Tod auf Bestellung
abgeschnitten.
»Sie schon wieder«, hörte er den Killer. »Ist das alles, was das FBI aufzubieten hat?«
Cotton spähte um die Ecke. Mercury war bis zur Wand zurückgewichen. Er hielt die Schwester immer noch vor sich und drückte seine Waffe gegen die Schläfe der kreidebleichen Frau. Die anderen Personen in der Halle hatten hinter den Rolltragen und Transportwagen Deckung gesucht.
»Geben Sie auf, Mercury«, rief Cotton. »Ihre Flucht ist gescheitert. Wir haben die Ausgänge gesichert, und mit einer Geisel kommen Sie auch nicht weiter.«
Eine Aufzugtür öffnete sich. Mercury schoss sofort in die Richtung. Die Kugel schlug in die Matratze eines Rollbettes, das vor dem Lift wartete. Der Pfleger daneben hielt die Hände über den Kopf und schrie auf.
Die Aufzugkabine war leer.
Mercury schob sich seitwärts darauf zu.
»Das sehe ich anders«, sagte er. »Was wollen Sie tun, wenn ich jetzt einfach gehe? Durch die Frau hindurchschießen?«
Cotton sah Mercurys Grinsen hinter den schwarzen Haaren der Krankenschwester. Die Stimme des Killers klang immer noch spöttisch. Er ließ sich nicht anmerken, ob er Cottons Bluff glaubte. Immerhin versuchte er nicht mehr, durch die Gänge zu entkommen, also ging er wohl tatsächlich davon aus, dass weitere Beamte an den anderen Zugängen warteten.
Aber wohin wollte er dann?
»Sie wissen doch, wie Geiselnahmen enden«, sagte Cotton. »Irgendwann geht es immer schlecht aus. Lassen Sie die Frau los, bevor noch jemand zu Schaden kommt. Wenn Sie wirklich so ein Profi sind, dann wissen Sie auch, dass wir Sie nie mit einer Geisel davonkommen lassen.«
Der Killer schnaubte. Rückwärts wich er in den Aufzug zurück. »Warum überlassen Sie die Verhandlungen nicht einem Polizeipsychologen? Sie haben das jedenfalls nicht drauf. Eigentlich haben Sie überhaupt nicht viel drauf, wenn ich’s mir recht überlege. Wir sind uns schon zwei Mal begegnet, und beim dritten Mal werden Sie auch nicht besser dastehen.«
Die Tür begann sich zu schließen. Cotton biss die Zähne aufeinander. Er zielte auf den Türspalt, hinter dem der Killer mit seiner Geisel stand. Doch die Deckung des Mannes war gut genug. Cotton konnte keinen Schuss riskieren.
Wenn die Krankenschwester einen kleinen Schritt zur Seite macht, dann vielleicht …
Nein. Keine gute Idee. Der Killer hatte die Waffe an der Schläfe der Frau, die steif und wie gelähmt dastand. Einen Augenblick noch, dann war die Aufzugtür zu und Mercury wieder einmal entkommen.
In diesem Moment schob der Killer einen Fuß vor. Die Tür ging wieder auf.
»Sie haben recht«, sagte er. »Wir wissen alle, wie Geiselnahmen enden. Kürzen wir das Unvermeidliche ab.«
Er senkte die Waffe und feuerte. Die Krankenschwester schrie gellend auf. Mercury stieß sie aus dem Aufzug und ging hinter der Tür in Deckung. Die Frau brach auf dem Boden der Halle zusammen.
Cotton rannte los und gab zwei Schüsse auf den Lift ab, Mercury erwiderte das Feuer und schoss ungezielt in seine Richtung. Die Krankenschwester lag zwischen ihnen. Sie lebte noch und richtete sich halb auf, doch Cotton sah die Blutlache, die sich beängstigend schnell unter ihr ausbreitete.
»Die Beinarterie«, rief Mercury durch die sich schließende Aufzugtür. »Sie müssen sich entscheiden, Bulle. Retten Sie ein Menschenleben, oder laufen Sie weiter hinter mir her?«
Die Türflügel schlugen aufeinander.
*
Cotton stürmte die Treppen hinauf. Im Erdgeschoss war Mercury nicht ausgestiegen, davon hatte Cotton sich überzeugt. Also wollte er aufs Dach, auch wenn Cotton keine Ahnung hatte, wie der Killer von dort herunterkommen wollte.
Der Atem brannte in Cottons Lunge. Er hatte das Gefühl, ohne Unterbrechung gerannt zu sein, seit er aus dem Wagen gestiegen war. Doch er musste weiter. Jetzt hörte er Deckers Stimme wieder in seinem Ohrstöpsel, und das Einsatzkommando. Aber er hatte keine Luft mehr, um sich zu melden.
Er musste Mercury stellen, bevor der Killer einen weiteren Fluchtweg fand!
Die Tür auf das flache Dach hinaus stand offen. Cotton hielt kurz inne und schöpfte Atem. Dann trat er die Tür ganz auf, sprang hinaus und duckte sich sofort.
Das Dach lag vor ihm – eine ebene Fläche, die sich inmitten zweier weitaus höherer Gebäudeflügel erstreckte. Abluftschächte und Kamine ragten daraus empor. Manche wirkten wie kleine weiße Bungalows. Cotton schlich zwischen den Hindernissen hindurch und lauschte angespannt.
Doch Mercury versuchte nicht einmal, sich eine Deckung
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