Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
oder?«
»Nein, das waren sie.«
»Ich?«
»Nein, die anderen.«
»Die anderen? Geht es etwas genauer?«
»Wir sind getaucht, als wir plötzlich hinterrücks überfallen wurden.
Fatma hat einen Harpunenpfeil in den Hals bekommen. Einen von der Sorte, mit
der man Haie tötet. Dieser war glücklicherweise defekt, sonst wäre sie jetzt
tot.«
»Wer hat Sie überfallen?«
»Keine Ahnung.«
»Nun überlegen Sie doch mal. Wer kann etwas gegen Sie haben?«
»Die halbe Welt hat was gegen uns, und die andere Hälfte will das,
was die Deutschen von uns übrig gelassen haben, auch noch umbringen.«
»Nun bleiben sie hübsch gelassen, Frau Katzev. Sie sind hier an Bord
des Schiffes einer Deutschen, die Sie eben noch als den anständigsten Menschen
der Welt bezeichnet haben.«
»Entschuldigung.«
»Okay. Was passierte, nachdem die arme Fatma angeschossen worden
war?«
»Wir konnten uns in unser Zodiac retten. Dort haben wir es bis heute
Morgen aushalten können, aber wegen des Seegangs mussten wir unser Versteck
verlassen.«
Die Gräfin hatte Mühe zu folgen. »Aber wo ist dann das Boot hin?«
Mira erzählte ihr die ganze Geschichte. Fassungslos hörte die Gräfin
zu.
»Und nun sitzen wir hier und gucken dumm aus der Wäsche.«
»Ja, haben Sie denn überhaupt keine Ahnung, wer Sie da angegriffen
hat?«
»Nein. Als dem einen Angreifer die Taucherbrille wegrutschte,
glaubte ich, eine Frau vor mir zu haben.«
Rosa hatte genug von der Warterei. »Sie haben doch ein
Satellitentelefon. Kann ich das einmal haben?«
Mira zögerte, nickte aber schließlich und gab es ihr.
»Der Comisario ist absolut vertrauenswürdig. Er sollte wissen, in
welcher Situation wir uns befinden.«
Nun zahlte sich das buchhalterische Zahlengedächtnis der Gräfin aus.
Selbst längere Telefonnummern konnte sie sich auf Anhieb merken, auch die des
Comisario.
***
Berger war inzwischen auf Bitten des Comisario mit einem Schnellboot
der Küstenwache in Colonia Sant Jordi eingetroffen. In Pepes Arbeitszimmer
instruierte García Vidal ihn kurz über alles, was sich bei ihm ereignet hatte.
»Und wissen Sie, was Ihre Gräfin in diesem Augenblick macht?«
»Die schippert irgendwo mit Filou an Bord vor Cabrera herum und will
sich mit mir treffen. Ich habe ihr aber eine SMS geschickt, dass das heute nichts mehr wird mit uns beiden.«
»Diese SMS ging ins Leere, Miguel.
Ihre Lieblingsgräfin hält sich mit zwei weiblichen Passagieren an Bord weit
außerhalb der Drei-Meilen-Zone auf und wartet dort auf irgendein Boot, das sie
aufnehmen soll.«
Berger staunte. »Die Gräfin?«
»Nein, ihre Passagiere.«
»Wo hat sie die her?«
»Ich gebe das am besten so weiter, wie sie es mir gesagt hat: Sie
wartet mit zwei Ausländerinnen, von denen eine verletzt ist, an Bord Ihrer
Llaut darauf, dass Hilfe aus dem Land der beiden Passagiere kommt.«
Berger versuchte, daraus etwas inhaltlich Sinnvolles zu formen. Vergebens.
»Wenn eine der beiden verletzt ist, warum ist sie dann so weit
rausgefahren?«
»Um von diesem ominösen Boot aufgenommen zu werden.«
»Aha.« Berger versuchte, sich mit diesen spärlichen Informationen
abzufinden, was aber nicht unbedingt zur inneren Ruhe beitrug, die er
benötigte, um mit dem Comisario zusammen knifflige Fälle zu lösen. Zumal ihm
dessen Blick verriet, dass das noch nicht alles war. »Was kommt jetzt noch?«
»Die Verletzte wurde von Kampftauchern angeschossen, die nun aber
tot irgendwo um Cabrera herumschwimmen.«
Bergers Gesichtszüge erhellten sich. »Wo Kampftaucher sind, da sind
meist auch U-Boote. Dann bin ich ja vielleicht doch nicht durchgeknallt.«
» Sí , Señor, aber das ist noch immer nicht
alles.«
Der Gesichtsausdruck des Residente wurde ängstlich. »Ist etwas mit
Rosa?«
»Nein, absolut nicht. Nur habe ich nach dem Gespräch mit der Gräfin
bei der Küstenwache angerufen, damit man sie bei diesem kabbeligen Wetter auf
dem Rückweg lieber eskortiert. Auch über das U-Boot habe ich sie in Kenntnis
gesetzt. Die haben mich aber kommentarlos ans Militär weitergereicht, und von
dort kam klar und deutlich, dass mich das alles nichts angeht. U-Boote seien
nicht mein Ressort. Ich hätte mich da nicht einzumischen.«
Berger wurde neugierig. »Worein?«
»Was zu klären wäre. Ich habe sofort Angela angerufen und sie darauf
angesetzt.«
»Okay.« Berger kratzte sich verlegen am Kinn. »Nun hätte ich auch
noch eine Kröte für Sie zu schlucken.«
»Und welche?«
»Um die Ecke in der Bar sitzt der
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