Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
klar, oder?«
»Sie sind Staatsdiener, Señor, und Sie müssten eigentlich mit dieser
Frage gerechnet haben.«
»Schon.« Er überlegte kurz. »Was soll’s«, sagte er und kratzte sich
am Kopf. »Ich bin früher immer mal wieder von, wie sich herausstellte,
bestimmten Interessengruppen groß zum Essen eingeladen worden. Das endete
eigentlich immer in einer unglaublichen Sauferei mit absolutem Filmriss. Nach
einer Weile kam mir das seltsam vor. Ich hatte das Gefühl, als würde ich von
den Initiatoren dieser Saufereien für eine Zeit kaltgestellt werden. Einmal
gelang es mir, die Gläser zu vertauschen – mit dem Ergebnis, dass mein
Saufpartner urplötzlich vom Stuhl fiel. Als ich mich daraufhin früher als sonst
auf den Heimweg machte, sah ich, dass sie im Hafen am Bootskran damit
beschäftigt waren, ein längliches Gefährt von einem Lkw ins Wasser zu heben.
Als ich mich näher heranschlich, sah ich, dass die da ein kleines U-Boot zu
Wasser ließen, eines von der Sorte, die man schon mal öfter in Forschungsfilmen
sieht.«
García Vidal hörte gebannt zu. »Hatte das auch ein Seerohr, das man
ausfahren kann, um die Wasseroberfläche zu beobachten?«
»Meinen Sie ein Periskop?«
» Sí , Señor.«
»Nein, Comisario«, sagte Álvarez. »Dafür war das U-Boot viel zu
klein. Es hatte eine Glaskuppel, die aus dem Wasser herausragt, wenn man oben
etwas sehen will.«
»Wo liegt das U-Boot normalerweise?«
»Darüber, Señor, kann ich nur mutmaßen. Ich tippe auf eines der vielen
kleinen Bootshäuser in der Umgebung. Oder man hat ein großes Schiff so
präpariert, dass ein U-Boot innerhalb des Schiffskörpers auftauchen kann.«
»Dazu müsste es natürlich eine gewisse Größe haben. Ist denn ein
derartiger Dampfer hier in Colonia Sant Jordi beheimatet?«
Álvarez schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht.«
»Dann wird uns nichts anderes übrig bleiben, als den ganzen alten
Hafen zu filzen.«
»Da werden Sie nichts finden, Comisario. Dort ist es einfach nicht
tief genug, und das Wasser ist viel zu klar, als dass man ständig mit einem U-Boot
ein- und ausfahren könnte. Ich glaube eher, dass das Boot irgendwo auf Cabrera
stationiert ist. Wenn es überhaupt noch benutzt wird. Das ist ja nun schon
einige Jahre her.«
»Denken Sie, dass es dabei um Drogen ging?«
»Um was sonst? Zigaretten lohnen sich bei den Gewinnspannen, mit
denen die Bosse heutzutage rechnen, schon lange nicht mehr. Selbst Cannabis
wirft nicht mehr genug ab, als dass man sich darauf spezialisieren könnte.«
»Dann bleiben ja nur noch Koks, Heroin und irgendwelche Modedrogen.«
»Reicht Ihnen das nicht, Señor Comisario?«
***
»Señora Lucas!«
Carmen fuhr erschrocken herum. » Sí ,
Señor?«
Ein junger Polizist kam diensteifrig herbeigelaufen. »Ich soll Sie
holen. Wir haben etwas Interessantes gefunden.«
»Wo?«
»An der Südseite.«
Carmen folgte dem jungen Polizisten zu seinem Jeep, und sie fuhren
zum südöstlichen Teil der Insel.
»Was haben Sie denn gefunden?«
»Eine Höhle, Señora.«
»Was ist daran so außergewöhnlich?«
»Darin gibt es einige Verschläge, die verschlossen sind. Wir haben
keine Ahnung, was hinter den Türen ist.«
»Fragen sie doch die Ranger. Die sind die Verwalter hier.«
»Die haben wir gefragt, aber sie wissen nicht, was sich dahinter
befinden könnte. Die hatten noch nicht einmal Kenntnis von den Verschlägen.«
»Señor Bauzá hätte uns da bestimmt weiterhelfen können. Der ist hier
aufgewachsen.«
»Stimmt, wo ist der eigentlich?« Der junge Polizeibeamte schien
keine Ahnung davon zu haben, dass der Fischer inzwischen für tot gehalten
wurde.
»Tja, Señor, wir wüssten alle gern, wo Señor Bauzá ist. Seit gestern
Abend ist er nicht mehr aufzufinden.«
»Aber wie kann man denn auf dieser kleinen Insel spurlos
verschwinden?«
»Das gilt es herauszufinden. Zumal er ja nicht der Einzige ist, der
vermisst wird. Deswegen sind Sie und Ihre Kollegen schließlich hier.«
»Tut mir leid«, erwiderte der junge Mann. »Ich bin noch in der
Ausbildung und überhaupt erst seit einem Monat dabei.«
Sie hielten mitten auf der staubigen Straße. »Der Einstieg befindet
sich rund dreihundert Meter in Richtung Küste«, sagte der Polizist auf Carmens
fragenden Blick.
Sie verließen den Jeep und machten sich auf den Weg. Erst jetzt, da
sie zu Fuß mitten durch die Natur lief, begriff Carmen, um was für ein Juwel es
sich bei dieser Insel für den Naturschutz handelte. Überall, wo sie auch
hinsah,
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