Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
du das
jetzt noch mal sagst, mach ich es gar nicht.«
Oda atmete tief
ein, vielleicht fuhr sie dann innerlich wieder runter. Es hatte bisher nur
wenige Momente gegeben, in denen sie gewünscht hatte, dass Alex nach der
Trennung statt bei ihr bei Thorsten lebte, aber dieser zählte eindeutig dazu.
»Heute«, wiederholte sie. Er würdigte sie keines weiteren Blickes, sondern
widmete sich erneut dem Sportteil des »Kuriers«. Oda verkniff sich ein »Du mich
auch«.
Sie stellte gerade
ihren Becher in die Geschirrspülmaschine, als ihr Handy mit der Titelmelodie
des Filmes »Der dritte Mann« einen dienstlichen Anruf ankündigte. Jetzt blickte
sogar Alex interessiert auf. Oda warf einen Blick aufs Display und sagte: »Chef.«
Alex nickte.
»Moin, Siebelt«,
sagte Oda, als sie das Gespräch annahm. »Was ist passiert?« Jeder der Kollegen
wusste, dass Hendrik Siebelt nicht nur ein Morgenmuffel war, sondern morgens
tatsächlich schwer in die Gänge kam. Vor neun Uhr tauchte er normalerweise
nicht in der Polizeiinspektion auf. Daher war der Anlass für seinen Anruf
sicher nicht bürokratischer Natur.
»Moin, Oda. Du
musst zum Nassauhafen. Da gibt's 'ne weibliche Leiche an Bord eines
Segelschiffes«, sagte Siebelt mit einer Stimme, die erstaunlich wach klang.
»Die Kollegen der Kriminaltechnik sind bereits dort, und Christine ist auf dem
Weg.«
»Ich fahr sofort
los«, antwortete sie und drückte die Aus-Taste. »Eine Leiche im Nassauhafen«,
erklärte sie Alex, der verstehend nickte. »Also, du weißt, was du …« Sie sah,
wie er genervt zum Sprechen ansetzte, und warf ihm eine Kusshand zu. »Ich sag
ja schon gar nichts mehr.«
Im Hinausgehen
schnappte sie sich den Fahrradschlüssel vom Schlüsselbrett und lief eilig die
Treppenstufen hinunter. Sie würde ordentlich in die Pedale treten müssen, denn
ihre Kollegin Christine Cordes hatte mit dem Auto einen Vorteil, auch wenn der
Stadtteil Maadebogen, in dem sie wohnte, ein gutes Stück weit entfernt war.
***
Ralf Fademrecht
hatte den Arm schützend um seine Frau gelegt, als Christine auf die beiden
zutrat. Ihren Wagen hatte sie unterhalb der Deichmauer geparkt und war zum
Ponton hinuntergelaufen. Da die Kriminaltechniker noch an Bord waren, hatte sie
beschlossen, die Zeugen, auf die der Kollege Herz sie aufmerksam gemacht hatte,
nicht länger warten zu lassen.
»Herr Fademrecht?«
Der Mann nickte.
»Christine Cordes,
Kripo Wilhelmshaven.« Sie schüttelten einander die Hände. »Sie haben die Leiche
gefunden?«
»Ja. Ich bin
rüber, weil ich Bescheid sagen wollte, dass wir loswollen. Als ich das
verwischte Blut sah, habe ich gedacht, da hätte sich jemand heftig geschnitten.
Obwohl, ein komisches Gefühl hatte ich schon, bin aber trotzdem
runtergegangen.«
»Ich hab zu ihm
gesagt, er soll zurückkommen, aber er hat nicht auf mich gehört«, ergänzte
seine Frau.
»Ich bin ja auch
gleich wieder hoch, als ich die Tote gesehen hab.«
»Wie sah es denn
da unten aus?« Christine zog ihren Lederblock aus der Tasche und begann, sich
Notizen zu machen.
»Na, es war
schummrig. Logisch. Ist alles dunkel da drinnen. Dunkler Innenausbau und
dunkler Fußboden. Aber auf der Bank lag eine helle Wolldecke. Und 'ne Frau. Ich
hab gedacht, die schläft. Also bin ich hin und hab sie angetickt. Vorsichtig
natürlich. Aber sie hat nicht reagiert. Da wurde es mir schon flau im Bauch.
Ich wollte aber nicht kneifen. Also hab ich sie noch mal angestupst und laut
›Hallo‹ gesagt. Als sie dann immer noch nicht reagiert hat, hab ich die Decke
gelüpft. Was meinen Sie, was ich für einen Schreck gekriegt hab! Da lag die da
nackt! Die Hände waren über der Brust gefaltet, und ich hab gesehen, dass sie
ganz viele Wunden am Körper und an den Armen hat.«
»Wunden?«
»Ja. Also ich würd
sagen, sie ist erstochen worden.«
»Haben Sie davon
irgendetwas mitbekommen?«
»Wann denn?«, wehrte
Frau Fademrecht ab. »Wir sind gestern gegen halb elf in die Koje, da war das
Schiff noch gar nicht da. Und weil wir den ganzen Tag auf See gewesen waren und
zum Essen einen guten Rotwein getrunken hatten, sind wir schnell eingeschlafen.
Also ich jedenfalls. Du doch auch, Ralf?«
»Ja. Ich auch.«
»Vielleicht ist
die Frau ja auch schon länger tot? Und gar nicht hier im Hafen umgebracht
worden?«, mutmaßte Frau Fademrecht.
Christine zuckte
mit den Schultern. »Das wird die rechtsmedizinische Untersuchung zeigen.« Sie
steckte ihren Block zurück in die Tasche und zog ihre Visitenkarte
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