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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Flughafen in die Stadt gekommen ist.«
    »Ich glaube, sie hatten von ganz oben die Anweisung, den Staatsbesuch positiv darzustellen, vor allem weil die Deutschen kein Geheimnis aus ihrer Skepsis gegenüber unserer Regierung machen.«
    Die Ärztin deutete auf das Kühlfach. »Und der da? Kein Ausweis, keine Dokumente. Nichts. Irgendwo wartet jetzt seine Familie auf eine Nachricht von ihm oder darauf, daß er Geld schickt. Vermutlich werden sie nie erfahren, was aus ihm geworden ist.«
    »Lassen Sie bitte gleich die Fotos und die Fingerabdrücke herüberbringen, wenn sie fertig sind.« Laurenti gab ihr die Hand. Die Frau schien, anders als der große Zyniker Galvano, ein Herz zu haben.
    Vasiles Traum von der Eismaschine, mit der er die Zukunft seiner Familie sichern wollte, endete in der Kühlkammer der Gerichtsmedizin von Triest.
     

Alter schützt vor Weißwein nicht
    Die Nachbesprechung im Polizeipräsidium hatte sich lange hingezogen. Erst am frühen Abend war Bilanz gezogen. Endlich befanden sich auch die Leiter der lokalen Sicherheitsdienste auf dem Weg nach Hause – ihre Kollegen aus Rom hatten sich am Vormittag davongemacht, nachdem sie wieder einmal unmißverständlich zu verstehen gegeben hatten, was sie von der Provinz hielten, und daß sie natürlich umgehend über die kleinste Erkenntnis zu unterrichten waren.
    Auch der Regierungschef verließ die Stadt am Samstag morgen. Freitag abend herrschte noch einmal das volle Aufgebot. Nachdem der deutsche Kanzler in Ronchi dei Legionari den Bundeswehr-Airbus bestiegen hatte und auf dem Rückweg nach Berlin war, tafelte der Große Vorsitzende im Thronsaal von Schloß Miramare mit den Industriellen der Region. Schon im Vorfeld gab es Protest gegen dieses Treffen, denn die Triestiner Unternehmer waren auf der Einladungsliste nicht zu finden. Man war beleidigt. Der Gedanke lag nahe, daß mit dieser Unfreundlichkeit vermieden werden sollte, jene einzuladen, die politisch nicht mit den Regierungsparteien auf Linie waren. Natürlich waren es keine Kommunisten, wie der Regierungschef gerne alle bezeichnete, die ihm die Gefolgschaft versagten. Es handelte sich um einen rüden Affront gegenüber der Stadt.
    Proteo Laurenti ließ die Sitzung noch einmal Revue passieren, während er die Viale Miramare stadtauswärts fuhr. Man wußte noch immer nichts über die Identität des nackten Toten, mit dem der Freitag so eigentümlich begonnen hatte. Die Stadt machte ihre Schlagzeilen, nicht wie gewünscht, aber mit weit höherem Effekt. Der Questore hatte mit eiserner Miene eine Zusammenfassung der internationalen Pressestimmen vorgelesen. Natürlich sprachen die deutschen Medien, wie üblich herablassend, von Lücken im italienischen Sicherheitssystem, nahmen zum wiederholten Mal Bezug auf die »Schlacht von Genua«, wie sie die unerfreulichen Ereignisse des letzten Jahres nannten, als während des Treffens der G 8-Staaten ein Demonstrant von einem Carabiniere erschossen wurde. Und die einheimische Presse sprach vom »Nackten des Kanzlers«. Laurenti sagte irgendwann, er sei froh, daß der junge Mann nicht in seinen Wagen gelaufen war. »Es wäre besser gewesen«, widersprach ein Kollege, »dann hätte es wenigstens niemand erfahren.«
    Die politischen Ergebnisse des Treffens waren banal, doch standen sie in dieser Runde nicht zur Diskussion. Die Regierungschefs duzten sich, wie das seit einigen Jahren üblich geworden war, und zeigten das europäische Einheitsgrinsen. Das war’s dann auch.
     
    Der Nebel hatte sich trotz Einbruch der Dunkelheit kaum gesenkt, die Scheibenwischer liefen, und die Scheinwerfer der wenigen entgegenkommenden Wagen streuten diffuses Licht. Nachdem die Straße aus den Kurven bei der Tenda Rossa heraus wieder auf die Gerade führte, setzte Laurenti den Blinker. Noch zweihundert Meter bis zu der kleinen Einfahrt auf den Parkplatz, von wo er zu Fuß zum Haus hinunter mußte. Plötzlich meinte er eine Gestalt vor sich zu erkennen, die über die Straße rannte, und bremste scharf. Er fragte sich, ob er zu müde war und schon halluzinierte, doch als er auf den Parkplatz fuhr, schoß ein Wagen mit hochdrehendem Motor davon. Er zog den Zündschlüssel ab und schaltete das Licht aus. Dann sah er ihn.
    Er war völlig außer Atem und machte ein Gesicht, als hätte er sich heftig über etwas erschrocken. Blaß und aufgeregt lehnte der Mann, der ihn deutlich überragte, an einem Auto. Laurenti ging auf ihn zu.
    »Das war knapp«, sagte Laurenti. »Sie wären mir

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