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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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schließen.
    »Hören Sie, es ist wichtig. Selbst wenn Sie nur eine Vermutung haben.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er wurde überfahren. Tot. Wir wissen nicht, wer er ist. Er hat nichts Böses getan. Aber er hat vielleicht eine Familie, Eltern, eine Frau, Kinder, die sich Sorgen machen. Also, kennen Sie ihn?«
    »Nein.« Der Fahrer versuchte wieder, seine Tür zu schließen.
    Laurenti schaute zu dem Mann hinauf. »Warum haben Sie dann das Bild so lange angesehen? Haben Sie einen Verdacht?«
    Der Fahrer zuckte die Achseln und schwieg.
    »Geben Sie mir bitte Ihre Papiere!« Ein Polizist hat stets eine Möglichkeit mehr, wenn es nicht im guten geht. Auch wenn am Ende nichts dabei herauskommt, außer einem Blick in ordnungsgemäße Dokumente.
    Der Fahrer reichte ihm eine Plastikmappe hinunter, in der ordentlich, von Ausweis, Führerschein bis zu den Frachtpapieren, alles zu finden war, was er brauchte. Laurenti blätterte sie aufmerksam durch und notierte sich die Daten aus dem Reisepaß des Mannes und das Kennzeichen des LKW. Dann gab er dem Fahrer die Mappe zurück.
    »Also, noch einmal: Kennen Sie den Mann?«
    »Nein!« Der Rumäne schaute stur zur Frontscheibe hinaus, als führe er übermüdet auf der Autobahn.
    »Hier, nehmen Sie das Foto!« Laurenti legte eine Visitenkarte dazu und schob beides in den Fußraum des Führerhauses. Dann bahnte er sich den Weg durch die Gaffer, die langsam Platz machten. Als er in seinem Wagen saß und in die Questura fuhr, überlegte er, ob er den Mann festnehmen lassen sollte. Doch er wußte, daß das keine glückliche Lösung gewesen wäre. Es lag nichts gegen ihn vor, und während eines offiziellen Verhörs hätte er ziemlich sicher geschwiegen. Vor allem aber wäre damit auch die kleinste Chance zunichte gemacht, daß der Mann sich irgendwann doch noch von alleine meldete, falls er wirklich etwas wußte.
    Aber ganz umsonst war die Begegnung vielleicht doch nicht. Immerhin, der Tote konnte Rumäne sein.
    Es war alles andere als einfach gewesen, einen zuständigen Kollegen in Bukarest aufzutreiben, und die Verständigung wollte auch nicht gelingen. Von wegen Sprachnähe! Rumänisch und Italienisch waren eben doch Welten voneinander entfernt. Er mußte unbedingt einen Übersetzer hinzuziehen. In der Scuola degli Interpreti, dem über die Grenzen hinaus berühmten Übersetzerinstitut der Universität, wurden sie schließlich fündig und konnten einen neuen Termin mit Simultandolmetscher vereinbaren, zu dem sich der Kollege in Bukarest freundlich bereit erklärte. Aber über zwei Wochen tat sich nichts. Mariettas Faxe blieben unbeantwortet, und Laurentis Vorurteile gegenüber der fernen Behörde wuchsen täglich. Er war sich sicher, daß in Rumänien nur die Geheimdienste gut funktionierten.
     
    *
     
     
    Trotz aller Bemühungen war es Laurenti all die Jahre nicht gelungen, seinen Mitarbeitern abzugewöhnen, gleich auf ihn einzureden, wenn er morgens ins Büro kam. Die erste Viertelstunde war heilig, nur Notfälle konnten als Ausnahme akzeptiert werden. Und was an diesem Morgen passierte, war alles andere als ein Notfall, würde aber bald zu einem werden, wenn sie sich weiter in sein Leben einmischten. Wieder ging es um den Hund.
    Almirante alias Cluzot hatte schnell seinen Platz auf dem Rücksitz des Dienstwagens gefunden und mit seiner feuchten Nase unübersehbare Spuren auf den Seitenfenstern hinterlassen. Das fiel sogar seinem neuen Herrchen auf, obwohl dieser ein gespaltenes Verhältnis zur Wagenwäsche hatte und das Fahrzeug, ein schöner dunkelblauer Alfa Romeo, das er vor einem halben Jahr widerwillig gegen den alten Fiat einwechseln mußte, noch kein einziges Mal waschen gelassen hatte. Nun zierten also auch Hundehaare die Sitze. Laurenti mußte den Köter erst lange davon überzeugen, das Auto zu verlassen. Der lag über die ganze Breite des Rücksitzes ausgestreckt und wedelte matt, aber friedlich mit dem Schwanz. Erst als Laurenti ihm einen Schubs gab, stand er auf und sprang hinaus. Er trottete neben ihm her und zeigte kein Interesse für die vielen Menschen in der Eingangshalle der Questura.
    »Ist das Ihrer?« fragte die mürrische Beamtin am Eingang. »Der ist ja süß!«
    Hatte sie doch ein Herz? Eine Strähne fettigen Haares fiel ihr auf die Nase. Laurenti murmelte einen Gruß und ging weiter. Der Aufzug war wie üblich besetzt. Er gab dem Hund einen Klaps und stieg die Treppe hinauf.
    »Laurenti«, rief jemand hinter ihm.
    Er ging weiter, als hätte er nichts

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