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Tod auf Bestellung

Tod auf Bestellung

Titel: Tod auf Bestellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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wussten nicht einzuschätzen, was gerade passiert war. Sie kannten den vermeintlichen Taschendieb nicht, ebenso wenig den Farbbeutelwerfer und die Frau, und schon gar nicht den Mann im Anzug, der als Opfer hatte herhalten müssen.
    Einige Demonstranten setzten sich unauffällig ab. Ihnen wurde die Sache wohl zu heiß. Die übrigen rückten zumindest ein Stück auseinander. Cotton wurde bewusst, dass ihre Deckung schwand. Er tat einen Schritt auf Decker zu.
    »Alles klar?«, flüsterte er.
    Sie hielt ihm das Handy hin, geschützt von ihrem Körper, sodass nur er es sah. Dabei blickte sie dem davoneilenden Killer nach und schürzte die Lippen.
    Cotton verstand. Sie hatte das Mobiltelefon an sich nehmen und den Chip austauschen können, während Mercury durch den Taschendieb und die Brieftasche abgelenkt gewesen war. Aber sie war kein zweites Mal an den Killer herangekommen, um das manipulierte Handy zurückzustecken.
    Kurz entschlossen lief Cotton an ihr vorbei, wobei er ihr das Handy entriss, und eilte Mercury hinterher. Er setzte alles auf eine Karte.
    »He, Mister!«, rief er.
    Mercury fuhr herum. Seine Augen wurden schmal.
    »Sie haben Ihr Pelzbonzentelefon verloren.« Er warf es in hohem Bogen in Mercurys Richtung. Der fing es wortlos auf und ging weiter.
    Cotton blieb zurück. Er wartete, bis Mercury außer Sicht war, und atmete auf. Dann schaute er sich nach den übrigen Tierschützern um. »Na, wie war das?«, fragte er. »Kommt, Leute. Jetzt gehen wir ins Hotel und mischen seine Kollegen auch noch auf.«
    Seine Worte bewirkten, was er erwartet hatte: Die übrig gebliebenen Demonstranten wollten nichts mehr mit der Sache – besser gesagt, mit ihm – zu tun haben und verdrückten sich. Die kleine Versammlung löste sich auf.
    Eine Minute später traf Cotton sich mit Phil Decker hinter der nächsten Ecke. Decker schaute sich um. »Wie sieht’s aus?«, fragte sie. »Kommt Ihr angeheuerter Taschendieb auch noch, um seinen Lohn abzuholen?«
    »So weit kommt’s noch, dass ich einen Dieb bezahle«, gab Cotton zurück. »Nee, Archie war mir einen Gefallen schuldig.«
    »Ich bin immer wieder überrascht, was für Freunde so ein Excop mitbringt. Beim Streifendienst auf der Straße kommt man dem Verbrechen wohl sehr nahe.«
    Cotton zuckte die Achseln. »Man lernt eine Menge Leute kennen. Und wir brauchten einen Profi, damit wir unseren Verdächtigen unauffällig filzen können.«
    »Es war trotzdem heikel«, entgegnete Decker. »Und auffällig. Es gab ein paar Augenblicke, da dachte ich, der Plan läuft aus dem Ruder.«
    »Vergessen Sie nicht, Decker: Sie waren diejenige, die sich nicht in sein Hotelzimmer schleichen wollte. Was meinen Sie, hat er’s geschluckt?«
    »Zeerookah hat sich noch nicht gemeldet, also hat unser Verdächtiger sein Handy nicht gleich weggeworfen. Was Mercury von der ganzen Sache hält, weiß ich nicht. Ob er Verdacht geschöpft hat, erfahren wir wohl erst, wenn er seine Verabredung heute Nachmittag einhält. Kommen Sie, Cotton. Bis es so weit ist, will ich zumindest meine Perücke loswerden. Das Ding juckt höllisch.«
    Cotton grinste. »Und es ruiniert Ihnen die ganze Frisur, stimmts?«

7
    Die Büros der Morningside Health Organisation lagen in einem sechsstöckigen Haus am Rockaway Parkway in Brooklyn. Das schmutzig weiße Gebäude schmiegte sich unmittelbar an die rötlichen Mauern des Brookdale Hospital and Medical Center, wie ein Anbau, aber tatsächlich gab es keinen Durchgang zwischen den Gebäudeteilen.
    Mercury fand sich pünktlich um halb vier dort ein. So geheimnisvoll war der Treffpunkt also gar nicht gewesen, befand Cotton.
    Gemeinsam mit Decker und Zeerookah saß er in einem Kleinbus vor dem Gebäude. Decker leitete den Einsatz und kommandierte das SWAT-Team, das in zwei weiteren Einsatzwagen einen Block entfernt wartete.
    Sie stand neben Zeerookah, der seine obligatorischen Bildschirme um sich her aufgebaut hatte, obwohl sie eigentlich nur die Lautsprecher brauchten. Immer wieder wischte Decker sich über ihre roten Hände. Sie hatte einiges von Cottons Farbbeutel abbekommen, als sie heute Mittag den Verdächtigen berührt hatte, und bisher war die Farbe nicht abgegangen.
    »Sie sehen aus wie ein Bankräuber, dem das Sicherheitspäckchen explodiert ist«, meinte Cotton anzüglich.
    Decker warf ihm einen Blick zu, bei dem er froh sein konnte, dass Zeerookah zwischen ihnen saß. »Wenn wir gewusst hätten, dass er ohnehin hierherkommt, hätten wir einfach das Büro verwanzen

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