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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sein.«
    »Hoffentlich treiben sie weit genug weg, damit wir weiterhin unsere
Ruhe haben. Wir sollten sicherheitshalber das Tarnnetz an den Felsen anbringen
und uns auch einmal an Land umsehen. Den dreien war jemand nicht sehr
freundlich gesinnt, und ich habe das dumme Gefühl, dass auch wir nicht sicher
sind, wenn man uns hier entdeckt.«
    ***
    Von den Delphinen begleitet, fuhr die gecharterte Llaut in südlicher
Richtung querab zu Cabreras Westküste.
    »Señor Residente, können Sie mir etwas zu diesem phantastischen
Fleckchen Erde erzählen?«
    »Ein wenig schon«, sagte Berger, »denn es hat wirklich eine bewegte
Geschichte. Der Cabrera-Archipel besteht aus dieser Hauptinsel und siebzehn
weiteren kleinen Inselchen, die aber so klein sind, dass nicht einmal alle
einen Namen haben. Sie alle hingen irgendwann geologisch mit Mallorca zusammen,
bis sie vor rund fünfzehntausend Jahren durch ein Erdbeben abgetrennt wurden.
Was vor Christi Geburt mit und auf Cabrera geschah, ist nicht so bekannt, da
die Chronisten eigentlich erst mit den Römern diese Inselgruppe entdeckten. Die
Phönizier und die Karthager waren aber wohl schon vor unserer Zeitrechnung
hier. Die Legende besagt, dass der große Hannibal hier geboren wurde. Sicher
ist, dass Cabrera vom ersten bis zum sechsten Jahrhundert nicht nur ein
römischer Ziegenbunker, sondern von den Römern auch richtig besiedelt war.«
    »Ziegenbunker?«
    »Ja, die römischen Seefahrer haben hier Ziegen ausgewildert, damit
sie sich ungehemmt vermehren konnten. Immer wenn ein römisches Handelsschiff
anlegte, haben die sich ein paar Viecher abgegriffen, damit sie wieder was auf
der Stulle hatten.«
    »Cabrera war damals also eine Art antikes Drive-in?«
    »Kann man sagen.«
    »Die Römer, die hier fünfhundert Jahre lang lebten, waren demnach
für die Ziegen zuständig?«
    »Nee. Cabrera war auch die römische Viagra-Küche. Für ihre Orgien
hatten die Herren Senatoren nicht genug Tinte auf dem Füller, und so mussten
Aphrodisiaka en gros eingeführt werden.«
    »Neben den Ziegen haben die Römer also eine Art Viagra-Plantage
aufgezogen?«, fragte Crasaghi amüsiert.
    »Nein, die haben die Wunderpillen aus Fischsedimenten hergestellt.
Archäologen haben das anhand irgendwelcher Tontopfscherben nachweisen können.«
    »Wer oder was kam nach den Römern?«
    »Im neunten Jahrhundert folgten die Araber, die Cabrera auf dem Weg
zum spanischen Festland ebenfalls als Raststätte nutzten. Und was den Römern
und Arabern recht war, war den Piraten des Mittelmeeres nur billig. Man ist
sich relativ sicher, dass in irgendeiner Höhle oder Grotte, und von denen gibt
es auf Cabrera Tausende, noch die eine oder andere Schatztruhe auf ihre
Wiederentdeckung wartet.«
    »Ist das der Grund, warum die Insel von den spanischen Behörden so
besonders geschützt wird?«
    »Auch«, bestätigte Berger. »Könnten die Schatzjäger und Touristen
auf dieser Insel tun, was und wie sie wollen, wäre in den vergangenen dreißig
Jahren kein Stein auf dem anderen geblieben. Cabrera wäre eine Wüste –
oder noch schlimmer: ein Spielkasino. Franco hat die Insel bereits im Zweiten
Weltkrieg wegen ihrer strategischen Bedeutung zum militärischen Sperrgebiet
erklärt. Das war aus meiner Sicht so ziemlich das Einzige, was der alte Knabe
wirklich gut gemacht hat.«
    Crasaghi kratzte sich am Kinn. »Aber zwischen den Piraten und Franco
muss doch noch etwas gewesen sein?«
    »Oh ja. In der Zeit der Krone Aragons, so im 14. Jahrhundert, wurde
Cabrera militärisch befestigt. Zum Schutz vor Piraten und anderen Besatzern
wurde über der Hauptbucht der Insel, man nennt sie Es Puerto, eine Burg
errichtet. Somit war der einzige schiffbare Naturhafen gesichert.«
    »Aber auch die Franzosen sollen mal hier gewesen sein. Da gibt es
sogar ein Denkmal, oder nicht?«
    »Richtig, aber das waren keine Besatzer, sondern irgendetwas zwischen
neun- und zwölftausend napoleonischen Kriegsgefangenen. Die Zahlen schwanken
heftig. Die Spanier hatten diese armen Teufel während der Unabhängigkeitskriege
bei der Schlacht von Bailén hopsgenommen und auf Cabrera interniert. Das in Frankreich
immer noch kursierende Gerücht, dass es auf Mallorca nur schlechte Hotels geben
soll, stammt aus dieser Zeit. Zwischen drei- und fünftausend Soldaten der
Grande Armée haben die Zwangsferien nämlich nicht überlebt. Man hat die armen
Schweine einfach sich selbst überlassen und nach ein paar Jahren nachgeschaut,
wie viele noch lebten. Für die Opfer

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