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Tod auf Bestellung

Tod auf Bestellung

Titel: Tod auf Bestellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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zu suchen. Er kauerte am Dachrand, dort, wo das Flachdach nicht von umliegenden Bauten abgeschlossen war. Er hatte sich hingehockt und machte Anstalten, an der Fassade nach unten zu klettern. Cotton hatte keine Ahnung, ob der Killer eine Chance hatte, auf diesem Weg zu entkommen – aber ganz sicher nicht, solange er hier oben mit der Waffe in der Hand stand und den Kerl herunterholen konnte.
    Cotton nahm Mercury ins Visier und stieß keuchend hervor: »Keine Bewegung.«
    Mercury schaute ihn an. Er hatte die eigene Waffe weggesteckt, um beide Hände zum Klettern frei zu haben, deshalb sah er sich Cotton jetzt hilflos gegenüber. Nur eine ebene Fläche von fünfzehn Yards trennte die beiden Männer voneinander, und es gab kein Versteck, in dem Mercury sich verkriechen konnte.
    Cotton sah etwas in den Augen des Killers aufblitzen – Respekt, möglicherweise. Am spöttischen Lächeln auf den Lippen hatte sich allerdings nichts geändert, und der Mann, der sich Mercury nannte, sprach immer noch so leichthin, als wäre das alles bloß ein Spiel für ihn. Ein Spiel, bei dem er die Regeln bestimmte.
    »Sie geben wohl niemals auf, was?«, rief er Cotton entgegen.
    »Niemals«, antwortete Cotton, hielt die Waffe vorgestreckt und trat langsam auf Mercury zu.
    »Sie haben sogar die Kleine im Keller verrecken lassen, um mich zu kriegen. Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
    Cotton lachte kurz und trocken auf. »Sie sind ein Idiot, Mercury«, sagte er. »Haben Sie vergessen, dass wir in einer Klinik sind? Unten im Keller war eine ganze Schar von Ärzten und Krankenschwestern, die genau für so etwas ausgebildet sind. Also habe ich mich auf das konzentriert, was mein Job ist.«
    Mercury legte den Kopf schräg. »Ja, das stimmt wohl. Mein Fehler. So was passiert, wenn man improvisieren muss. Aber das spielt keine Rolle, Sie kriegen mich trotzdem nicht. Denn auch ich gebe niemals auf, wenn ich mich jemandem an die Fersen geheftet habe.«
    Langsam richtete er sich auf, hielt die Hände jedoch erhoben. »Ich werde entkommen, Bulle, und dann werde ich Sie wieder besuchen. Und Ihre Familie. Und Ihre Freunde. Ich habe viel Zeit, jetzt, wo ich Ihretwegen meinen alten Job verloren habe.«
    Cotton schaute Mercury misstrauisch an. Er war noch zehn Yards entfernt. Der Killer stand gebückt an der Dachkante. Cotton sah keine Möglichkeit, wie der Mann entkommen konnte.
    »Dann viel Glück«, sagte er. »Zeit werden Sie haben. Allerdings wenig Bewegungsfreiheit, denn so eine Knastzelle ist kein Wohnzimmer. Und jetzt kommen Sie von der Brüstung runter und nehmen die Hände auf den Rücken.«
    »Von der Brüstung runter?«, wiederholte Mercury. »Aber gern!«
    Er sprang.
    Cotton schoss. Doch der Killer sprang nicht in seine Richtung – er sprang vom Dach in die Tiefe. Die Kugel jagte über ihn hinweg, und Mercury verschwand hinter der Kante.
    Cotton fluchte. Mit einem Satz erreichte er den Dachrand. Unterhalb der Klinik befand sich ein kleiner Park. Ein Baum erhob sich nicht weit vom Gebäude entfernt. Cotton sah, wie Mercury durch die Äste des Baumes brach, bis er unten auf dem Rasen landete und sich abrollte.
    Cotton zielte und schoss noch einmal, aber Mercury ging hinter dem Baum in Deckung, bevor er die Flucht ergriff. Cotton schwenkte den Lauf seiner Waffe hinter dem Mann her. Als Mercury das nächste Mal zwischen den Bäumen auftauchte, waren Patienten und Besucher in seiner Nähe, die nun wild durcheinanderliefen, als sie die Schüsse hörten.
    Mercury entfernte sich rasch. Vom Dach bis zum Ziel war die Entfernung schon zu groß für einen sicheren Schuss mit der Pistole. Der Killer hatte den Sturz allerdings nicht unbeschadet überstanden. Obwohl er zügig ging, humpelte er und bewegte sich vorsichtig. Es sollte nicht schwer sein, ihn einzuholen.
    Cotton dachte kurz darüber nach, hinterherzuspringen – aber das war die Tat eines Verzweifelten oder Verrückten. Man konnte Glück haben, wie Mercury, und die Zweige bremsten den Sturz. Genauso leicht aber konnte man von einem Aststumpf durchbohrt werden, sich an dem Baum die Knochen brechen oder zerschmettert liegen bleiben.
    Cotton war noch nicht so weit, seine Beute auf diese Weise zu verfolgen.
    »Ach, verdammt«, knurrte er und stellte das Funkgerät auf Sprechen. »Decker, ich habe den Verdächtigen. Er läuft im Park neben dem Hauptgebäude in Richtung 98th oder Church Avenue. Schicken Sie Ihr Team dorthin.«
    Hoffentlich schnappen sie den Scheißkerl , dachte er.
*
    Es dauerte

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