszeniert«, sagte Vollmers.
    »Und warum?«
    Der Hauptkommissar zuckte mit den Schultern. »Keine
Ahnung. Wir haben ihn noch nicht verhört. Im Augenblick wird er noch
erkennungsdienstlich behandelt. Das volle Programm. Bei Leuten wie ihm macht
das Eindruck. Sie kommen dann schon vorgeschädigt in das Verhör«,
amüsierte sich Vollmers.
    »Das war also Dummbeutels Wohltat«, sagte Lüder, was
ihm ein fragendes »Ähh?« des Hauptkommissars einbrachte.
    »Forstheim hat sich als Dummbeutel gezeigt und uns
damit eine Wohltat erwiesen«, erklärte Lüder. »Schade, dass sich nicht alle
Fälle so einfach lösen lassen. Bleibt die Frage, warum er uns weismachen
wollte, dass auch er ein Opfer der unbekannten Täter ist.«
    »Für mich ist das Motiv klar. Er hat geglaubt, wenn
auf ihn geschossen wird, so scheidet er für uns aus dem Kreis potenzieller
Verdächtiger aus.«
    »Und weil wir seiner verqueren Logik sehr schnell auf
die Schliche gekommen sind, steht für uns fest, dass er in die ganze Sache
verwickelt ist.«
    »Er kommt aber kaum als Täter für die Morde in Frage«,
gab Vollmers zu bedenken.
    »Das nicht. Ich glaube auch nicht, dass er um die
Hintergründe weiß, geschweige denn Namen nennen kann. Trotzdem ist es
interessant zu erfahren, was er über seine Kontakte aussagt. Irgendwer muss ihn
ja animiert haben, auf der Werft Sand ins Getriebe zu werfen, denn an seiner
Urheberschaft an den Störungen im Betriebsablauf, über die das Management
geklagt hat, besteht wohl kaum noch ein Zweifel. Und Forstheim hatte alle
Möglichkeiten dazu. Er kannte alle Interna und war auch fachlich in der Lage,
logistische Aktivitäten so fehlzusteuern, dass es Auswirkungen bis auf die
Partnerwerft in Argentinien hatte.«
    Und wenn die Agentin des britischen Geheimdienstes
Recht hat, dann ist Forstheim von den Chilenen bestochen worden, überlegte
Lüder. Vielleicht hat er es auch als Rache für den Verlust seines in
argentinischen Schuldverschreibungen angelegten Vermögens getan. Dann hätten
wir die Situation, dass die Südamerikaner hinter der ganzen Aktion stecken. In
diesem Fall wären die Deutschen die Dummen. Ihre vielgepriesene Zuverlässigkeit
würde einen Imageschaden erleiden. Das wäre mit Sicherheit nachteilig für die
ohnehin angeschlagene deutsche Industrie. Hatte man in Berlin das perfide Spiel
durchschaut und versuchte nun durch Intervention auf allerhöchster Ebene eine
diplomatische Lösung? Bei dem, was auf dem Spiel stand, nahm man möglicherweise
sogar ein paar unschuldige Opfer in Kauf.
    In Lüder keimte der Zorn auf. Er wurde durch ein
kratzendes Geräusch in seinen Gedanken unterbrochen. Der Hauptkommissar rieb
sich mit vier Fingern seiner linken Hand den Bart.
    »Damit haben wir der Gegenseite höchstens einen
kleinen Stich versetzt. Über die Urheber der Morde und deren Motive

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