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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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kreuchte und fleuchte es. Selbst auf dem ökologisch bewirtschafteten
Gut der Gräfin waren nicht annähernd so viele Kleintiere, Insekten und Vögel zu
sehen wie hier.
    Am Einstiegsstollen zur Höhle warteten zwei Ranger. Carmen bekam ein
Klettergeschirr umgelegt und wurde an einem speziellen Seil rund zehn Meter
frei schwebend in die Tiefe gelassen. Auf dem Grund des Schachtes nahm sie ein
weiterer Ranger in Empfang. Riesige Ventilatoren, die die Höhle belüfteten,
machten einen Höllenlärm. Mit Lampen bewaffnet machten sie sich auf den Weg zu
den Kollegen der Guardia Civil .
    Je weiter sie gingen, desto seltsamer hallte jeder ihrer Schritte.
Es hörte sich fast so an, als würden sie sich selbst überholen. Immer wieder
stoppte Carmen, um sich nach sich selbst umzusehen. »Finden Sie das nicht auch
seltsam?«
    Der Ranger lachte. »Das ging mir anfangs ganz genauso, Señora, aber
man gewöhnt sich daran. Ich kenne das schon von den anderen Höhlen dieser
Insel.«
    »Gibt es denn so viele?«
    »Allerdings. Selbst der gute Bauzá hat es nicht geschafft, sie alle
zu zählen und zu kartografieren, und das ist sein persönliches Steckenpferd.
Schauen Sie sich nur um. Das ist eine von den großen Höhlen, die wir hier
haben, und kaum einer von uns war je hier unten.«
    Sie betraten eine Art Kammer von enormen Ausmaßen. Die Höhle war so
hoch und breit, dass locker ein Doppelhaus mit zwei Etagen hineingepasst hätte.
In einer Ecke standen ein paar Polizisten vor einer von zehn beleuchteten
Stahltüren und warteten.
    »Was ist los, meine Herren, haben Sie mit dem Öffnen der Schatzkammer
extra auf mich gewartet?«
    »Wenn Sie einen Durchsuchungsbefehl mitbringen«, kam es von einem
der Beamten, »dann ja.«
    »Den brauchen wir hier unten nicht«, erwiderte Carmen, »ich habe den
Hausherrn mitgebracht.«
    »Moment«, unterbrach sie der Ranger, »mein Boss hat hier das Sagen.«
    »Ist er da?«
    »Nein, Señora.«
    »Dann sind Sie im Moment sein Stellvertreter. Also, was ist, dürfen
wir die Tür öffnen?«
    »Sí!«
    »Na also, geht doch«, murmelte Carmen.
    Zwei Polizisten nahmen mit einer Art Zwei-Mann-Rammbock aus Metall
Maß, und dann krachte es auch schon wie ein Donnerhall durch die Höhle. Das
Schloss und die Metalltür hielten, obwohl sie einen recht maroden Eindruck
machten. Stattdessen fiel die Tür mitsamt der Stahlzarge in die
dahinterliegende Nebenhöhle hinein. Dabei wurde derart viel Staub aufgewirbelt,
dass sich alles hustend die Hände vors Gesicht hielt.
    Als wieder einigermaßen klare Luft herrschte, leuchteten sie in den
Raum hinein. Er war vielleicht zwanzig Quadratmeter groß. Genau war das nicht
abzuschätzen, weil darin einige Paletten gelagert waren, die den Blick
versperrten. Es waren aber keine Europaletten, sondern extra gezimmerte. Sie
waren angefertigt worden, um quer gestapelte Rollen mit irgendwelchen
Metallspulen aufzunehmen.
    »Was ist denn das?«, fragte der Ranger entgeistert. »Solche Dinger
habe ich hier auf der Insel noch nie gesehen.«
    Auf jeder der überdimensionierten »Garnrollen« prangte der deutsche
Reichsadler über einer Aufschrift, deren Sinn sich Carmen nicht erschloss. »L-ö-t-z-i-n-n«,
buchstabierte sie unbeholfen. »Weiß jemand, was das ist?«
    Alle schüttelten betreten den Kopf. »Keine Ahnung, aber so, wie das
gestaubt hat, liegt das Zeug hier schon seit dem Krieg«, sagte der Ranger.
    »Egal.« Das Jagdfieber hatte Carmen gepackt. »Wir wollen doch mal
sehen, was hinter den anderen Türen verborgen ist.«
    Das Öffnen der nächsten fünf Verschläge war etwas weniger spektakulär,
da die Türen schief in ihren Angeln hängen blieben und es nicht annähernd so
staubte wie beim ersten Mal. Auch in diesen Höhlen befanden sich Paletten, aber
sie waren weitaus jüngeren Datums, was an der Normung deutlich zu erkennen war.
Jede einzelne war mit jeweils sechs großen, mit grobem Nesselstoff umwickelten
Ballen beladen, wie man sie aus dem Fernsehen von Baumwollplantagen her kannte.
    Die restlichen vier Kammern waren leer. An den Spuren am Boden war
aber deutlich zu sehen, dass sie vor Kurzem noch in Gebrauch gewesen waren.
    Carmen überlegte. »Perfekt wäre so ein Versteck erst, wenn es noch
einen Eingang von Seeseite her gäbe.«
    »Den gibt es«, kam es von einem der Polizisten. »Wenn Sie mir bitte
folgen würden.«
    Sie liefen einen ungefähr hundertfünfzig Meter langen Gang entlang.
Im Abstand von jeweils fünf Metern waren uralte Baulampen an der

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