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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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die dem Triestiner Kommando unterstellten Beamten sich näherten. Seine Art zu sprechen und zu gestikulieren war Laurenti vertraut. Neapel oder Umgebung, dachte er.
    »Video«, befahl der Mann. Er hatte noch nicht richtig den Mund geschlossen, als der Scheinwerfer einer Kamera die Nebelpartikel im gleißenden Licht tanzen ließ.
    »Hunde?« fragte der Spezialbeamte. Und als Laurenti nicht reagierte, wurde er ruppig. »Ich habe gefragt, ob Sie Hunde hier haben.«
    »Nein!«
    »Dann schaffen Sie welche her, und zwar schnell. Und gehen Sie aus dem Weg, bis wir die Sache aufgenommen haben.«
    »Sgubin«, rief Laurenti. »Sie sollen Hunde bringen.«
    »Die sind alle in der Stadt im Einsatz«, murmelte Sgubin und nestelte an seinem Funkgerät.
    »Wieso hat der Typ einen Krankenhauskittel an?« Der Superbeamte schaute Laurenti an, als müßte der es wissen.
    »Vielleicht sagt er es Ihnen, wenn Sie ihn freundlich danach fragen!«
    »Ist die Umgebung abgesucht?«
    »Nichts zu finden. Er war allein.« Miraporte salutierte. Er war mit verdreckter Uniform aus dem Nebel aufgetaucht und buckelte vor dem wichtigen Mann im grauen Tuch. Laurenti ignorierte er.
    »Wann kommen die Hunde?«
    »Zwanzig Minuten«, sagte Sgubin.
    »Warum dauert das so lange?«
    »Es dauert eben.«
    »Scheiß Provinz. Sie bleiben hier und informieren mich sofort, wenn sie etwas herausgefunden haben!« Dem kurzen Pfiff durch die Zähne folgte eine weitere Armbewegung. »Wir haben zu tun!« Das Licht der Videokamera erlosch. Die Männer der Spezialeinheit folgten umgehend ihrem Chef. Autotüren schlugen zu, und zwei schwarze BMW fuhren mit aufheulenden Motoren davon. Laurenti wußte nicht einmal, wie der Mann hieß, geschweige denn, welche Kompetenzen er hatte.
    »Was war denn das für einer?« fragte Sgubin.
    »Was weiß denn ich, Sgubin! Manchmal genügt es, sich wichtiger zu machen, als man ist, um den nötigen Respekt zu bekommen. Kümmer dich nicht drum. Frag nach, wann der Hund kommt! Miraporte, nimm die Schäden an den Fahrzeugen auf! Und deckt ihn endlich zu!« sagte Laurenti nochmals zu den Sanitätern.
    Er setzte sich auf den Beifahrersitz und lauschte dem Funkverkehr. Der Deutsche war in der Stadt angekommen und gleich im Grandhotel verschwunden. Eine kleine Programmänderung. Der Empfang im Rathaus war gestrichen. Der Bürgermeister mußte auf seinen Auftritt verzichten, der ihm endlich, wie er gehofft hatte, in der Öffentlichkeit den angemessenen Glanz geben sollte. Auch ein Bundeskanzler muß sich von unvorhergesehenen Schrecken erholen.
    »Der Hund ist da!« sagte Miraporte.
    Laurenti sah den jungen Kosmak mit einem großen schwarzen Bastard an der Leine, dessen Flanken bebten. Triefende, rotunterlaufene Augen schauten ihn durch die dicken Haarbüschel an, die ihm bis auf die Schnauze hingen. Der Hund hinkte mit seinem linken Vorderbein.
    »Was ist das denn?« fragte Laurenti. »Ich hab noch nie einen Hund mit solchen Tränensäcken gesehen. Ist das überhaupt ein Hund?«
    »Almirante, sitz«, sagte Kosmak. Der Hund setzte sich auf den nassen Asphalt und zitterte. »Der ist schon in Ordnung. Ziemlich alt, aber gut. Hat eine leichte Arthrose. Er sollte längst in Pension sein, aber wir finden niemand, der ihn haben will.«
    »Wie heißt der?« Laurenti runzelte die Stirn.
    »Almirante.« Der Hund schaute zu Kosmak auf und wedelte mit dem Schwanz.
    »Was es nicht alles gibt!« Laurenti schüttelte den Kopf. »Armer Köter! Almirante! Wer hat ihm denn diesen Namen...« Er unterbrach sich und zeigte auf das weiße Tuch, das man inzwischen über den Toten gebreitet hatte. »Dort liegt er. Such die Umgebung ab. Ich möchte wissen, woher er kam.«
     
    *
     
     
    Man hatte den Leichnam in der Gerichtsmedizin auseinandergenommen. Es handelte sich um einen auffallend muskulösen, gesunden Mann von knapp dreißig Jahren. Keine Krankheiten, keine Verletzungen außer den Hundebissen, insgesamt gute Konstitution. Die Schwielen an seinen Händen zeugten davon, daß er körperlichen Arbeiten nachging. Die neue Gerichtsmedizinerin bezeichnete ihn als »vermutlich südosteuropäischen Typ«. Aufgrund der schlechten Zähne, sagte sie, sei es nicht unwahrscheinlich, daß es sich um einen Immigranten handelte. Dann befestigte sie ein Schild an der großen Zehe des Leichnams und schloß die Schublade.
    »Die Meldung in den Nachrichten war sehr kurz«, sagte Galvanos Nachfolgerin. »Es hieß nur, daß es zu einem unbedeutenden Zwischenfall während der Fahrt vom

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