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Tod Auf Dem Jakobsweg

Tod Auf Dem Jakobsweg

Titel: Tod Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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wären wir», verkündete Jakob munter. «Pamplona. Ignacio setzt uns in der Nähe der Kathedrale ab, bleibt dann bitte zusammen, wir haben heute ein besonders volles Programm und nicht viel Zeit. Ich verspreche, ab morgen geht es ruhiger voran. Pilgermäßig, sozusagen. Beeilt euch bitte beim Ausssteigen, damit unsere Kutsche die Straße nicht zu lange blockiert. Eine gute Stunde später holt Ignacio uns bei der Stierkampfarena wieder ab. Das reicht uns für die Kathedrale und den Rathausplatz. Die Arena können wir sowieso nur von außen ansehen. Ich bin gespannt, ob ihr doch besondere Sehenswürdigkeit davor entdeckt, Allerdings ist sie kaum zu übersehen.»
    Kühler Wind strich durch die zur Kathedrale führenden Gassen, Jakobs Appell, man möge beieinanderbleiben, war überflüssig. Niemand mochte sich lange aufhalten und zu den malerischen, aber nicht sehr stabil wirkenden Balkonen mit den tropfnassen Geranien hinaufsehen. Nur Rita blieb einmal zurück, um ein Schaufenster zu fotografieren, in dem zwischen geblümtem Geschirr und putzigen Porzellantieren dreiflügelige Madonnen- und andere Heiligenbilder, ein segnender Christus und Rosenkränze jeglicher Art auf Käufer warteten. Alles zum Sonderpreis.
    «Spanisch», seufzte sie entzückt, «so typisch spanisch», als sie die Gruppe vor der Kasse am Portal zum Kreuzgang mit seinen von filigranen steinernen Rosetten gezierten Spitzbogenfenstern wieder einholte.
    Alle klappten die Schirme zu, schoben die Kapuzen zurück und wappneten sich für das Bewundern ihrer ersten spanischen Kathedrale.
    «Na ja», sagte Sven, als sie wieder in den Nieselregen hinaustraten, «schon beeindruckend, so ein gotisches Gotteshaus ohne barocken Pomp. Aber wenn man unseren Kölner Dom gesehen hat — der ist einfach nicht zu toppen.»
    «Das kann man nicht vergleichen», protestierte Selma, von Edith durch entschiedenes Nicken unterstützt. Sie hatte zahllose Male auf den Auslöser ihrer kleinen Kamera gedrückt, wobei die Hälfte der Bilder die mittelalterlichen Madonnen im angeschlossenen Museum zeigen würden, in dem ein unübersehbares Schild das Fotografieren strikt verbot. «Kein Vergleich», wiederholte sie, überhaupt nicht.»
    Sonst sagte niemand etwas. Auch Jakob nicht, er hatte sich schon lange angewöhnt, auf solche Art Kommentare seiner Schäfchen ebenso wenig reagieren wie auf verbotenes Fotografieren.
    «Weiter geht’s», rief er und bog mit raschen Schritten in die Gasse zum Hauptportal der Kathedrale ein.
    Nichts von der Fassade schien zu dem zu gehören, was sie gerade gesehen hatten. Sie war Ende des 18. Jahrhunderts im neoklassizistischen Stil mit dem unvermeidlichen Säulenquartett vor das gotische Gotteshaus gebaut worden, auch die beiden haubenbewehrten Türme stammten aus jener Zeit. Dass der rechte die größte Glocke Spaniens barg, mehr als zwölf Tonnen schwer und im 16. Jahrhundert gegossen, beeindruckte Sven endlich doch. Auf Leos unschuldige Frage, wie schwer die Glocken des Kölner Doms seien, wusste er leider keine Antwort.
    «Macht ja nichts», murmelte sie und dachte an die Warnung ihrer Freundin Annelotte, ihr spitzes Mundwerk werde sie eines Tages sehr einsam machen.
    Das Rathaus, ein barockes Schmuckstück, erinnerte an eine überdimensionale eckige Hochzeitstorte, es hielt sie nur kurz auf, woran sicher einzig der Regen Schuld trug.
    «Und durch diese Straße», erklärte Jakob, als sie in eine Fußgängerzone einbogen, in der fast jedes Haus ein Restaurant oder einen Imbiss barg, «werden bei der Fiesta im Juli die Stiere getrieben; das heißt, wenn sie hier ankommen, haben sie den größten Teil ihres Weges von dem corral bei der Stadtmauer schon hinter sich. Da rennen sie, vom Geschrei der Zuschauer angefeuert, längst von selbst und versuchen den einen oder anderen todesmutigen Zweibeiner aufzuspießen, der mit ihnen um die Wette rennt. Und dort hinten», wieder beschleunigte er seine Schritte, «wartet die Arena auf die armen Viecher. Und auf uns Ignacio mit dem Bus.»
    Der Bus war noch nicht da, was angesichts der von hupenden Autos und Mopeds verstopften Straße, die an der Arena vorbeiführte, niemand wunderte. Und auch nicht enttäuschte. Die von Jakob versprochene besondere Sehenswürdigkeit unter den Platanen vor dem blutrot gestrichenen Portal forderte noch Zeit.
    «Hemingway», rief Felix. Er war den ganzen Morgen schweigsam vor sich hin getrottet, nun war er plötzlich wieder munter und beobachtete mit spöttischem Grinsen, wie

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