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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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die
Damen im Vorzimmer bestätigen. Alle anderen waren mehr oder weniger lange
abwesend. Sie«, dabei zeigte er auf Dr. Vollquardsen, »sind als Letzter wieder
zu unserer Runde gestoßen.«
    Dem Angesprochenen zog ein Rotschimmer übers Gesicht.
    »Na, wo waren Sie denn?«, fragte Lüder.
    »Ich …« Dr. Vollquardsen brach seinen Satz ab, als er
bemerkte, dass ihn alle interessiert ansahen.
    »Ich habe die kurze Pause genutzt, um mit Frau
Vanderborg zu sprechen«, erklärte er im zweiten Anlauf.
    »Sabine Vanderborg? Die Journalistin?«
    »Ja, genau die«, bestätigte Dr. Vollquardsen.
    »Wo ist die Dame jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich vermute, sie versucht, weitere
Gesprächspartner für ihre Story über die deutsche Werftindustrie zu finden.«
    Lüder sah von Glahn an. »Und was haben Sie gemacht?«
    Der Berliner Beamte schien von der Frage unbeeindruckt
zu sein.
    »Ich glaube kaum, dass ich Ihnen diese Frage
beantworten muss«, antwortete er spitz.
    »Schön, dann werde ich Sie zur Dienststelle bringen
lassen, bis wir Ihr Alibi überprüft haben.«
    »Wissen Sie nicht, mit wem Sie es zu tun haben?«, rief
von Glahn.
    »Doch«, entgegnete Lüder. »Mit einem Verdächtigen, den
die Polizei im Rahmen ihrer Ermittlungen zu verhören hat, und zwar so lange,
bis seine Schuld oder Unschuld erwiesen ist.«
    Jetzt bekam auch von Glahn vor Entrüstung einen roten
Kopf. So war ihm offenbar seit langem keiner mehr entgegengetreten. Man merkte
seiner Mimik an, wie es in ihm arbeitete, wie er einem Schachspieler gleich die
nächsten Züge und Möglichkeiten kalkulierte. Er musste zu der Einsicht gekommen
sein, dass Lüder im Augenblick die besseren Argumente auf seiner Seite hatte.
»Ich habe mit Berlin telefoniert. Nun glauben Sie aber nicht, dass ich Ihnen
etwas über den Inhalt des Gesprächs offenbare. Sie werden auch keine
Informationen über den Netzprovider bekommen, da ich ein Telefon habe, dessen
Verbindungsdaten nicht gespeichert werden.«
    »Sie können mir aber sicher Ihren Gesprächspartner in
Berlin nennen, der das Telefonat bestätigen kann.«
    Von Glahn mahlte mit seinem Kiefer, dass keinem das
knirschende Geräusch verborgen blieb.
    »Ich möchte diese Angaben weder in dieser Runde noch
Ihnen gegenüber machen«, erklärte er schließlich. »Ich bin bereit, diese
Auskunft unter dem Siegel der Vertraulichkeit Ihrem Vorgesetzten gegenüber zu
erteilen. Schließlich berührt es fundamentale Interessen der Bundesrepublik.«
    »Und Sie? Wo waren Sie?«, wandte sich Lüder an von
Glahns ständigen Begleiter Brown.
    Der Brite hatte dem bisherigen Gespräch nahezu
teilnahmslos gelauscht. Jetzt zeigte er mit einem Finger auf seine Brust.
    »Meinen Sie mich?«
    »Ja, schiele ich denn?«
    Mr. Brown reagierte wie fast alle Engländer. Im
persönlichen Gespräch sind die Briten es nicht gewohnt, direkt angegangen oder
gar mit Vorwürfen konfrontiert zu werden.
    »Ich war mich ein wenig erfrischen«, antwortete er
pikiert. Er sprach ein nahezu fehlerfreies Deutsch, konnte aber die Färbung
nicht verbergen, die das deutsche Fernsehpublikum seit Chris Howland so schätzte
und mit einem dienstbeflissenen Butler in alten englischen Komödien
assoziierte.
    »Wie lange dauert eine solche Erfrischung?«
    »Hmmh!«
    Statt einer Antwort zog Brown Lüder am Ärmel etwas
abseits. Lüder war überrascht über diese absolut nicht den englischen
Gepflogenheiten entsprechende Geste. »Verzeihung«, raunte ihm Brown ins Ohr,
»aber ich muss gestern etwas Falsches gegessen haben. Es ist mir ein wenig
peinlich, aber ich habe ernsthafte Probleme mit meinem Darm. Sie verstehen
hoffentlich, dass ich das nicht vor den Ohren der anderen erzählen kann.«
    »Ist okay«, sagte Lüder laut und kehrte in die Runde
der Männer zurück.
    Lüder sah Taylor an.
    »Wo steckt Wartanjan, Ihr Prügelknabe?«
    Taylor erwiderte ungerührt Lüders Blick, ohne zu
antworten.
    »Gut, Sie wollen nicht anders«, sagte Lüder. »Ihr
armenischer Kettenhund steht genau wie Sie im dringenden Tatverdacht, einen
Menschen erschossen zu haben!«
    Erschrocken wich Vanderborg zurück.
    »Erschossen? Sie sprachen vorhin von einem
Gewaltverbrechen, ohne zu erwähnen, dass es ein Mord war. Erschossen? Auf
unserem Betriebsgelände? Sagen Sie, wen hat man ermordet?«
    Lüder ließ seinen Blick in die Runde schweifen, bevor
er antwortete. Fünf Augenpaare waren auf ihn geheftet.
    »Forstheim«, sagte er schließlich.
    »Mein Gott!« Vanderborg zeigte tiefe

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