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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ihr nach
vorn kam, ihr die langen Haare aus dem Nacken schob und einen Kuss auf ihren
Hals hauchte, in dem das Versprechen lag, sie intensiver zu küssen, sobald er
die Zähne geputzt hätte. Ja, Angelika fand, dass sie großes Glück gehabt hatte,
mit Mitte fünfzig noch einem Menschen wie Ralf zu begegnen.
    In der Nasszelle des Schiffes machte
sie eine Katzenwäsche, setzte auf dem Gasherd Wasser auf und begann, den Tisch
zu decken. Eine halbe Stunde später war der Kaffee fertig, das Brot
geschnitten, der Aufschnitt-Teller liebevoll mit Petersilie und Paprikawürfeln
verziert, und die Eier waren wachsweich gekocht. Auch den so üblichen und
erwarteten geliebten Kuss auf den Hals hatte sie erhalten.
    »Was steht heute auf dem Programm?«,
fragte sie, während er sein Ei aufklopfte.
    »Wangerooge. Von dort segeln wir zu
den übrigen Inseln, bis nach Borkum.«
    »Ach Ralf. Borkum. Darüber haben wir
doch schon gesprochen. Ich möchte nicht nach Borkum. Da war ich zuletzt mit dem
Vater meiner Kinder, und die Erinnerungen an den Urlaub sind nicht so schön.
Obwohl das natürlich nichts mit der Insel zu tun hat«, schob sie schnell
hinterher und nahm sich eine Scheibe Blanc de Blanc. Über sechzig Prozent Fett
hatte dieser Käse, das passte in ihre Trennkost.
    »Fangen wir erst einmal mit
Wangerooge an. Ich werde schon dafür sorgen, dass deine schlechten Erinnerungen
an Borkum wesentlich schöneren weichen.«
    »Ich lass mich überraschen.« Sie
musste lächeln.
    Er lächelte zurück. »Na dann, packen
wir's an. Wir werden bei diesem Wind circa fünf bis sechs Stunden brauchen.
Wenn wir gleich lossegeln, sind wir gegen späten Mittag da. Dann zeig ich dir
das Inselheim Rüstringen, in dem ich früher jedes zweite Jahr mit der Schule
war. Das gibt's nämlich immer noch.« Er steckte sich das halbe Ei auf einmal in
den Mund, eine Eigenart, an die Angelika sich leider immer noch nicht gewöhnt
hatte. »Ich werd gleich mal nebenan Bescheid sagen. Hast du mitgekriegt, dass
heute Nacht ein anderes Schiff bei uns festgemacht hat?«
    »Nein, ich hab tief und fest
geschlafen. Wir waren aber ja auch schon früh im Bett. Halb elf, oder?«
    »War wohl eher kurz nach elf. Ist
aber egal.« Ralf stand auf. »Ich geh mal hoch.« Er kletterte die kleine, fest
installierte Holzleiter hinauf, und Angelika hörte sein Rufen auch unten im
Salon. »Hallo?« Kurze Pause. Dann noch mal: »Hallo?«
    Es schien keine Antwort zu kommen.
Dafür steckte Ralf nach ein paar Minuten den Kopf durch die Luke. »Kannst du
mal hochkommen?« Angelika runzelte die Stirn, ließ den Abwasch Abwasch sein und
kletterte ebenfalls an Deck.
    »Guck mal.« Ralf wies auf das Heck
des Schiffes, das an ihrem festgemacht hatte.
    »Ach, du Scheibenkleister. Was ist
das denn?« Überrascht sah Angelika, dass sowohl am Namen als auch am
Heimathafen des anderen Schiffs herumgefuhrwerkt worden und beides nicht mehr lesbar
war.
    Ralf zog den einzig richtigen
Schluss: »Da ist was nicht in Ordnung«, sagte er.
    »Und was machen wir jetzt?
Informieren wir den Hafenmeister?«
    »Quatsch. Ich geh erst mal selbst
rüber. Vielleicht ist ja doch alles okay, und es gibt dafür einen Grund.« Ralf
war immer so anpackend, diesmal jedoch hatte Angelika Befürchtungen.
    »Sei vorsichtig«, riet sie, während
ihr Gatte schon auf die andere Jacht hinüberkletterte. Angelika war wirklich
nicht wohl bei der Sache. »Komm wieder rüber«, bat sie. »Lass uns zum
Hafenmeister gehen, der regelt das schon. Dafür ist er da.«
    Ralf schüttelte den Kopf und lief
nach vorn zur Plicht. »Hallo? Wir sind von der ›Angelika‹ und möchten in der
nächsten Stunde ablegen«, rief er erneut. Immer noch kam keine Antwort. Er warf
ihr über die Schulter einen beruhigenden Blick zu, drehte sich wieder nach
vorn, und Angelika sah, wie er erstarrte.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht. Hier sieht's aus,
als habe jemand heftig geblutet und alles wegwischen wollen.«
    Angelika wurde die Sache unheimlich.
»Komm wieder rüber«, bat sie.
    »Ach Quatsch.« Ralf kratzte sich am
Kopf. »Wahrscheinlich haben die gestern nach dem Anlegen noch mehrere
Einlauf-Bierchen getrunken. Vielleicht ist eine Flasche kaputtgegangen und
jemand hat sich daran geschnitten. Die liegen sicher noch in sauer. Ich guck
mal nach. Die Roll-Luke ist nicht gesichert.« Schon machte er sich an der Luke
zu schaffen.
    »Ralf. Bitte.« Angelika hielt das für
keine gute Idee. Aber Ralf ignorierte sie und stieg mit einem

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