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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Wenn diese Töle hierbleiben soll, dann nur unter zwei Bedingungen: erstens, er bleibt im Garten, und zweitens nimmst du ihn so oft es geht mit zur Arbeit.«
    Der schwarze Hund schaute Laurenti mit traurigen Augen an. Laura schien ihm nicht besonders sympathisch zu sein.
    »In Ordnung«, sagte Laurenti. »Gute Idee. Du wirst sehen, er bewacht unser Haus wie kein anderer. Und ich nehme ihn gerne mit, sooft es geht. Außerdem habe ich einen Riesenhunger.«
    »Dann mach dir was zu essen!« Sie ging an ihm vorbei und schenkte ihm und seinem neuen Freund keinen Blick.
    »Laura«, sagte Proteo, »komm, sei wieder friedlich! Was hältst du davon, wenn wir einen Spaziergang ins Dorf hinauf machen und im Pettirosso zu Abend essen? Du wirst sehen, Almirante ist fit wie ein junger Hund. Die tausend Treppen machen ihm gar nichts. Er hinkte schon immer ein bißchen, sagte sein Hundeführer. Das ist nichts Schlimmes. Also, was ist?«
    Sie blieb stehen und drehte sich um. Das Lächeln, das sie zeigte, war nicht besonders freundlich, und sie schüttelte resigniert den Kopf. »Na schön«, sagte sie. »Ihr geht zu Fuß, ich nehme den Wagen. Auf dem Rückweg wird es dunkel sein, dann ist es besser, wenn wir fahren. Wir treffen uns oben. Und nenne ihn bitte nie wieder bei seinem Namen!«
     
    Seit sie an der Steilküste wohnten, die nördlich der Stadt den Golf von Triest umsäumt, lernten sie ihre neue Umgebung Stück für Stück kennen. Viele Nachbarn hatten sie nicht, die wenigen Häuser, die hier standen, waren fast ausschließlich Sommerresidenzen. Ein steiler, verwunschener Weg führte durch die Weinberge, über die Eisenbahn hinweg, am alten Bahnhof »Santa Croce di Trieste« vorbei und dann noch steiler hinauf in ein Dorf von fünfzehnhundert Seelen. Zweihundert Höhenmeter waren zu bewältigen, und Ungeübte gerieten rasch außer Atem. Aber der Ausblick reichte im Westen bis weit über den Campanile von Aquileia und die Lagune von Grado hinaus, und im Südosten tanzte bei klarer Sicht der Dom von Pirano über dem Meer, und die Punta Salvore, der nordwestlichste Punkt der istrischen Halbinsel, schien zum Greifen nah. Der Blick schweifte vom Schloß von Duino bis hin zu Schloß Miramare und die dahinterliegende Stadt.
    Der Hund bewältigte die Treppen ohne Mühe, rannte voraus und kam gleich wieder zu Laurenti zurück, den er offensichtlich als das einzige Schaf seiner Herde ansah. Obwohl es erst Mitte März und ein kühler Abend war, schwitzte Laurenti, als er ins Dorf kam. Laura wartete schon im Speisesaal der »Osteria Il Pettirosso« an der Hauptstraße. Sie hatten das Restaurant vor einigen Wochen entdeckt und waren froh darüber, daß es so nah einen Ort gab, wo man ausgezeichnet aß und trank. Der Raum, in dessen Zentrum ein riesiger grüner Kachelofen stand, war mit viel Geschmack eingerichtet. Aus dem Schankraum drangen die Gespräche der Männer aus Santa Croce, die am Tresen dem offenen Weißwein zusprachen, als gäbe es ab morgen nichts mehr zu trinken. Manchmal sangen sie lautstark Lieder in slowenischer, italienischer und sogar deutscher Sprache.
    Der Hund saß artig neben ihm am Tisch. Emiliano, der Wirt, der sie wiedererkannte, obwohl sie erst zum zweiten Mal kamen, sagte: »Der ist auch nicht mehr der Jüngste. Aber gut erzogen, wie es scheint. Wie heißt er?«
    Bevor Laurenti antworten konnte, trat Laura ihn unter dem Tisch gegen das Bein. »Cluzot«, sagte er dann. »Was gibt es heute zu essen?«
    Emiliano reichte ihnen die Speisekarten. »Wollen Sie schon etwas zu trinken bestellen?«
    »Sicher eine Flasche Rotwein, Wasser auch.«
    »Also, ich empfehle den Cabernet Franc von Fiore dei Liberi aus dem Collio. Soeben abgefüllt, offiziell noch gar nicht im Handel. Der Winzer hat mir einige Flaschen überlassen. Ein toller Wein.«
    Laurenti schaute Laura an.
    »Cabernet Franc ist in Ordnung«, sagte sie.
    »Du hättest mich nicht gegen das Bein treten müssen«, sagte Proteo, während der Wirt die Getränke holte. »Ich hätte das auch selbst hingekriegt.« Er tätschelte den Hund. »Nicht wahr, Almirante?«
    »Proteo! Man muß sich ja schämen. Wieso darf eigentlich ein Polizeihund nach einem Faschistenführer der Nachkriegszeit genannt werden? Das gehört verboten!«
    »Ich finde das eher komisch«, sagte Proteo. »Er würde glatt durch Mussolinis Rassegesetze fallen. Der Mann muß schwarzen Humor gehabt haben.«
    Laura erkannte ihren Mann nicht wieder.
    Emiliano brachte auf einem großen Tablett drei Fische,

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