Tod auf Bestellung
Sir?«, fragte die Frau.
Cotton hielt der schwarzhaarigen Pförtnerin kurz seinen Ausweis hin. »Ich muss mit einem Ihrer Mitarbeiter reden, einem Mann namens Peter Warren.«
»Sie auch?« Die Frau schaute überrascht auf und blickte in Richtung der gläsernen Eingangstür.
Cotton verstand sofort.
Er wirbelte auf dem Absatz herum und sah gerade noch den blauen Ford losfahren, der den Eingang blockiert hatte. Durch die Heckscheibe erkannte er die Hinterköpfe der beiden Männer, die eben an ihm vorbeigestürmt waren.
Cotton fluchte und rannte los. Der reguläre Parkplatz, auf dem er seinen Mietwagen abgestellt hatte, lag dreißig Yards entfernt. Als Cotton dort ankam, sah er den Ford bereits um die nächste Biegung verschwinden.
Er schwang sich hinters Lenkrad, ließ den Motor an und jagte los. Beim nächsten Mal , schwor er sich, werde ich keine Zeit mit dem Einhalten der Verkehrsregeln vergeuden.
Cotton jagte um die Kurve. Vor sich sah er den Ford über eine Ampel fahren. Als er dem Wagen zu nahe kam, ging er vom Gas. Falls einer der Männer Peter Warren war – vermutlich der Bursche in dem Overall -, mochte es interessant sein, den beiden unauffällig zu folgen und abzuwarten, wohin die Fahrt sie führte. Irgendetwas ging da jedenfalls vor, davon war Cotton überzeugt.
Der blaue Ford fuhr durch das Industriegebiet, in dem Warren arbeitete. Der Mann am Steuer legte ein zügiges Tempo vor, sodass Cotton Mühe hatte, in Sichtweite zu bleiben, ohne allzu offensichtlich wie ein Verfolger zu erscheinen.
Plötzlich war der blaue Wagen verschwunden.
Cotton stutzte. Er gab Gas, umrundete den Block und fuhr ein zweites Mal durch die Straße, in die er Warren zuletzt hatte einbiegen sehen. Im Schritttempo rollte er an den trostlosen Betonfassaden, den rostenden Firmenschildern und den Höfen vorüber, die mit Bauwerkstoffen, in Plastik gehüllten Paletten oder Gerümpel gefüllt waren. In manchen Betrieben wurde gearbeitet, andere waren stillgelegt. Bei wieder anderen war kaum auszumachen, was von beidem der Fall war.
Cotton blickte nach links und rechts, hielt nach dem blauen Ford Ausschau.
Er bemerkte eine frische schwarze Reifenspur auf dem Beton. Die Spur führte auf den schäbigen Hof eines Firmengeländes. Kurz entschlossen fuhr Cotton hinterher. Der Ford war flott unterwegs gewesen. Möglicherweise war er hier so schnell eingebogen, dass eine Bremsspur zurückgeblieben war.
Am anderen Ende des Hofes stand eine große Garage ohne Tor. Cotton fuhr langsamer. Vor ihm blieb alles still. Dann entdeckte er den blauen Ford, der in der schummrigen Garage parkte. Der Wagen war leer. Nichts rührte sich.
Cotton stieg aus, zog seine Waffe und betrat das Gebäude.
*
Die Beifahrertür des blauen Fords stand offen. Weiter hinten in der Garage führte eine Türöffnung tiefer in das Gebäude hinein. Die Räumlichkeiten der verlassenen Firma wirkten wie ausgeweidet. Licht sickerte durch leere Fensteröffnungen in kahle, moderige Räume aus fleckigem Beton.
Cotton bewegte sich vorsichtig voran und lauschte. Ein Stück voraus hörte er ein leises Scharren. Langsam bewegte er sich auf das Geräusch zu. Irgendwo klirrte Metall gegen Metall.
Die kleine Halle, in die Cotton gelangte, war vermutlich eine Werkstatt gewesen. Es war sehr hell hier. Breite Fensterstreifen zogen sich hoch oben von einem Ende der Wand bis zum anderen. Noch mehr Licht fiel durch milchige Oberlichter und zeichnete verschwommene Inseln der Helligkeit auf den schmutzigen Boden.
Unter einem dieser Dachfenster stand eine alte Krankenliege. Der Mann in den Arbeitsklamotten lag darauf, sein Begleiter stand daneben. Er hatte das helle Jackett abgelegt und trug Gummihandschuhe zu seinem kurzen Polohemd. Neben ihm lag eine offene Tasche auf dem Boden. Soeben holte der Mann ein Gestell daraus hervor, das an einen Helm aus Drahtgeflecht erinnerte.
Er blickte auf, als Cotton durch die Tür trat.
Cotton starrte einen Moment verwirrt auf das Gebilde, dann hob er die Waffe.
»Keine Bewegung«, sagte er. »FBI. Sie sind festgenommen.«
Der Mann ließ den Drahthelm in die Tasche fallen und duckte sich hinter die Krankentrage. Cotton bückte sich, um den Mann unter der Trage hindurch anzuvisieren. Im selben Augenblick versetzte der Mann der Trage einen wuchtigen Stoß, sodass sie mitsamt dem darauf geschnallten, reglosen Mann auf Cotton zurollte. Der G-Man fluchte und sprang auf. Mit der einen Hand wehrte er die Trage ab und schob sie beiseite, mit der anderen
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