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Tod Auf Dem Jakobsweg

Tod Auf Dem Jakobsweg

Titel: Tod Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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sechs oder acht Wochen investieren, Inspektor. Sie wandern jeden Tag eine Strecke und reisen zwischendurch mit einem Bus, wahrscheinlich klimatisiert. So schaffen sie es in zwei Wochen. Werden Sie mit den Leuten sprechen?»
    Dr. Helada hatte abgesehen von den üblichen Strafzetteln noch nie mit der Polizei zu tun gehabt, die Sache begann ihm Spaß zu machen.
    «Natürlich. Es sei denn, der Gerichtsmediziner ist anderer Meinung als Sie. Wissen Sie, wo die Leute übernachten? Im Pilgerhospiz in der Calle El Paral?»
    Dr. Helada schüttelte mit leisem Lachen den Kopf. «Nein. Sie wohnen in einem Hotel in der Altstadt, zwischen der Kathedrale und San Gil. Ich habe es im Dienstzimmer notiert, ich gebe Ihnen die Telefonnummer. Señor Seifert...»
    «Sie sind der Reiseleiter?»
    Obanos und Helada hatten Ruth Siemsens Schritte nicht gehört. Zu ihrem eleganten grauen Kostüm und der weißen Bluse trug sie völlig unpassende bequeme Leinenschuhe mit dicken Sohlen. Zwei Strähnen hatten sich aus ihrem im Nacken zu einem weichen Knoten zusammengefassten Haar gelöst, ihre Augen über den dunklen Schatten blickten Obanos ausdruckslos an.
    «Señora Siemsen?» Obanos hatte sich keine schlanke, in seinen Augen sogar dünne, sondern eine kleine füllige Frau im geblümten Kleid vorgestellt. Einzig die Farbe ihres Haares entsprach seiner Phantasie von einer deutschen Mutter. Bis auf die schlanke Figur ähnelte sie ihrem Sohn kaum. «Ich bin Inspektor Obanos, Kriminalpolizei Burgos.
    Ich möchte...» <... gerne mit Ihnen Sprechen, hatte er sagen wollen, doch sie schwankte, und er griff rasch nach ihrem Arm. «Erschrecken Sie nicht, Señora», bat er und log: «Es ist nur Routine.»
    Er führte sie zu den Stühlen in der nächsten Fensternische und nickte Dr. Helada zu, der nur zögernd dem Ruf eines seiner Kollegen aus dem Ärztezimmer folgte.
    Ruth Siemsen kauerte auf ihrem Stuhl, die Schultern vorgebeugt, die Knie fest aneinander- gepresst. «Ich wusste es», stieß sie hervor, «es war kein Unfall. Benedikt war nie leichtsinnig. Nie. Ich habe es gewusst, er hätte sich nicht darauf einlassen dürfen.»
    Obanos zog einen zweiten Stuhl heran und blickte Señora Siemsen prüfend an. Sie sah weder dumm noch hysterisch aus. Mütter, so war seine feste Überzeugung, wussten wenig vom wahren Leben ihrer Söhne, egal welchen Alters. Vielleicht war es in diesem Fall anders.
    «Worauf, Señora Siemsen?», fragte er sanft. «Worauf hätte Ihr Sohn sich nicht einlassen dürfen?»
     

Kapitel 5
     
     
     
    Mittwoch
     
    Der Bus mit Ignacio am Steuer war nun schon zum rollenden Zuhause geworden. An diesem Tag brachte er die Gruppe nach San Juan de Ortega, dem kleinen, nach dem Erbauer von Hospizen, Straßen und Brücken entlang des Camino benannten Ort. Der Heilige stand auch im Ruf eines Nothelfers bei Unfruchtbarkeit. Sogar Königin Isabella die Katholische, die mächtigste Frau in der spanischen Geschichte, war anno 1477 hierher zu seinem Grab gepilgert, als sie nach sieben langen Ehejahren immer noch vergeblich darauf wartete, schwanger zu werden. Vielleicht schätzte der Heilige mächtige Frauen nicht, selbst diese, die wenige Jahre darauf in Kastilien und Aragonien für die Einführung der Inquisition sorgen sollte. Vielleicht wollte er die stolze Dame Demut lehren — sie gebar nach zwei Jahren ein Kind, aber nur eine Tochter, Johanna. Die wurde in Ermangelung eines Infanten Königin, Mutter Kaiser Karls V. und genannt.
    Auf Wald- und Feldwegen ging es fünf Stunden durch hügeliges Land und Wälder, bis eine Dunstglocke am Himmel die Nähe einer Stadt ankündigte und der Bus sie in Villafría de Burgos wieder aufnahm. Der Ort ging nahtlos in die von grauen Gewerbegebieten eingekreiste Hauptstadt der Provinz Burgos auf der altkastilischen Hochebene über. Schon der Anblick des südlichen Stadttors zur Altstadt war eine Verheißung. Der Arco de Santa María, zu Ehren Karls V. errichtet, glich trotz seiner Türme und Zinnen eher der mit Statuen geschmückten Fassade einer Kathedrale als dem Teil einer Festung.
     
    Leos Haar war noch nass von der eiligen Dusche, als sie die Hoteltreppe hinunterflitzte und sich, mit beiden Händen ihr zerknittertes Leinenhemd glatt streichend, in der Hotelhalle umsah. Sie war schnell genug gewesen, Jakob sprach in raschem leisem Spanisch mit der jungen Frau an der Rezeption. Obwohl aus einem kalten Morgen ein heißer Tag geworden war, wirkte sie in ihrem schwarzen Kostüm und dem

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