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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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zu tun war. Der Flaschenzug fiel ihr ein.
»Warten Sie bitte kurz, ich habe da eine Idee.«
    Der Residente hatte eine Vorrichtung an seinem Boot, um schwere
Netze mit einem Flaschenzug bergen zu können. Dazu wurde eine Art Galgen an der
Reling aufgesteckt. Rosa rannte unter Deck, um diesen Galgen zu holen und zu
installieren. Anschließend kurbelte sie den Haken so weit herunter, dass die
Frau die seltsame Konstruktion, auf der ihre verletzte Kollegin lag, daran
festmachen konnte. Als das erledigt war, schwamm die Frau ans Heck der kleinen Llaut
und zog sich mit letzter Kraft selbst an Bord.
    Filou hatte das Treiben der Frau aufmerksam beobachtet. Als sie an
Bord war, flüchtete das Schwein unter Deck. Verwundert registrierte Gräfin Rosa
dieses für ihn ungewöhnliche Benehmen, doch sie hatte keine Zeit, über das
Verhalten ihres Lieblings nachzudenken.
    Kraftlos, auf allen vieren, schleppte sich die Schiffbrüchige übers
Deck zur Gräfin, um ihr beim Hochkurbeln der Last zu helfen. Vorsichtig hoben
sie zu zweit die andere Frau über die Reling und in Sicherheit.
    »Junge Frau, wer sind Sie bitte?«
    »Mein Name ist Mira Katzev, und das ist Fatma Haifaz. Wie sind beide
Staatsbürgerinnen Israels.«
    Gräfin Rosa nickte ihr leicht zu. »Angenehm, mein Name ist Gräfin
Rosa von Zastrow, ich wohne hier auf Mallorca. Was ist Ihnen passiert?«
    Mira rang noch immer nach Atem, und so kam die Antwort in einem
gepressten Stakkato. »Erst einmal vielen Dank für die Rettung, Gräfin von
Zastrow. Wir sind in Seenot geraten. Unser Motorboot ist gesunken.«
    »Und wie hat sich Ihre Kollegin so schwer verletzt?«
    »Sie wurde über Bord geschleudert.«
    Gräfin Rosa schaute sie irritiert an, widersprach jedoch nicht. »Dann
werde ich jetzt über Seefunk Hilfe holen. Man wird uns vermutlich einen
Bergungshubschrauber schicken, damit Ihre Kollegin in die Klinik kommt.« Sie
ging unter Deck zum Navigationstisch, neben dem das Funkgerät installiert war.
Bevor sie nach dem Hörer greifen konnte, stand plötzlich Mira neben ihr.
    »Ich bitte Sie, das nicht zu tun.«
    Rosa sah sie verständnislos an. »Wollen Sie Ihre Kollegin umbringen?
Wenn sie keine Hilfe bekommt, wird sie vielleicht bleibende Schäden behalten.
Sie sagten doch, es sei eine Rückenverletzung.«
    »Das stimmt auch. Dennoch dürfen Sie niemanden anfunken.« Sie griff
nach Rosas Arm.
    Die riss sich los und griff nach dem Hörer. »Es tut mir leid, aber
auf Ihre persönliche Meinung kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich bin dazu
verpflichtet, Hilfe zu holen, und das werde ich auch tun, verstanden?«
    »So leid es mir tut, Ma’am, das werden Sie nicht tun.«
    Rosa sah fassungslos in die Mündung einer Pistole. »Sagen Sie mal,
sind Sie wahnsinnig?«
    »Bitte legen Sie den Hörer wieder auf«, flehte Mira fast. »Es ist
für alles gesorgt. Hilfe wird kommen.«
    »Wann?«
    »Werfen Sie die Maschinen wieder an und fahren Sie in Richtung
zweihundertzehn Grad. Dort werden wir in Kürze ein Schiff treffen, das uns
aufnimmt.«
    »Was soll das für ein Schiff sein?«, fragte Rosa ungehalten. Die Waffe
brachte sie seltsamerweise nicht so aus der Fassung, wie sie erwartet hätte.
    »Ein U-Boot.«
    »Wie bitte? Und was für eines, wenn ich fragen darf?«
    »Das hat Sie gar nicht zu kümmern. Je weniger Sie wissen, desto
besser ist es für Sie.«
    »Hören Sie mal, wir sind doch hier nicht in einem Groschenroman.
Wenn Sie in der Scheiße sitzen, dann offenbaren Sie sich, aber reiten Sie sich
nicht noch weiter rein.«
    Mira hatte Tränen in den Augen. »Ich weiß selbst, dass es Wahnsinn
ist, was ich Ihnen zumute, aber es geht hier um viel mehr als nur um uns.«
    Gräfin Rosa lachte gequält auf. »Sicher, es geht um den Weltfrieden!«
    »Gräfin von Zastrow, Sie haben ja keine Ahnung, wie wahr das ist, was
Sie da sagen.«
    ***
    Nachdem Andrea Bastos García Vidal alarmiert hatte, machte er sich daran,
alles, was er gefunden hatte, zusammen mit den Kollegen der Spurensicherung zu
markieren. Innerhalb kürzester Zeit war Pepes Schreibtisch mit Hinweisen und
Indizien nur so übersät. »Vielleicht schaffen wir es noch, bevor er kommt,
alles zu archivieren.«
    Dazu blieb jedoch keine Zeit, denn Bastos wusste nichts von dem
Helikopter, der seinem Chef derzeit zur Verfügung stand.
    »Hoppla«, entfuhr es ihm, als er den Comisario in der Tür stehen
sah. »Sind Sie geflogen?«
    »Volltreffer, Andrea.«
    Bastos griff sich seine Notizen. »Sie kennen das Opfer?«
    García Vidal nickte.

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