Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
Morgen, Lieblingsgräfin. Ich wünsche,
wohl geruht zu haben.«
»Guten Morgen, Lieblingsmatrose«, schnurrte sie. »Ich hatte seit gut
und gerne zwölf Stunden keinen Orgasmus mehr. Ich beginne, mich zu langweilen.«
»Eijeijei …« Berger stöhnte auf. »Wenn Durchlaucht nur davon reden,
beginnt sich bei mir schon etwas zu regen – was mir das Betätigen eines
Schiffsruders anatomisch nahezu unmöglich macht. Ich wäre Ihnen darum dankbar,
wenn jetzt eine etwas neutralere Botschaft folgen würde.«
»Soll ich ein Schreiben vom Finanzamt erfinden, nur damit Señor
Erbherzog keine Erektion mehr hat?«
»Was heißt hier ›Erbherzog‹? Noch weiß ich offiziell gar nichts darüber,
und bevor es so weit ist, sollte mich das liebe Tantchen überhaupt einmal
gefragt haben, ob ich das will.«
»Wozu?«, fragte Rosa gelangweilt. »Um eine Absage auszuschließen,
fragt Tantchen niemals.«
»Nun gut, darüber diskutieren wir später. Gibt’s was Neues?«
»Nein. Ich wollte nur wissen, wo Sie sind, damit ich heute Nachmittag
mit Ihrem Boot nachkommen kann.«
»Wir schippern dann vermutlich irgendwo an der Südwestseite Cabreras
herum. Bei der Größe dieses Kahns dürften wir nicht zu übersehen sein. Sie
sollten aber noch mal Sprit bunkern. Am besten in Colonia Sant Jordi, da war er
heute Morgen drei Cent billiger. Den Wassertank habe ich frisch desinfiziert.
Der lag jetzt eine Woche trocken. Den müssten Sie darum bitte auch auffüllen.«
»Okay, dann werde ich Sie vorerst mal wieder Ihrem Schicksal überlassen,
bis nachher.«
»Bis nachher«, flötete Berger. »Ich freu mich.«
»Was ich Ihnen übrigens schon gestern sagen wollte.« Rosa stockte
die Stimme, doch dann nahm sie allen Mut zusammen. »Ich liebe Sie.«
Bevor Berger etwas erwidern konnte, beendete sie schnell das
Gespräch.
Sein Herz glühte auf und zersprang fast vor Verlangen nach ihr. Er
benötigte einige Minuten, bis er sich wieder im Griff hatte.
»Na, da haben sich der Herr Residente aber ganz hübsch was eingebrockt«,
raunte er vor sich hin. »Ich bezweifle, dass Sie aus diesem Schlamassel jemals
wieder rauskommen, Señor.« Er beugte sich etwas nach links, um sein Gesicht im
Bootsrückspiegel betrachten zu können, und lächelte sich selbst zu. »Aber will
ich das überhaupt?«
Crasaghi betrat das Ruderhaus. »Mit wem unterhalten Sie sich denn
da?«
»Mit mir«, entgegnete Berger trocken.
»Haben Sie dabei etwas Neues erfahren?«
»Ja.«
»Und was, wenn ich fragen darf?«
Berger lächelte ihn an. »Dürfen Sie nicht.«
»Auch gut.« Crasaghi grinste. »Wann werden wir die Südwestspitze der
Insel erreichen?«
»Keine Ahnung, ich kenne dieses Schiff und die Strömungen auf dieser
Seite noch nicht so gut. Ich schätze mal, in einer Stunde.« Berger schaute aus
dem Seitenfenster und nickte zufrieden. »Na also, da sind ja die Gäste, die ich
Ihnen gern zeigen wollte.« Er wies auf eine rund zehnköpfige Delphinschule, die
sich von Steuerbord her immer näher auf sie zubewegte.«
»Was ist das für ein herrliches Spektakel.« Hin und weg von dem Anblick
betrat der Bischof das Deck hinter dem Steuerhaus und konnte sich an diesem
Naturschauspiel gar nicht sattsehen.
***
»Kann mir mal jemand sagen, in was wir da hineingeraten sind?« Mira
schnaufte vernehmlich.
Fatma schaute sie verständnislos an. »Wieso sind wir irgendwo hineingeraten?«
»Na, glaubst du vielleicht, dass das für Cabrera normal ist, drei Mordopfer
beim Baden zu erwischen?«
»Meinst du denn, dass sie ermordet worden sind?«
»Ich kann mir kaum vorstellen, dass das ein normales mallorquinisches
Bestattungsritual für Sporttaucher ist.«
»Aber ich habe keine äußerlichen Verletzungen gesehen.«
»Wir haben die drei ja auch gar nicht darauf untersucht. Die Frau
schien mir von der Hautverfärbung her aber noch nicht ganz so lange tot zu sein
wie die beiden Männer.« Mira schälte sich nachdenklich aus ihrer Tarierweste.
»Ich weiß nur eines genau, wir sollten uns verdammt vorsehen, dass uns hier
niemand entdeckt. Ich habe absolut keinen Bock darauf, demnächst ebenfalls an
Gewichten auf dem Meeresgrund zu baumeln.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Fatma. »Wir sollten aber sicherheitshalber
einen Bericht darüber anfertigen und wegschicken. Falls es irgendwelche
politischen Verwicklungen geben sollte, sind wir so aus dem Schneider. Wenn die
Toten wirklich ermordet wurden, können wir leicht in Verdacht geraten, daran
beteiligt gewesen zu
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