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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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zu tun. Die bewaffnete Amazone trug nicht unbedingt dazu bei, dass
dieses Gefühl nachließ.
    »Reiß dich zusammen, altes Mädchen«, murmelte sie vor sich hin. »Du
hast den Krieg überstanden, dann wirst du auch diesen Mist hier überstehen.«
Sie lächelte so verblödet, wie sie nur konnte. »Miralein, hast du mir Besuch
mitgebracht?«
    Die Israelin durchschaute ihr Spiel sofort und sprach zu ihr, wie
man liebevoll mit einem Hirnamputierten zu sprechen pflegt. »Wir sitzen in der
Scheiße, Herzogin, ich hoffe sehr, dass die Dame hinter uns kein Wort von dem versteht,
was wir hier sagen.«
    Die Amazone brüllte wieder etwas auf Arabisch.
    »Sie fragt mich, ob Königliche Hoheit einen an der Klatsche hätten.«
    »Sagen Sie Ja«, jauchzte die Großherzogin. Ein Sabberfaden quoll ihr
aus dem rechten Mundwinkel, sie klatschte in die Hände und fing an zu singen.
»Backe, backe Kuchen, der …«
    Die Stimme der Amazone überschlug sich vor Zorn.
    Tante Auguste schwieg lieber, konnte es sich aber nicht verkneifen,
aus ihrer Spucke vorm Mund noch ein paar kleine Speichelblasen zu machen. Die
sowieso schon aufgeregte Libyerin fühlte sich nicht ernst genommen und drehte
vor Ärger fast durch.
    Mira nahm, wie ihr wohl von der Frau befohlen worden war, die Hände
auf den Rücken. Mit einer Hand legte die Amazone Stahlfesseln um ihre
Handgelenke und ließ sie zuschnappen. Nach weiteren Befehlen auf Arabisch musste
Mira rücklings vor ihr niederknien. Obwohl die Großherzogin kein Wort verstand,
hörte sich das, was die Amazone von sich gab, an, als ob ein Hassprediger beim
Freitagsgebet versuchen würde, die Menge der Gläubigen aufzustacheln. Mira
schienen diese Tiraden aber eher mit Furcht zu erfüllen. Sie wurde nämlich
aufgefordert, noch einmal zu Allah zu sprechen, dem sie gleich gegenüberstehen
würde.
    Die Libyerin steckte die Pistole weg, nahm eine Art Eispickel von
ihrem Gürtel und wollte gerade zustechen, da hörte sie dicht hinter sich einen
Schuss.
    Mira dachte, dass man auf sie geschossen hätte. Davon irritiert,
überhaupt keinen Einschlag zu spüren, drehte sie sich um und sah in die vor
Schreck geweiteten Augen der Amazone. Den Eispickel noch hoch in der Hand haltend,
drehte sie sich zur Seite, um zu sehen, wer ihr da in den Rücken geschossen
hatte. Die Großherzogin hatte eine wie ein Spielzeug anmutende, doppelläufige
Kleinkaliberpistole in der Hand und beobachtete gespannt, ob die Araberin nun
umfallen würde oder nicht. Um sicherheitshalber erneut schießen zu können,
schob sie die Verriegelung der Waffe zur Seite. Die Amazone begriff, dass sie
die alte Dame unterschätzt hatte, und machte mit dem Eispickel in der Hand
einen Schritt auf sie zu. Tante Auguste drückte ängstlich ein zweites Mal ab.
Der Einschuss in der Brust der Frau war deutlich zu stehen. Wieder wankte sie,
aber auch dieser Schuss konnte sie nicht fällen.
    Schon als Tomeu mit dem Jeep der Gräfin den Weg vom Tor hoch zum
Herrenhaus fuhr, waren Shakespeare und Filou außer sich vor Aufregung. Der
Wagen kam kaum zum Stehen, da sprangen beide Tiere schon wild kläffend aus dem
Auto und stürmten in Richtung Terrasse. Im wilden Galopp rannten sie auf die
schwarze Frau zu, Shakespeare mit großen Sätzen links um den Tisch herum, Filou
mit Trippelschritten den längeren Weg rechtsherum.
    Als die Amazone gerade mit dem Eispickel auf die Großherzogin
einstechen wollte, kam Shakespeare im Sprung angeflogen. Er schnappte nach dem
erhobenen Arm, riss die Frau zu Boden, und seine kräftigen Kiefer bissen
unbarmherzig zu. Das Krachen der Unterarmknochen ging allen Anwesenden durch
und durch. Die Amazone konnte gar nicht begreifen, wie ihr geschah. Plötzlich
schoss etwas ohrenbetäubend Quiekendes auf ihr Bein zu und biss sie ebenfalls.
Als sie begriff, dass sie von einem Schwein gebissen wurde, bekam ihr
Gesichtsausdruck etwas Panisches.
    Der riesige Wolfshund ließ den schlaffen Arm der Frau los, stellte
sich mit den Vorderbeinen auf ihre Brust und drückte sie so zu Boden. Er fletschte
wild knurrend die Zähne und hielt sein fürchterliches Gebiss ganz dicht,
jederzeit bereit, zum tödlichen Biss zuzufassen, neben ihre Kehle.
    Keinen Augenblick zu spät kam Tomeu auf die Terrasse gestürzt,
entwand der Frau den Eispickel, nahm die Pistole aus ihrem Gürtel und
durchsuchte, vom bitterbösen Knurren des Hundes begleitet, ihre Taschen nach
weiteren Waffen. »T-t-t-ranqu-qu-quilo, cánido« ,
sagte er beruhigend zu Shakespeare. Filou hatte

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