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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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wieder scharfe Kanten in den schmalen Weg
hineinragten. Der Gang war zum Teil so eng, dass Lüder sich nur seitwärts
fortbewegen konnte.
    Von Forstheim war in diesem Gewirr nichts zu sehen.
    »Forstheim«, rief Lüder, aber im Lärm der Werft ging
seine Stimme unter.
    Der Boden war mit Matsch und Regenpfützen bedeckt.
Mehr als einmal rutschte Lüder aus und taumelte gegen die scharfkantigen
Stahlplatten. An einer Stelle war er hängen geblieben, und seine Kleidung war
eingerissen.
    Lüder wusste nicht, wie lange er schon zwischen dem
Plattengewirr suchte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, aber weder von
Forstheim noch von Böttcher war etwas zu sehen.
    Lüder überlegte, ob es ihm helfen würde, wenn er auf
die Platten klettern würde, um von oben mehr sehen zu können.
    Warum läuft Forstheim davon?, fragte er sich. Der Mann
konnte sich ausrechnen, dass Böttcher die Werfttore abriegeln und ihm jede
Fluchtmöglichkeit verbauen würde.
    Unter diesen Umständen hatte es wenig Sinn, die
Verfolgung fortzusetzen. In dem Durcheinander von Stahl würde er Forstheim kaum
finden können. Lüder blieb stehen und atmete tief durch.
    Plötzlich hörte er einen Schuss. Der Knall hob sich
deutlich von der Geräuschkulisse der Werft ab.
    »Forstheim«, brüllte Lüder aus Leibeskräften und
setzte sich wieder in Bewegung.
    Gleich darauf knallte es erneut.
    Während Lüder durch die enge Gasse stürmte, zog er
seine Dienstpistole. Es war lange her, dass er im Einsatz eine Waffe getragen,
geschweige benutzt hatte.
    Nach einigen Metern erreichte er einen kleinen Platz,
an dessen Stirnseite ein paar arg ramponierte offene Container standen, in
denen Altmetall gesammelt wurde.
    Zur rechten Seite sah er die Förde, von deren
gegenüberliegender Seite die Silhouette Kiels durch den Regenschleier grüßte.
    Lüder wandte sich zur Wasserseite. Menschen waren
keine zu sehen. Gottlob, dachte Lüder. Es wäre schlimm, würden unbeteiligte
Arbeiter in eine gefährliche Auseinandersetzung verwickelt werden.
    Dann erreichte er die Kaimauer. Einige Meter unter ihm
schwappte das brackige Wasser der Binnenförde schmatzend gegen den Beton. Auf
der Oberfläche schwamm Schmutz. Ein Ölfleck schimmerte in allen Farben des
Regenbogens.
    Zwischen dem Plattenlager und der Kaimauer lagen ein
paar Meter. Das ganze Areal war verlassen, so, als hätten sich die
Beschäftigten der Werft abgestimmt, diese Gegend zu meiden.
    Lüder ahnte den Schatten, mehr als er ihn sah. Es war
jenes unbestimmte Gefühl, das einen beschleicht, wenn man sich hinter seinem
Rücken beobachtet fühlt. Er kauerte sich hinter die Stahlplatten, obwohl sie
ihm keine wirkliche Deckung boten, und hielt seine Pistole im Anschlag.
    Millimeterweise schob sich jemand aus einer der Gassen
auf die Freifläche am Kai. Zuerst sah Lüder die ausgestreckte Hand mit der
Pistole. Dann tauchte vorsichtig der ganze Mann auf.
    »Böttcher!«, rief Lüder, als der Sicherheitsmann ganz
aus dem Schatten der Stahlplatten herausgetreten war. »Lassen Sie Ihre Waffe
fallen.«
    Böttcher zuckte zusammen, senkte die Pistole, die er in
den ausgestreckten Armen hielt, Richtung Boden und suchte Lüder.
    »Sie sind es«, sagte Böttcher mit Erleichterung in der
Stimme, griff die Waffe am Lauf und kam, Griff und Abzug von sich weisend, auf
Lüder zu.
    »Geben Sie her«, sagte Lüder und nahm Böttcher die
Waffe ab, dabei behielt er den Mann im Auge.
    Lüder schnupperte am Lauf. Aus der Pistole war
geschossen worden.
    »Auf wen haben Sie gezielt?«, fragte er.
    »Ich … ich habe einen Schuss gehört und dann meine
Waffe gezogen«, stammelte Böttcher.
    »Wie oft haben Sie geschossen? Zwei Mal?«
    Böttcher sah Lüder aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Ein Mal.«
    »Auf wen?«
    »Ich hatte den Eindruck, man hätte es auf mich
abgesehen. Da habe ich zurückgeschossen.«
    »Auf wen?«, wiederholte Lüder seine Frage
eindringlich.
    »Genau habe ich die Person nicht erkannt. Es war eher
ein Schatten.«
    Lüder schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie wahnsinnig? Auf bloßen Verdacht hin auf
einen Schatten zu zielen? Sie hätten mich treffen können.«
    »Ich habe einen Waffenschein und bin berechtigt, zum
Schutz des Werkes eine Waffe zu tragen«, versuchte sich Böttcher zu
rechtfertigen.
    Lüder hielt immer noch Böttchers Waffe in der Hand.
    »Kann ich die wiederhaben?«
    »Nein«, entschied Lüder. »Die Waffe ist vorläufig
eingezogen. Woher kam der zweite Schuss?«
    Böttcher machte ein bedrücktes Gesicht.
    »Das

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