Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
dieser Untat ist das Denkmal errichtet
worden. Während des Ersten Weltkrieges haben die Spanier dann eine Garnison
errichtet, die es neben zwanzig ›Zivilinsulanern‹ noch heute gibt, die aber nur
aus ein paar Mann besteht. Sicher wird es Sie interessieren, dass Cabrera
außerdem eine Zeit lang ein Kloster beherbergt hat.«
»Sieh an«, kam es vom erstaunten Crasaghi. »Das habe ich gar nicht
gewusst.«
»Kein Wunder. Das waren Mönche, die sich von der katholischen Kirche
losgesagt hatten. Richtig viel Spaß hatten die aber wohl nicht miteinander,
denn irgendwann sollen die völlig verblödet und nackt am Strand herumgetanzt
sein.«
Crasaghi lachte laut auf. »Die Geschichte kenne ich auch, nur dass
das in L’Arenal war und heute Ballermann heißt«, erklärte er. »Aber sagen Sie
mal, was für eine Rolle hat Cabrera eigentlich im Zweiten Weltkrieg gespielt?«
»Keine strategische. Bis auf die Tatsche, dass Franco auf der Insel
eine Art pharmazeutisches Zwischenlager eingerichtet hat, war auf Cabrera
Ruhe.«
»Für wen war das Depot?«
»Für die Deutschen. Natürlich sollte von den Alliierten niemand
wissen, dass Hitlers Truppen von den Spaniern mit riesigen Mengen Penizillin
versorgt wurden. Franco schaffte die Medikamente auf die Insel, von wo sie dann
quasi unter der Nase der Briten durch deutsche U-Boote wieder abtransportiert
wurden.«
»Das müssen die Alliierten aber doch mitbekommen haben. Schließlich
mussten die Deutschen auch durch die Meerenge von Gibraltar, und außerdem waren
die Balearen doch unter strenger Beobachtung der Briten.«
»Das war denen auch ein Dorn im Auge. Was sie auch alles probiert
haben, die Meerenge zu schließen, es ist den Deutschen U-Booten immer wieder
gelungen, Gibraltar zu passieren. Wenn Sie darüber Genaues wissen wollen, dann
fragen sie Großvater Pepe, den Onkel des heutigen Hafenmeisters von Sa Ràpita.
Der alte Mann ist damals auf einem von den drei U-Booten gefahren, die Franco
besaß. Wenn jemand weiß, wie man mit so einer Büchse ungesehen herumschippern
und an Inselbunkern anlegen konnte, dann ist er es.«
Ein lauter Knall ließ die beiden hochschrecken. Das Geräusch war vom
Rumpf des Bootes gekommen. Sie mussten mit irgendetwas kollidiert sein. Etwas
Metallenem, das jetzt am Kiel entlangschubberte. Es ratschte plötzlich, als ob
zu allem Übel auch noch eine der Schiffsschrauben etwas abbekommen hätte.
Berger und Crasaghi schauten über die Reling. Dem Residente war, als könnte er
etwas Gelbes in der Gischt erkennen. »Heilige Scheiße«, entfuhr es ihm. »Ich
befürchte, wir haben einen Taucher überfahren. Haben Sie irgendwo ein Boot oder
eine Warnboje gesehen?«
Crasaghi schüttelte den Kopf. »Ich habe mich ehrlich gesagt mehr auf
Ihre Worte als auf das Wasser konzentriert.«
Berger schlug das Ruder hart nach Backbord, um das Boot so schnell
wie möglich zu wenden. »Wenn das wirklich ein Taucher war, dann lebt er
vielleicht noch. Daniele, machen Sie sich tauchfertig. Falls wir ihn zu weit
unter die Wasseroberfläche gewirbelt haben, müssen Sie nach ihm suchen.«
Kurze Zeit später jaulten beide Motoren auf. Berger hatte auf volle
Kraft rückwärts gestellt, um möglichst an der Stelle der Havarie zum Stehen zu
kommen. Als das Boot stand, kletterte er blitzartig auf die Flying Bridge auf
dem Dach des Ruderhauses. Von dort aus hatte er einen besseren Überblick.
»Daniele, sind Sie so weit?«
»Ja«, kam es von unten.
»Dann springen Sie mal rein. Ich kann nichts erkennen. Vielleicht
sehen Sie was von unten.«
Der Bischof befestigte eine lange Tauchleine erst an seinem Gürtel,
dann am Schiffsgeländer und ließ sich über die Heckreling rücklings ins Wasser
fallen. Anhand der Luftblasen konnte Berger von oben genau sehen, wo er sich
befand. Nach kurzer Zeit kehrte er um und schwamm zum Schiff zurück. Jetzt
konnte Berger erkennen, dass er etwas Gelbes hinter sich herzog. Genauso
schnell, wie er oben gewesen war, stand der Residente auch wieder an Deck und
schnappte sich einen Enterhaken, der immer griffbereit an der Seite des
Schiffsaufbaus hing, um Crasaghi zu helfen.
Es war tatsächlich ein Taucher, den der Bischof eingefangen hatte.
Berger rutschte das Herz vor Furcht über die Konsequenzen fast in die Hose.
Sein Gesicht schien Bände zu sprechen, denn Crasaghi versuchte ihn
zu beruhigen, kaum dass er den Lungenautomaten aus dem Mund hatte gleiten
lassen: »Der ist zwar mausetot, Señor Berger, aber das war er mit Sicherheit
schon,
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