Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
Computer herum. »Dann wollen wir
doch mal sehen, wer die anderen beiden Herren sind. Also, wenn du mich fragst,
dann sehen die eher britisch oder deutsch aus.«
»Die Briten tauchen in Magaluf, deren Leichen werden demzufolge im
Westen Mallorcas angespült.« Marga überlegte kurz. »Wenn sie allerdings so im
Wasser treiben, wie sie fahren, dann schwimmen sie gegen den Strom.«
Carmen lachte. »Ich lasse das Programm zum Gesichtsabgleich in der
Datenbank von Europol nach den beiden Männern suchen, vielleicht haben die was
für uns.«
»Aber nur, wenn sie etwas auf dem Kerbholz haben.«
Diesmal dauerte die Abfrage etwas länger, da vom Europolsystem alle
angeschlossenen nationalen Datenbanken durchforstet wurden, aber nach knappen
fünf Minuten gab es doch eine Treffermeldung.
Carmen las vor: »Georg Gratenke heißt der eine der beiden. Er ist
dreiundzwanzig Jahre alt und kommt aus«, sie brach sich fast die Zunge beim
Versuch, den Namen auszusprechen, »Brieskow-Finkenheerd, das ist in
Deutschland, in Brandenburg bei Frankfurt-Oder.«
»Aha«, Marga ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, »und was hat er
ausgefressen, wenn er in der Datei ist?«
Carmen musste sich erst einmal zurechtfinden, denn die Einträge
waren auf Deutsch. »Er ist mehrfach vorbestraft wegen Volksverhetzung und
Bildung einer kriminellen Vereinigung und erst vor zwei Monaten aus dem
Gefängnis entlassen worden.«
»Was ist denn bitte schön Volksverhetzung?«
Carmen schlug das Wort in einem Online-Wörterbuch nach. »Ach, guck
mal, der ist bei den Camisas Negras , bei den ›Schwarzhemden‹.«
»Gibt’s die denn in Deutschland auch?«
»Ja, aber da heißen sie Neonazis.« Carmen schüttelte den Kopf. Die
neue Software hatte auch in der ganz normalen Einreisedatei einen Treffer
gemeldet. »Na, das ist ja eine ganz bunte Mischung, die der Residente da aus
dem Meer gefischt hat. Der andere Kerl heißt Wojtek von Wezerski und kommt aus
Polen. Da gibt es bei Europol keine Sondereinträge zu. Kannst du die beiden
Namen mal bitte durch die Hotelabfrage jagen?«
Nachdem Carmen die beiden Namen buchstabiert hatte, wurde Marga
Santo recht bald fündig.
»Die sind beide im Hotel Lemar in Colonia Sant Jordi abgestiegen.«
»Wer zusammen wohnt, kann auch zusammen ersaufen«, bemerkte Carmen
trocken. »Da es in Polen ebenfalls eine nicht unerheblich große rechte Szene
gibt, haben sie sich vermutlich nicht erst in Colonia Sant Jordi kennengelernt.
Fragt sich nur, was die beiden auf Mallorca gemacht haben. Sollte sich hier bei
uns etwa was Politisches zusammenbrauen, oder wollten die beiden Recken nur mal
ungestört kuscheln?«
»Das werden wir herausbekommen. Sicherheitshalber sollten wir unsere
beiden irakischen Freunde außerdem vom Heimatschutz durchleuchten lassen. Wir
sollten es schon wissen, wenn die Taliban vor Cabrera Tauchunterricht nehmen.«
Carmen schrieb die Anfrage, während Marga die Nummer der Spurensicherung
wählte. »Ich werde mir das Hotel Lemar vorknöpfen, für dich als zukünftige
Kriminaldirektorin bleibt der Edelschuppen in Santanyí«, sagte sie.
»So edel ist der nun auch wieder nicht«, wehrte Carmen ab.
»Noch bist du ja auch keine Direktorin.«
***
Ángel Bauzá wartete nun schon fast zwei Stunden am Hafen von Cabrera
auf die Küstenwache, aber nichts tat sich. Stinksauer ging er auf der lang
gezogenen Kaimauer, die in einen rund dreißig Meter langen Steg aus Stein
mündete, auf und ab. An dem lag das Boot der Ranger fest vertäut. »Während der
Herr Comisario mit seinen Gästen in der Bar bei Cati einen auf feiner Pinkel
macht, darf ich hier den Deppen geben und auf diesen verschissenen Blechkanister
aufpassen. Wenn ich das Ding zu Geld hätte machen dürfen, wäre ich mit einem
Hunderter in der Tasche schon längst wieder zu Hause«, maulte er verstimmt.
»Wozu reiße ich mir denn hier den Arsch auf?«
Richtig sauer war Bauzá jedoch erst nach seinem letzten Telefonat
geworden. So unverschämt war er in der Einsatzleitzentrale der Küstenwache noch
nie abgefertigt worden. Ob er glaube, der Kaiser von China zu sein, hatte ihn
dieser junge Schnösel doch glatt gefragt. Derselbe unverschämte Kerl, der ihm
vorhin noch hoch und heilig versprochen hatte, dass das Schnellboot in spätestens
einer Stunde da sein würde. In höchster Erregung tippte er auf seinem Handy
herum.
»Na, der wird sich noch wundern«, schnaubte Bauzá wütend. »Ich bin
schließlich nicht irgend so ein dahergelaufener Penner. Ich
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