Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
werden Sie doch nicht respektieren.«
»Das, meine Liebe, ist wiederum eine ganz andere Sache. Carmen,
trommle die ganze Truppe zusammen.«
»Wann?«
»Um zwanzighundert.«
»Wo?«
»Auf der Finca der Gräfin. Dort sind wir vor Lauschern sicher.«
»Und was soll ich als Grund angeben?«
»Nennen wir das Ganze ›Treffen der Geisterjäger‹.«
***
Mira, die von dem langen Verhör an Bord der Fregatte sichtlich erschöpft
war, beobachtete irritiert, wie die Gräfin von einem leitenden Polizeibeamten
mit einer Umarmung begrüßt wurde, als das Marinezodiac sie in der Hafenbucht
von Cabrera absetzte. Selbst das Schwein schien ihn zu kennen und zu mögen.
Der Polizist wies auf Mira. »Und das ist die angekündigte Dame aus
Israel?«
Die Gräfin strahlte erst ihn, dann sie an. »Ja, Comisario, das ist
Frau Katzev.«
»Aufs Meer gefahren sind Sie mit der Llaut vom Residente, zurück
kommen Sie mit ihr.«
»Sí.«
»War das denn mit Miguel so abgesprochen?«
»Nicht ganz. Ich bin froh, dass Sie mir bei der Beichte helfen können.«
»Und ich, liebste Condesa, bin froh, dass ich ihm das nicht beichten
muss.«
»Feigling.« Sie lachte.
»Und was für einer«, bestätigte der Comisario.
Der Flug nach Mallorca dauerte nur Minuten. Um zehn vor acht setzte
der Hubschrauber sie auf der gräflichen Finca direkt neben Rosas Herrenhaus ab.
Bis auf die Kollegen Andrea Bastos und Marga Santo, die es übernommen hatten,
sich um die Unterbringung und weitere Betreuung der Flüchtlinge zu kümmern,
waren alle da.
Carmen ging sofort in die gräfliche Küche, um der kleinen Esmeralda,
die sich durch nichts und niemanden von ihr trennen ließ, etwas zu essen
zuzubereiten.
Auch Berger wartete schon sehnsüchtig auf seine Gräfin. Er umarmte
und küsste sie leidenschaftlich und war vor Freude, sie gesund und munter
wieder bei sich zu haben, ganz aus dem Häuschen. Trotzdem hatte er Fragen, vor
deren Beantwortung Rosa ein wenig Angst hatte. Und sie kamen prompt.
»Was ist eigentlich genau passiert, und wo ist mein Boot?«
Sie schluckte verlegen. »Tja, wie soll ich Ihnen das so einfach erklären?«
Mira mischte sich ein. »Entschuldigen Sie bitte, mein Name ist Mira
Katzev, und ob Sie es glauben oder nicht: Ich bin schuld, dass es Ihr Boot
nicht mehr gibt. Ich habe Ihre Frau nämlich gekidnappt.«
Berger lächelte sie freundlich an. »Angenehm. Michael Berger. Sie
behaupten, Gräfin Rosa gekidnappt zu haben?«
»Es tut mir leid, aber mir blieb keine andere Wahl.«
Berger schaute noch ein wenig freundlicher. »Sie haben mein aufrichtiges
Mitgefühl. Zwar ist die Gräfin nicht meine Frau, aber ich liebe sie trotzdem,
und der Letzte, der sie entführt hatte, war von der russischen Mafia und ist an
dieser Aufgabe schier verzweifelt. Wie schlimm war es für Sie?«
Mira lachte erleichtert. »Gräfin Rosa sagte mir, dass Sie einer der
wenigen sind, denen ich die Geschichte trotz meiner Schweigepflicht in allen
Einzelheiten erzählen kann. Ich möchte Sie bitten, die Details, die ich Ihnen
verrate, wirklich vertraulich zu behandeln, weil ich sonst in des Teufels Küche
komme.«
»Aber Sie werden verstehen«, hob Berger an, »dass ich den Comisario
mit in unser Bündnis holen werde. Ohne ihn geht in dieser Beziehung gar nichts.
Ich hoffe, Sie verstehen das.« Auf einen Wink des Residente gesellte sich der
Comisario zu ihnen.
***
Als sie alle versammelt waren, ergriff Berger kurz das Wort. »Ich möchte
Ihnen ein neues Teammitglied vorstellen. Das ist Mira Katzev, eine Freundin der
Gräfin. Sie ist Majorin der israelischen Armee und hat vor und teilweise in den
spanischen Hoheitsgewässern zusammen mit der NATO eine Marineübung abgehalten.«
Mira beugte sich zur Gräfin und flüsterte: »Der lügt ja, dass sich
die Balken biegen.«
Rosa nickte freundlich. »Ja, das kann er.«
Beide grinsten.
Mira wurde, als Berger mit seiner Ansprache geendet hatte, mit
freundlichem Nicken in der Runde begrüßt.
»So, ihr Lieben«, übernahm nun der Comisario die Moderation, »was
ich jetzt zu sagen habe, ist absolut vertraulich. Hundertprozentig weiß
eigentlich keiner, was uns widerfahren ist, aber irgendwie sind wir gewaltig in
die Scheiße getreten. Wir haben bei Cabrera drei Leichen gefunden, die
inzwischen aber verschwunden sind – und mit ihnen alle Beweise, dass es
sie je gegeben hat. Wir haben zwei Vermisste, bei denen wir davon ausgehen
müssen, dass sie tot sind, und ich fürchte ehrlich, dass sie, sollten wir
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