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Tod auf der Venus

Tod auf der Venus

Titel: Tod auf der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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wußten, welche Hindernisse sie zu überwinden hatten. Die Energiegeräte der anderen Schlitten wurden auf den übertragen, den sie mitnehmen wollten. Der Gyrokompaß wurde eingebaut, und Lebensmittel und andere Dinge, die sie dringend brauchten, wurden verpackt und aufgeschnallt.
    Natürlich war der Schlitten überladen, als sie fertig waren, aber sie waren einer Meinung darüber, daß sie mit einem Schlitten schneller vorwärts kämen. Motorisiert war er ja nur im gleichen Sinn wie etwa ein Rasenmäher; man mußte ihn nicht schieben oder ziehen, aber man mußte ihn geschickt dirigieren können. Er konnte ihnen entkommen und davonrollen, in einem Sumpf steckenbleiben oder umkippen, und dann mußten sie sich zu dritt anstrengen, um ihn wieder aufzustellen.
    Man würde abwechseln. Einer mußte sich mit dem Schlitten plagen, einer mußte die lebenswichtigen Aufzeichnungen machen, und der dritte durfte nebenhertraben, die Dinge aufheben, die aufgehoben werden mußten, und sie zusammenfügen – und vor allem denken. Jeder mußte abwechslungsweise seine körperlichen Energien einsetzen, dann aber auch eine Gelegenheit zum Nachdenken bekommen. Es konnte durchaus sein, daß gerade dieses Nachdenken zur wichtigsten Funktion des Unternehmens wurde.
    Allmählich nahm die Expedition Form an. Chet stellte voll Befriedigung fest, daß seine Kameraden mit Hingabe bei der Sache waren. Jetzt gab es keinen kleinlichen Streit über Ansichten oder Pläne. Der Konflikt zwischen den beiden ging unter in der Notwendigkeit des Überlebens. Er wußte, daß es nur ein Waffenstillstand auf Zeit war, und die nächste Krise interessierte ihn jetzt nicht.
    Und Chet war als Schlichter, Plänemacher und kommandierender Offizier so sehr beschäftigt, daß er keine Zeit fand, seine eigene Position zu überdenken.

 
8.
     
    Überall auf der Erde hätte man das Trio, das in den motorisierten Spezialanzügen dahinstampfte, für Riesen gehalten oder für Roboter. Auf der Venus fühlten sie sich wie Zwerge. Quincy konnte nicht recht mit dem Gedanken fertig werden, daß er im Grund nicht mehr war als eine Krabbe – außen der Panzer, innen die Weichteile.
    Carter, der den Schlitten auf der ersten Strecke zu führen hatte, war mit seiner Arbeit viel zu sehr beschäftigt, als daß er an andere Dinge hätte denken können. Man mußte sehr viel Feingefühl für eine körperliche Koordination haben, wenn der Spezialanzug glatt und ohne Schwierigkeiten arbeiten sollte. Und es war auch wirklich nicht leicht, den Schlitten zu dirigieren.
    Chet übernahm vom Start weg die Navigation. Davon hing im wesentlichen ihr Leben ab. Niemand sprach das deutlich aus, weil es viel zu wichtig war, als daß man es hätte in Worte kleiden mögen. Sie wußten alle drei ganz genau, daß sie die Russen finden mußten – oder umkamen. Vielleicht beides, wenn die russische Station unbemannt war, denn dann konnte nichts mehr sie retten.
    Fanden sie die Russen nicht, dann war es egal, ob es auf der Venus Russen, Sauerstoff oder kühle Temperaturen gab. Aber dann waren auch ihre Leben verschwendet, wenn sie den Russen den Bluff nicht nachweisen konnten.
    Niemand sprach von diesen Dingen, denn es hatte keinen Sinn, sich mit solchen Themen von ihren Aufgaben ablenken zu lassen. Trotzdem lauerten diese Gedanken unmittelbar unter der Oberfläche aller Überlegungen. Die drei brauchten etwas, das ihnen Mut machte. Etwas Günstiges. Ein Plus, oder wie immer man es nennen wollte. Ein gutes Zeichen brauchten sie – und sie bekamen es geliefert.
    Es stärkte ihre Moral, daß ihr Kurs wegführte von den hohen Felsen. Hätten sie diese umgehen oder übersteigen müssen, dann wäre ihnen vermutlich von Anfang an aller Mut vergangen. Und eine Umgehung mit ihren primitiven Navigationsmitteln hätte wahrscheinlich dazu geführt, daß sie sich hoffnungslos verirrt hätten.
    Ihr Kurs führte sie über ein Gebiet, das auf den ersten Blick als Ebene erschien, aber ganz anders war als Ebenen auf der Erde oder auf dem Mond. Es gab keine Berge und keine großen Felsbrocken, aber es war auch nirgends ein völlig ebenes Fleckchen zu finden, das auch nur die Größe eines normalen Briefbogens gehabt hätte.
    Das ganze Gelände war von unzähligen Spalten durchzogen, von denen viele so tief waren, daß sie den Grund nicht sehen konnten. Die meisten waren so schmal, daß sie einfach darüberstiegen, aber auch deren Ränder mußten erst sorgfältig geprüft werden, ob sie nicht abbröckelten, wenn sie den

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