Tod auf Bestellung
Injektion. Cotton versuchte sich zu wehren, konnte mit den gefesselten Händen aber nichts ausrichten. Sein ganzer Körper fühlte sich an, als wäre er unter ein Auto geraten.
Fast augenblicklich fühlte Cotton die Wirkung der Spritze – die Schmerzen ließen nach. Er kämpfte gegen die Müdigkeit an, die ihm in den Kopf kroch.
»Warten Sie …«, brachte er mühsam hervor.
Der Mann reagierte nicht. Er nahm das Gestell heraus und schob es Cotton über den Kopf. Cotton sah nur noch verschwommen.
»Warten Sie«, wiederholte er. Erst jetzt bemerkte er, dass er lallte. Sein Blick trübte sich, und er setzte alle Kraft daran, wach zu bleiben. »Ich bin nicht der, den Sie suchen. FBI …«
Er fühlte, wie die Schrauben des Gestells sich in seine Kopfhaut bohrten.
Der Mann mit dem Hut blickte auf ihn hinunter, hörte kurz auf zu pfeifen und lächelte. »Was soll’s«, sagte er. »Meine Auftraggeber haben mich hergeschickt, um Sie zu behandeln. Also mache ich meinen Job.«
Er zog energisch eine Schraube fest. Der Schmerz bohrte sich durch Cottons Betäubung und verlieh ihm ungeahnte Kräfte auf. Er warf sich zur Seite und trat nach dem Mann. Der aber fing Cottons Bein ab und drückte es auf die Bettdecke.
»Pssst«, sagte er. »Es ist gleich vorbei.«
Er hielt Cotton fest und blickte ihm in die Augen. Cotton versuchte, das Gesicht des Fremden genauer zu erkennen, aber es verschwand vor ihm in einer Dunkelheit, die aus seinem Innern kam.
Er sah, wie der Fremde sich von ihm abwandte und etwas aus seiner Tasche zog. Klirrend glitt eine lange Nadel in die Führung, die Cotton am Kopf trug. Die Spitze drückte gegen seinen Schädel. Der Fremde hob einen kleinen Hammer.
In diesem Moment hörte Cotton Lärm aus dem Nebenraum. Laute Schritte polterten auf den Dielen.
»Die Waffe runter!«, peitschte Deckers Stimme von der Tür her.
Eine hastige Bewegung an Cottons Seite.
Ein flatternder Mantel.
Schüsse.
»Passen … auf, Phil …«, murmelte Cotton.
Stille und Vergessen.
6
»Cotton? Cotton, sind Sie da?«
Deckers Stimme klang gedämpft an sein Ohr. Der Schlag auf die Wange war dagegen sehr deutlich. Cotton öffnete die Augen.
»Sie haben mich geschlagen!«, flüsterte er.
»Sie sind im Dienst eingeschlafen«, antwortete Decker und lächelte.
Cotton setzte sich auf. Decker versuchte, ihn unten zu halten. »Es ist gut, dass Sie wieder bei Bewusstsein sind. Aber Sie sollten liegen bleiben. Der Rettungswagen muss gleich hier sein.«
Cotton wehrte ihre Hand ab. »Rettungswagen, Unsinn. Ich bin gleich wieder … wow!«
Er hatte die Beine über die Bettkante geschwungen und sich hingestellt. Jetzt taumelte er, und Decker musste ihn stützen. Cotton ließ sich wieder auf die Matratze sinken.
»Lassen Sie es langsam angehen«, sagte Decker. »Wir wissen nicht, was der Kerl Ihnen gespritzt hat.«
»Wo ist er?«, fragte Cotton.
Decker wies auf die andere Seite des Raumes. Das große Fenster stand offen. Dahinter lag die Feuertreppe, wie Cotton wusste. »Entkommen.«
»Entkommen …«, wiederholte Cotton. »Ich hoffe, er ist nicht richtig entkommen.«
Decker schüttelte den Kopf. »Dillagio bleibt an ihm dran. Wenn wir Glück haben, hat er dem Kerl bald einen Sender untergeschoben, und dann führt Mercury uns zu den Hintermännern.«
»Und wenn wir Pech haben, hängt unser glitschiger Mister Quecksilber Steve auch noch ab, und wir haben gar nichts. Sie sollten nicht hier sein. Sie sollten Dillagio unterstützen.«
»Ich konnte Sie nicht so liegen lassen«, sagte Decker. »Wissen Sie noch, wie wir die anderen Opfer gefunden haben? Ich wusste ja nicht mal, ob Sie überhaupt wieder wach werden.«
Cotton schaute sich um. Neben ihm auf dem Bett lag das seltsame Drahtgestell, das der Killer ihm aufgesetzt hatte. An den Schrauben klebte Blut. Behutsam wischte Cotton sich mit der Hand über den Kopf. An manchen Stellen tat es weh, aber es fühlte sich nichts feucht an.
»Um ein Haar wär’s sch…schiefgegangen«, räumte er ein. Seine Stimme kam immer noch schleppend. »Ich dachte schon, Sie wären weg und kämen gerade rechtzeitig zurück, um meinen scheintoten Körper rauszutragen. Was ist eigentlich passiert?«
»Nachdem Dillagio einen zweiten Verdächtigen gemeldet hat, der unten das Haus verließ, sind wir dem Mann gefolgt. Und dann habe ich beschlossen, auf Ihre altbewährte Taktik zurückzugreifen: Ich bin meinem Bauchgefühl gefolgt.«
Sie lächelte Cotton an. Der verzog das Gesicht und versuchte, den
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