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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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hier liegt ein Irrtum vor. Der Mitarbeiter von Mr. Taylor
hat das Land verlassen.«
    Lüder hob eine Augenbraue. Vanderborg verstand diese
Reaktion zutreffend als Drohung.
    »Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen. Wartanjan
befindet sich auf dem Werftgelände, obwohl es für ihn das Beste gewesen wäre,
sich schnellstmöglich nach Armenien zurückzuziehen. Also, wo steckt er?«
    Taylor zeigte sich immer noch unbeeindruckt von Lüders
Drohungen. Nur Vanderborg wurde es sichtlich unbehaglich.
    »Darf ich Ihnen erst einmal einen Kaffee kommen
lassen?«, versuchte er auszuweichen. Als Lüder ablehnte, fuhr der Werftvorstand
fort: »Vielleicht liegt ein Missverständnis vor. Möglicherweise ist der
Personenschützer von Mr. Taylor der deutschen Sprache nicht so mächtig, dass er
den Gesprächen mit der Polizei in vollem Umfang folgen konnte. Ich bin mir
sicher, wir finden eine gemeinsame Lösung. Herr Taylor ist ein bedeutender
Geschäftspartner vieler deutscher Industrieunternehmen, und falls es Probleme
mit der Aufenthaltsgenehmigung für einen seiner Mitarbeiter geben sollte, bin
ich mir sicher, dass Herr von Glahn vom Außenministerium das zufriedenstellend
regeln wird.«
    Lüder war die versteckte Drohung nicht verborgen
geblieben. Vanderborg glaubte, mit seinen Beziehungen nach Berlin Druck auf ihn
ausüben zu können.
    »Warum haben Sie uns eigentlich nichts von den
chilenischen U-Booten erzählt?«, wechselte Lüder das Thema.
    Vanderborg tauschte mit Taylor einen raschen Blick.
Mit Genugtuung registrierte Lüder, dass der Werftvorstand einen kleinen Moment lang die Fassung verlor, als er bemerkte, dass Lüder den Blickkontakt
wahrgenommen hatte.
    »Tja.« Vanderborg strich sich mit der Hand übers Kinn.
»Wie soll ich es Ihnen erklären? Das chilenische Projekt ist noch nicht
abgeschlossen. Wir stecken mitten in den Gesprächen. Deshalb ist Mr. Taylor in
Kiel.« Der Manager sah Lüder einen Moment versonnen an. »Ich darf doch auf Ihre
Vertraulichkeit hoffen? Schließlich sprechen wir über Dinge, die nicht nur für
diesen Betrieb, sondern für die deutsche Wirtschaft von eminenter Bedeutung
sind. Mr. Taylor ist uns ein wertvoller Berater, der sich um die
Gesamtfinanzierung des Projekts kümmert. Dazu nutzt er seine hervorragenden
internationalen Verbindungen. Natürlich hat die Bundesregierung ein
fundamentales Interesse am Zustandekommen dieses Geschäfts. Deshalb ist Herr
von Glahn involviert.«
    »Und welche Rolle spielt Mr. Brown, der von Glahn wie
ein Schatten folgt?«
    Vanderborg wiegte den Kopf, als müsse er überlegen, ob
er Lüder ins Vertrauen ziehen konnte.
    »Berlin trägt die Verantwortung für die
wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes und unternimmt alles zur Förderung
der einheimischen Industrie. Gleichzeitig gilt es aber auch, außenpolitische
Erfordernisse zu berücksichtigen. Dazu gehört, dass die Bundesrepublik keine
Waffen in Spannungsgebiete liefert«, erklärte Vanderborg. »Haben Sie die
Zusammenhänge verstanden?«
    Lüder lachte auf. »Halten Sie mich für einen Deppen,
nur weil ich nicht im internationalen Waffenhandel mitmische?«
    Vanderborg schrak auf. »Nein, um Himmels willen«,
beschwichtigte er ihn, »aber den Menschen im Lande sind die Mechanismen des
politischen Gleichgewichts, des Abwägens aller zu berücksichtigenden Umstände,
nicht verständlich. In Südamerika herrscht ein labiler Friede. Es ist wie bei einem
Vulkan. Es ist nichts zu sehen, aber politische Seismologen schließen ein
Brodeln unter der Oberfläche nicht aus. Keiner weiß aber, ob und wann es zur
Eruption kommt. Und da die Briten in der Region eigene sicherheitspolitische
Interessen hegen und uns zudem nicht nur in der NATO partnerschaftlich verbunden sind, stehen sie Berlin mit klugem Rat zur Seite.«
    Lüder nickte. Ähnliches hatte er schon vermutet, nur
hatte ihm noch niemand die Hintergründe der ganzen Geheimniskrämerei offen
eingestanden. Doch mit der Offenbarung eines perfiden politischen Ränkespiels
fand sich immer noch nicht die Erklärung dafür, wer hinter den Morden und
Gewalttaten steckte. Noch war der Fall nicht abgeschlossen, auch wenn Berlin
aus politischen Gründen die Ermittlungen in andere Bahnen zu lenken suchte. Und
dass BND und das Bundeskriminalamt
wirklich intensiv mit der Klärung des Falls beschäftigt waren, hatte Lüder auch
nicht feststellen können. Bisher war ihm kein Ermittler der beiden Behörden
begegnet.
    »Hat Chile Interesse daran bekundet, dass es

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