Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
das Schwein
bleibt.«
Wutschnaubend rauschte die Sprechstundenhilfe aus dem Wartezimmer,
zog ihren Kittel aus, knallte ihn auf den Empfangstresen und verließ die
Praxis.
Dr. Bunyol zuckte mit den Achseln und schaute sich mit einem
hilflosen Lächeln im Gesicht um. »Wer war der Nächste?«
***
Carmen und Berger schnappten sich den erstbesten Streifenwagen. Die
Gräfin kam angelaufen und konnte gerade noch zu ihnen in den Wagen steigen.
»Ramirez hat mich informiert. Er stellt ein SEK -Team
zusammen und kommt hinter uns her.«
Mit Blaulicht ging es in Richtung Santanyí. Über Funk forderte
Carmen Verstärkung bei der dortigen Guardia Civil an.
Dann unterrichtete Berger Carmen und die Gräfin über das, was er aus dem Verhör
mit dem Hafenmeister wusste.
***
Die Amazone hatte den Weg über die Klippen zum Herrenhaus der Finca
schon fast hinter sich. Es fehlten nur noch ein paar Meter, um auf die Terrasse
mit dem großen Swimmingpool zu gelangen. Die waren auch bald geschafft.
Vorsichtig zog sie sich über den Rand des Geländers, um die Lage zu peilen. Sie
sah eine junge, schwarzhaarige Frau, die so sehr mit einer alten Dame in ein
Gespräch vertieft war, dass sie ihre Umwelt völlig vergessen zu haben schien.
Eine weitere Person war durch die Fenster im Innern des Hauses nur schemenhaft
zu sehen. Sie schien in der Küche zu werkeln. Ansonsten war alles ruhig. Viel
zu ruhig für so ein großes Haus. Sicherheitshalber wartete sie noch eine Weile,
ob sich ein weiterer Bewohner dieser Riesenfinca auf der Terrasse zeigen würde.
Sie war sich aber ziemlich sicher, dass alle anderen am Trauergottesdienst für
den Polizisten teilnehmen würden. Auch der Tod dieses Mannes war ihr Werk. Das
hatte sie eigentlich gar nicht geplant gehabt, nur war der Mann zu seinem
Unglück genau in dem Augenblick aufgetaucht, als sie die Leiche des Notars an
den Schreibtisch setzen wollte. Sie hatte den toten Körper zu Boden gleiten
lassen, als sie die Tür des Vorzimmers klappen hörte, und sich hinter der Tür
versteckt. Der Mann war ins Büro gekommen und hatte sich über die Leiche
gebeugt, um vielleicht noch Erste Hilfe leisten zu können. In diesem Augenblick
hatte sie mit dem Haitöter zugestochen. Er hatte vermutlich nur ein Knirschen
gehört. Bevor der Schmerz des Einstichs von ihm überhaupt wahrgenommen werden
konnte, war sein verlängertes Rückenmark von diesem ungeheuren Luftdruck schon
zerstört gewesen. Er schien gut trainiert gewesen zu sein, denn seine Augen
waren noch eine Weile hin und her gewandert, bevor er den typischen Blick eines
Toten bekommen hatte.
Sie schaute auf ihre Uhr. Es war an der Zeit, ihr Rachewerk zu vollenden.
Sie zog sich erneut über das Steingeländer, um die Lage ein weiteres Mal zu
sondieren. Sie sah nichts Neues. Ihr war klar, dass sie zuerst den Mann im
Innern des Hauses ausschalten musste, damit sie sich ungestört um die von ihr
so verhasste Israelin kümmern konnte. Die alte Dame, die bei ihr saß, stufte
sie als gefahrlos ein.
***
Auch Dr. Bunyol war sofort von der kleinen Esmeralda gefangen. Vielleicht
lag das an ihren großen, klugen Augen, mit denen sie ihre Umwelt ganz genau und
sehr ernst, aber dennoch freundlich zu beobachten pflegte. Selbst während der
Untersuchung ließ sie den Doktor nicht aus den Augen.
»Señor«, er lächelte die kleine Dame an, während er mit Tomeu sprach,
»Ihre Tochter ist quietschgesund. Nur werde ich sie jetzt leider piksen müssen.
Ich hoffe sehr, dass es ihr nicht die Laune verderben wird.« Er zog eine
Spritze auf. »Tut mir leid, dass das hier etwas improvisiert ist, aber meinen
Vorzimmerdrachen haben wir ja gemeinsam in die Flucht geschlagen.«
»T-t-tut m-m-m-mir l-l-l-eid«, kam es betreten von Tomeu.
»Das muss Ihnen nicht leidtun, es war einfach an der Zeit.« Er desinfizierte
Esmeraldas Oberarm. »Das ist eine Mehrfachimpfung, deswegen gibt es nur einen
Stich.«
Die Kleine zuckte zwar ein wenig, als die Nadel in ihren Arm einstach,
und ihr Gesicht verzog sich etwas, aber sie schien sich selbst Tränen zu
verbieten.
»Meine Herren«, kam es anerkennend vom Doktor, »Ihre Kleine ist
nicht nur bildschön, sondern auch außergewöhnlich tapfer.« Er klebte ein buntes
Pflaster auf die Einstichstelle und überreichte dem Mädchen eine kleine Tüte
Gummibärchen. Esmeraldas Gesicht hellte sich merklich auf. »Ich habe jetzt ein
personelles Problem, Señor. Könnten Sie mir nicht für ein paar Tage Ihr Schwein
und Ihren Hund borgen? Ich
Weitere Kostenlose Bücher