Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
Boot, dem das passiert,
dann nicht mehr weiterfahren kann?«
»Man könnte zumindest zu dem schwimmenden Tank hinpaddeln. Wenn er schwimmt, denn so ein Ding wiegt nicht wenig, und
wenn nur wenig Sprit fehlt, sinkt er ab.«
»Wenn jemand hier war, dann wohl verbotenerweise zum Tauchen, oder?
Man darf rund um Cabrera doch nur in zwei dafür freigegebenen Buchten
schnorcheln und tauchen.«
» Sí , Exzellenz«, bestätigte der Comisario.
»Aber was wollen Sie damit sagen?«
»Wenn mir als Taucher bei den Spritpreisen ein voller Tank ins
Wasser fiele, würde ich danach suchen und ihn wieder hochholen. So tief ist es
hier doch nicht.«
»Etwas anderes wäre es«, wandte Berger ein, »wenn der Tank über Bord
gegangen wäre, weil das Boot gesunken ist.« Er kratzte sich nachdenklich am
Kinn. »Nach so einer Havarie würde allerdings mehr auf dem Grund herumliegen.«
García Vidal stieß Bauzá an. »Sehen Sie eine Möglichkeit, diesen
Tank irgendwie zu bergen?«
»Klar doch«, erwiderte der. »Wozu habe ich diesen Glasboden? Mit dem
passenden Werkzeug an einem langen Seil kann man so manches Schmuckstück in
seine eigene Schatulle fallen lassen.«
Grinsend machte sich Bauzá ans Werk, und schon nach kurzer Zeit
baumelte der Tank an einer Art Bergehaken.
»Wenn wir ihn oben haben, schicken wir ihn nach Palma«, ordnete
García Vidal an. »Vielleicht können die noch Fingerabdrücke sichern. Dann
wissen wir zumindest, ob er mit unseren drei Leichen in Verbindung gebracht
werden kann.«
Sichtlich enttäuscht stellte der Fischer den Tank hinter den Ruderstand
seines Bootes. So ein edles Teil hätte er auch gut gebrauchen können, das ließe
sich bei den Sportbootschiffern locker versilbern.
***
Bei Carmen Lucas, García Vidals Assistentin, waren inzwischen die
ersten Fotos der drei Wasserleichen aus der Gerichtsmedizin eingetroffen. Da
die Gesichter durch die Zeit im Wasser derart aufgedunsen waren, hatte sie kaum
Hoffnung, dass das neue Gesichtserkennungsprogramm fündig werden würde. Obwohl
es angeblich möglich sein sollte, diesen Faktor einzurechnen, wenn man im sogenannten
»Leichenmenü« Fundort, Funddatum und den geschätzten Aufenthalt am oder im
Fundort eingab.
Carmens Kollegin Marga Santo betrat das Büro und sah ihr über die
Schulter. »Machst du da mit dem neuen Programm einen Gesichtsabgleich?«
» Sí , Señora, aber ich habe keine Ahnung,
ob ich alles richtig eingegeben habe. Das ist offenbar eine Wissenschaft für
sich.«
Carmen hatte den Computer mit allem »gefüttert«, was sie über die
tote Frau wusste. Bei ihr hatte sie zumindest etwas Hoffnung auf ein positives
Suchergebnis, denn die Tote schien dem Aussehen und den Haaren nach zu urteilen
eher aus dem arabisch-indianischen als aus dem europäischen Raum zu stammen.
Und bei allen Nichteuropäern wurde bei der Einreise nach Europa der Reisepass
gescannt. Also begann sie bei ihrer elektronischen Abfrage mit der sogenannten
»Schengenabfrage«. Nach nicht einmal einer Minute meldete das System einen
Treffer.
Auf dem Bildschirm erschienen zwei Bilder. Links die Tote und rechts
eine gewisse Cheza Muntamei, Irakerin, sechsundzwanzig Jahre alt, Studentin aus
Bagdad. Die Ähnlichkeit war unverkennbar. Das Programm hatte das erste Opfer
eindeutig identifiziert.
»Da bin ich aber baff«, entfuhr es Marga Santo. »Gibt’s noch mehr
über diese junge Dame?«
Carmen scrollte weiter nach unten. »Ja, sie ist vor einer Woche, aus
Damaskus kommend, in Madrid eingereist und hat bei IBERIA nach Palma eingecheckt. Im selben Flugzeug nach Mallorca saß Abus-Hassan
Chamatai, achtundzwanzig Jahre alt, ebenfalls Student aus Bagdad. Er saß auch
schon im selben Flieger aus Syrien. Das wird ja wohl kaum ein Zufall sein.«
Marga tippte die beiden Namen in einen anderen Computer ein. »Dann
wollen wir doch mal sehen, was die Hotelabfrage ergibt. Na bitte, sie sind
beide im Hotel Santanyí abgestiegen. Kennst du das?«
»Sí.« Carmen nickte. »Das ist ein kleines,
aber feines Hotel an der Plaça Constitución. Aus finanzieller Sicht für ein
Studentenpärchen mindestens zwei Nummern zu groß.«
»Wer weiß, vielleicht haben sie Ölscheichs als Eltern, oder
Onkelchen ist Ayatollah.«
»Das kann natürlich sein. Aber wenn die beiden ein Pärchen waren,
dann wird der gute Abu jetzt entweder verschüchtert in seinem Zimmer sitzen und
auf seine Cheza warten, oder er schwimmt noch im Mittelmeer und wurde nur noch
nicht gefunden.« Carmen tippte wieder auf dem
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