Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
vielleicht
einen Glasboden? Früher haben die Fischer mit solchen ›Fish-Watching-Touren‹
Geld verdient, bis das nur noch kommerzielle Touristenboote mit einer extra
Lizenz machen durften. Da hätte es auch Sinn gemacht, dass sie so dicht an der
Küste fahren.«
Mira hatte eine böse Ahnung. »Es kann natürlich auch sein, dass sie
die Leichen schon entdeckt haben und die Fischer den Polizisten nur helfen
herauszufinden, woher sie kamen und ob da eventuell noch mehr sind.«
»Die müssten bei der Strömung heute Morgen aber doch einige Meilen
entfernt gefunden worden sein.«
»Die sind ja nicht blöd. Die Polizei weiß auch, dass da nicht so einfach
drei Leichen vom Himmel fallen.«
»Aber woher wollen die wissen, woher die gekommen sind?«
Mira ließ sich das Fernglas wiedergeben. »Bei den
Strömungsverhältnissen ist das ziemlich schnell auszurechnen. Du weißt doch
selbst, gegen was für einen Sog wir da unten anschwimmen mussten. Die können
eigentlich nur hier vom Süden Cabreras stammen.«
Nachdem das Fischerboot ihre Bucht anscheinend unverrichteter Dinge
wieder verlassen hatte, legten sie sich beruhigt wieder hin, um auf die
schützende Dunkelheit zu warten.
***
Sie standen um den Glasboden des Fischerbootes herum wie staunende
Kinder, die zum ersten Mal in ihrem Leben in einen Fernseher sahen. Ein
unendliches, anrührendes, geradezu vitalisierendes Blau erfüllte den gesamten
Schiffsrumpf durch das dicke Glas hindurch. Wie erhaben musste es sein, dieses
Paradies direkt, ohne den trennenden Schutz, genießen zu können.
»Lieber Himmel, ist das eine Pracht«, entfuhr es dem Bischof. »Da
träumt man doch davon, einer von Gottes Fischen zu sein.«
»Wobei es in Ihrer Kirche eigentlich nur den Fischern richtig gut
geht.« Berger grinste ihn frech an.
»Miguel«, fuhr der Comisario scharf dazwischen, »es wäre schön, wenn
wir uns auf die Suche konzentrieren könnten.«
»Okay, aber was suchen wir denn nun genau? Hoffen Sie darauf,
irgendwelche Mordspuren am ›Tatort Meeresgrund‹ zu finden?«
»So ungefähr«, erwiderte García Vidal, ohne seinen Blick zu heben.
»Etwas Besseres ist Ihnen bisher auch nicht eingefallen.« Er stutzte. »Moment
mal.«
Per Knopfdruck markierte er am Computer die augenblickliche Position
des Schiffes. Sofort legte Bauzá den Rückwärtsgang ein, und langsam glitt das
Boot wieder auf die angegebene Position zurück.
»Was ist das da unten?« García Vidal zeigte auf einen bemoosten
Felsvorsprung. »Können wir uns das mal näher ansehen?«
Crasaghi zückte seine Kamera, richtete das Objektiv auf die
angegebene Stelle und zoomte dicht heran.
»Geht das nicht näher?«
»Nein, Señor«, verteidigte sich der Bischof. »Das ist schon die größte
Auflösung. Aber ich weiß, was das ist, eine kleine Druckgasflasche. Sie ist
schätzungsweise zehn Zentimeter groß.«
»Wie bitte?« García Vidal war sichtlich enttäuscht. »Gab’s hier etwa
ein Zwergentauchen? Wozu braucht man so kleine Druckgasflaschen?«
»Die nennt man eigentlich nicht Druckgasflaschen, sondern Treibgaskartuschen«,
kam es fachkundig vom Bischof. »Als meine Mutter vor Kurzem ihren
fünfundachtzigsten Geburtstag feierte, war so ein Ding im Sahnesiphon.«
»Stimmt«, ergänzte Berger. Wenn man solche Siphons nicht richtig
senkrecht hält, dann gibt es eine Art Knall, und alles ist voller Sahne, nur
nicht der Kuchen.«
»Und was sagt uns das nun?«, fragte García Vidal in die Runde.
»Dass es hier verbotenerweise einen Kaffeeklatsch an Bord irgendeines
Sportbootes gegeben haben muss.«
»Gut, dann fahren wir eben langsam in die nächste Bucht. Vielleicht
finden wir da ja das dazugehörige Kaffeeservice.« García Vidal gab Bauzá das
Zeichen zur Weiterfahrt.
Sie kamen sich durch die Panoramascheibe vor wie in einem Fesselballon,
der annähernd lautlos über einem Paradies schwebte. Als sie um die nächste
Landzunge bogen, hatte sie die Zivilisation aber wieder. Es schob sich eine Art
roter Koffer mit weißen Buchstaben in ihr Blickfeld.
Der Comisario outete sich als eingefleischter Antiwassersportler.
»Was ist denn das dahinten? Sieht aus wie der Flugschreiber von einem Airbus,
nur mit runden Kanten.«
»Nee, Cristóbal«, berichtigte ihn Berger. »Das ist der Tank eines
Außenbordmotors.«
Der Comisario schaute hoch. »Gehe ich recht in der Annahme, dass,
wenn einem der Tank ins Wasser fällt, das Ding erstens schwimmt, weil ja
zumindest etwas Luft drin ist, und dass zweitens ein
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