Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
beachten. »Es sind unglaublich viele Proben genommen
worden. Bis die Forensiker ausgetüftelt haben, wie viele Menschen die Höhle in
letzter Zeit genutzt haben, sind die Verdächtigen schon an Altersschwäche
gestorben.«
»Ganz genau«, erklärte Arantxa. »Wir wussten ja noch nicht mal,
wohin mit den Spuren. Unsere Forensik ist eh überlastet, und die in Barcelona
hat auch gleich abgelehnt. Wir mussten den ganzen Quatsch nach Valencia
schicken. Die Proben von gestern, die aus den jeweiligen Zentralhöhlen, sind
aber teilweise schon fertig erfasst, und da gibt es zwei Auffälligkeiten.«
»Welche denn?«, fragte Berger neugierig.
»Die Bösewichte, die in der einen Höhle tätig waren, hatten mit der
anderen nichts zu tun, und sie können nicht aus nur einer Familie stammen.«
Arantxa klappte lautstark ihre Kladde zu.
García Vidal war enttäuscht. »Also das Worst-Case-Szenario: Es
könnte praktisch jeder mit jedem gewesen sein.«
» Sí , Señor.«
Er schüttelte den Kopf. »Es ist zum Knochenkotzen. Egal wo wir mit
den Ermittlungen ansetzen, wir schmieren ab.« Ihm fiel plötzlich etwas ein.
»Arantxa, ich bitte Sie, Señora Bauzá und Señora Álvarez für zwölf Uhr mittags
noch einmal in die Kanzlei des Notars zu bestellen. Ich will mit ihnen zusammen
in das Archiv gehen, vielleicht werden sie dann etwas gesprächiger.«
»Bis dahin sollten wir mal eine Bestandsaufnahme machen, was wir
alles auf der Habenseite sehen«, sagte Berger, um die Stimmung etwas aufzuhellen.
Sein Gesicht verfinsterte sich aber gleich wieder, als er von dem jungen
Wachtmeister einen halb verschütteten Cortado vorgesetzt bekam. »Señor
Sargento«, sagte er ironisch, »ich hätte gern einen neuen. Und ich wäre Ihnen
dankbar, wenn ich ihn aus der Tasse trinken könnte, statt ihn vom Tablett zu
schlürfen.« Er rieb sich mit nun wieder strahlender Miene die Hände und fasste
zusammen: »Wir haben in toter Form zwei schwule Nazis, eine Irakerin, den
Fischer Bauzá, das arme Schwein von Schickebier und Großvater Pepe. Des
Weiteren das Muränenfutter, bestehend aus dem Polizisten und dem Notar. Wir
nehmen an, dass die Nazis und die Irakerin den heimischen Schmugglern bei ihrer
irrwitzigen Suche nach spaltbarem Material in die Quere kamen und Schickebier mit
dem Foto von den auswärtigen Chefschmugglern abgelost hat. Vierfache
Todesursache: zur falschen Zeit am falschen Ort. Das gilt wohl auch für den
toten Kollegen von der Guardia Civil. Er hat Narratx nur kurz melden wollen,
dass er abgehört wird. Der wurde allerdings gerade umgebracht, weil er dem
Comisario einen Tipp gegeben hatte. Schließlich haben die beiden auf der Straße
weithin sicht- und vielleicht sogar hörbar miteinander geredet. Für die Mörder
war das offensichtlich Grund genug. Abhören konnten sie ihn da unten ja nicht.
Zeuge am Mord des Notars zu werden, war auch das Todesurteil des jungen
Kollegen. Bleiben als ermittlerischer Störfaktor also nur noch Angel Bauzá und
Großvater Pepe.«
»Nein«, widersprach der Comisario. »Kein Störfaktor. Wenn wir Bauzás DNA in der Höhle nachweisen können, in der die
Flüchtlinge untergebracht waren, ist erwiesen, dass das Kerngeschäft des
Bauzá-Clans entgegen den Beteuerungen der feinen Señora Bauzá Cantratx der
Menschenhandel ist. Für das Rauschgift wäre demnach die Familie Álvarez
zuständig.«
»Das könnte sein, muss aber nicht«, bestätigte Berger. »Wenn dem
aber so wäre, dann hätte Bauzá folgerichtig als Verräter liquidiert werden
müssen, als wir die Rauschgifthöhle fanden, also nach Opa Pepe. Gestorben ist
er aber vorher. Die Reihenfolge ist falsch.« Nun bekam er doch endlich eine
volle Tasse. »Gibt es von den Beamten, die wir zur Bewachung der Clan-Chefinnen
und des Hafenmeisters abgestellt haben, etwas Neues?«
»Nein«, kam es niedergeschlagen vom Comisario. »Der Hafenmeister
macht nichts weiter als seinen Dienst, und die beiden Damen bleiben mit ihren
Hintern schön zu Hause. Es telefoniert keiner, und es werden auch keine Mails
geschrieben.«
»Das hört sich nach allgemeinem Abwarten an«, warf der Bischof ein,
»als würde man absichtlich Funkstille halten.«
» Sí , Señor.« García Vidal massierte sich
die Stirn. »Verdammt, ich weiß einfach nicht, wo ich ansetzen soll.«
Alles brütete eine Weile vor sich hin.
»An was für einer Aktion ist eigentlich Frau Katzev beteiligt?« fragte
Berger.
»Darüber darf ich nichts sagen.« García Vidal machte eine
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