Tod an der Förde
der junge Mann, wünschte Lüder einen schönen Tag und trottete mit
seinem Aktenwagen weiter.
Lüder fand den Pressesprecher des Landeskriminalamtes
in dessen Büro. Kayssen telefonierte. Mit der linken Hand zeigte er auf den
Besucherstuhl.
»Was kann ich für dich tun?«, fragte er, nachdem er
aufgelegt, die Nase gerümpft und mit einer flapsigen Bemerkung das Gespräch mit
dem Reporter eines Boulevardblattes kommentiert hatte.
Lüder erklärte in groben Zügen die Zusammenhänge des
Falles, an dem er arbeitete.
»Klar, ist mir alles bekannt«, sagte der
Pressesprecher.
»In diesem Zusammenhang tauchen auch zwei Journalisten
auf. Angebliche Journalisten. Von der einen, es handelt sich um eine Frau,
wissen wir, dass der Name falsch ist und sie gar keine Presseangehörige ist.
Ich habe jetzt folgende Idee.«
Lüder erklärte Kayssen, in welchem Punkt er ihn um
seine Mithilfe bat.
»Puuh!« Der Pressesprecher fuhr sich mit der Hand
durch die Haare. »Das ist eine Herausforderung. Aber ich will mein Bestes
versuchen.«
Mit einem festen Händedruck verabschiedete sich Lüder
von Kayssen, den alle im Hause als hilfsbereiten Kollegen zu schätzen wussten.
Dann fuhr er auf direktem Weg ans Ostufer zur Werft.
Einer der Sicherheitsleute am Tor erkannte Lüder
wieder und nahm umgehend telefonischen Kontakt zu Böttcher auf. Der hatte den
Mann an der Wache offensichtlich angewiesen, Lüder freien Zugang zu gewähren.
Als Lüder vor dem Gebäude hielt, in dem Dr.
Vollquardsen sein Büro hatte, erwartete ihn Böttcher bereits.
»Heute scheinen sich alle einig zu sein, die Werft zu
besuchen«, begrüßte ihn der Sicherheitsmanager. »Direktor Vanderborg hat Besuch
von diesem hohen Tier aus Berlin, wie heißt er noch gleich …«
»Von Glahn?«, half Lüder aus.
Böttcher nickte. »Genau. Der kam in Begleitung seines
englischen Schattens, Mr. Brown.«
»Interessant«, stellte Lüder fest. »Wo sind die Herren
jetzt?«
Böttcher zuckte die Schultern. »Ich vermute, sie
konferieren mit Herrn Vanderborg und Dr. Vollquardsen. Das ist eine große
Runde. Der Mann, den die Polizei vor dem Werfttor verhaftet hat, ist auch
dabei.«
»Taylor?«
»Richtig. Er ist in Begleitung seines Bodyguards
gekommen. Dem wollten wir zunächst den Zugang zum Werftgelände verweigern, aber
dieser Taylor – ein unangenehmer Mensch – hat mit Direktor Vanderborg
telefoniert. Daraufhin erhielten wir von Dr. Vollquardsen Weisung, die beiden
passieren zu lassen.«
»Ist Dr. Pagenkämper auch hier?«, wollte Lüder wissen.
Böttcher machte ein betretenes Gesicht. »Wer soll das
sein?«
Dann griff er zum Handy und fragte nach.
»Nein«, antwortete er schließlich. »Der Name sagt uns
nichts. Aber Forstheim ist in seinem ehemaligen Büro und holt sich seine
privaten Unterlagen ab.«
»Das sagen Sie erst jetzt?« Der Sicherheitsmann zuckte
merklich zusammen. »Begleitet ihn jemand vom Werkschutz?«
Böttcher machte ein bedrücktes Gesicht.
»Nein«, antwortete er. »Warum auch? Das ist doch nur
rechtens, dass sich ein entlassener Mitarbeiter seine privaten Sachen abholt.«
Lüder wollte Böttcher Vorhaltungen machen, dass man
Forstheim, der schließlich im Verdacht stand, an den Sabotageakten wesentlich
beteiligt gewesen zu sein, ungehinderten und unkontrollierten Zugang zur Werft
gewährte, unterließ es aber. Vielleicht wusste Böttcher noch nichts vom Stand
der bisherigen Ermittlungen.
»Ist sonst noch jemand hier?«, fragte er stattdessen.
Böttcher sah ihn irritiert an. »Wen meinen Sie?«
»Jemand von der Polizei? Mein Kollege Nathusius?
Hauptkommissar Vollmers oder einer seiner Männer? Oder ein Journalist?«
»Moment.« Böttcher griff erneut zu seinem Handy.
»Nein«, antwortete er nach einer Weile. »Lediglich eine Dame war noch in
Begleitung der Herren von Glahn und Brown. Eine Journalistin, soweit ich weiß.
Sabine Vanderborg. Ich nehme an, es ist eine Verwandte von unserem Vorstand.«
Lüder ließ ihn in dem Glauben und überwand mit
Böttchers Hilfe auch die Eingangskontrolle ins Gebäude der Geschäftsleitung.
Mit raschen Schritten strebte Lüder dem Büro von Dr.
Vollquardsen entgegen. Einen halben Schritt hinter sich hörte er Böttcher
jammern, dass es Ärger geben würde, wenn Lüder in die Heiligtümer des
Managements stürmte, ohne sich zuvor angemeldet und Termine vereinbart zu
haben.
Lüder beabsichtigte, die harte Gangart einzuschlagen
und sich über die Regeln der Höflichkeit hinwegzusetzen. Ohne
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