Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
heraus.
»Danke erst einmal. Und falls Ihnen noch etwas einfällt: Hier steht, wie Sie
mich erreichen können. Ihre Personalien hat der Kollege aufgenommen?«
Beide Fademrechts
nickten.
***
»Weißt du, Horst,
ich finde, es ist ein Unding, dass Frau Gerjets uns so auflaufen lässt. Unser
letzter Tag auf Langeoog, und im Frühstücksraum ist nichts vorbereitet. Was
meint die denn, wer sie ist?« Edeltraud Schöneberg ließ ihrem Unmut freie Bahn.
Das machte sie immer so, ihr Mann hatte sich in über vierzig Jahren daran
gewöhnt. Zumindest glaubte Edeltraud das, denn er hatte nie aufbegehrt. »Die
glaubt wohl, weil wir die Unterkunft schon im Voraus bezahlt haben, kann sie
sich das erlauben. Ich werde den Fremdenverkehrsverein davon unterrichten. So
etwas macht man mit Edeltraud Schöneberg nur einmal. Immerhin waren wir zwei
Wochen hier und haben gutes Geld für den Aufenthalt bezahlt.« Sie schüttelte
den Kopf. »Ich versteh das gar nicht. Die Gerjets ist doch sicher auf
Mundpropaganda angewiesen. Nicht so wie die Hotels, die garantiert ihr festes
Publikum haben.«
Der letzte Satz
war ein klarer Seitenhieb in Richtung Horst, denn normalerweise verspürte
Edeltraud Schöneberg absolut keine Lust, in einer kleinen Pension zu wohnen.
In Pensionen
hatten sie ihrer Ansicht nach lange genug Urlaub gemacht. Die Zeiten waren ein
für alle Mal vorbei. Aber Horst war oft hier. Sehr oft. Sagte, er fühle sich
wohl in der Pension »Sanddorn«, man habe hier eine Art Familienanschluss, und
das sei, weil er ja beruflich als Vertreter für Gastronomiebedarf so viel
unterwegs war, viel schöner als der unpersönliche Service eines Hotels. Da
hatte Edeltraud es letztlich doch für nötig erachtet, die Pension, deren Wirtin
und den »Familienanschluss«, von dem Horst so angetan war, einmal selbst in
Augenschein zu nehmen. Obwohl dafür ihrer Meinung nach drei Tage vollkommen
ausreichend gewesen wären und sie den Rest des Urlaubs gern im Hotel verbracht
hätte.
Horst jedoch,
sonst eine Seele von Mensch, hatte diesbezüglich einfach gestreikt. Wenn sie
sich schon in der Pension einquartierten, dann, bitte schön, wollte er auch die
gesamte Zeit dort bleiben. »Wer A sagt, muss auch B sagen«, hatte er behauptet.
Edeltraud sah das zwar anders, diesmal jedoch hatte sie sich nicht durchsetzen
können. Dadurch war ihr nach langer Zeit wieder einmal bewusst geworden, dass
Horsts Arbeitgeber, die Chefs der Firma »Foodfit« in Bad Bederkesa, sich
glücklich schätzen konnten, einen Angestellten wie ihn zu haben. Oft machte er,
ohne zu klagen, Überstunden. Manchmal sagte Edeltraud scherzhaft, wenn sie
nicht wüsste, was für ein ehrlicher und sparsamer Typ Horst sei, würde sie
vermuten, eine Geliebte stecke hinter seiner häufigen Abwesenheit. Und genau
aus diesem Grund hatte sie letztlich eingewilligt, die kompletten zwei Wochen
in der Pension zu bleiben. Um Horst und die Pensionswirtin genau zu beobachten.
»Wer weiß, was
Simone davon abgehalten hat, uns das Frühstück zu machen. Sie wird einen
triftigen Grund gehabt haben. Den werden wir sicher noch erfahren«, meinte
Horst jetzt und zog die weiße Haustür der Pension hinter sich ins Schloss.
»Lass uns die Räder wegbringen und beim ›Inselbäcker‹ frühstücken. Die Fähre
geht ja erst um siebzehn Uhr dreißig, da haben wir noch den ganzen Tag Zeit.
Und bis dahin wird sie wiederaufgetaucht sein, dann kannst du ihr so richtig
die Meinung sagen.« Er grinste – wohl weil er natürlich genau wusste, dass sie
in direkter Konfrontation nie den Mund aufmachte –, schloss sein Fahrrad auf
und fuhr langsam in Richtung der Barkhausenstraße, in der die meisten
Geschäfte, Cafés und Restaurants lagen. »Also, nun komm«, rief er über die
Schulter zurück.
Blöder Kerl.
Edeltraud Schöneberg schnaufte, schnappte sich ihr Rad und radelte ihrem Mann
hinterher. Dabei dachte sie noch einmal darüber nach, wie die Gerjets mit Horst
umging. Das strapazierte Edeltrauds Belastungsgrenze. Dass die beiden sich
duzten, war anscheinend Horsts vielen Aufenthalten hier geschuldet. Geschmeckt
hatte es ihr dennoch nicht. Die Gerjets war zwar verheiratet, aber das
beruhigte sie keineswegs. Den trauten Gatten hatten sie in den zwei Wochen
ihres Inselaufenthaltes nämlich kein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Außerdem
gab es zwischen Horst und der Gerjets dieses Neckisch-Vertraute. Da hatte sich
Edeltraud mit einem Blick, einem kleinen Satz augenblicklich ausgeschlossen
gefühlt. Und sie
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