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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Warnung.«
    In all den Jahren, die er in Triest arbeitete, war es nur selten zu politischen Eingriffen in seine Arbeit gekommen. Der Questore hatte ihn in diesen Fällen immer geschützt, doch Laurenti wußte, daß er sich in der neuen politischen Situation, die das Land beherrschte, am besten auf niemanden mehr verließ. Von überraschenden Frühpensionierungen und Versetzungen, hinter denen gute Verbindungen einflußreicher Personen standen, hatte er durchaus schon gehört.
    »Was macht das Haus«, fragte der Chef. »Sind Sie eingerichtet?«
    »Bis auf einige Kartons haben wir es hinter uns. Am Wochenende kommen die Kinder und meine Mutter. Bis dahin muß alles eingeräumt sein. Das Loch in der Haushaltskasse ist dafür beträchtlich.«
    »Umzüge sind teuer. Das ist wahr. Dafür wohnen Sie jetzt in einer privilegierten Lage. Da lohnt ein bißchen Verzicht. Seien Sie dem alten Galvano dankbar. Bei einem regulären Verkauf hätte er mehr Geld bekommen.«
    »Das ist nicht gesagt. Er hätte Jahre warten müssen, bis er das Haus in diesem Zustand losgeworden wäre. Übrigens beklagt er sich bitter darüber, daß keiner mehr nach ihm fragt, vor allem nachdem Sie bei seinem Abschied versprochen haben, ihn in schwierigen Fällen hinzuzuziehen.«
    »Dieser Vorgang ist mir nicht erinnerlich. Aber was kann man tun, wenn es keine schwierigen Fälle gibt?« Der Questore zuckte mit den Achseln. »Er soll sein Alter genießen.«
    »Sein Leben waren die Verliese, er liebte seine Toten.«
    »Entscheiden Sie das. Wenn Sie meinen, daß Sie ihn brauchen...« Der Questore sprach den Satz nicht zu Ende.
     
    *
     
     
    Als er in sein Büro zurückkam, wurde er von Marietta ungnädig empfangen. Ihre Laune war in der letzten Zeit wirklich unerträglich.
    »Der Rumäne war am Telefon. Du sollst zurückrufen. Sie wissen etwas in Bukarest über den Toten des deutschen Kanzlers«, sagte Marietta barsch.
    »Und was?«
    »Ruf ihn an, wenn du’s unbedingt wissen willst!«
    »Freundlicher geht’s wohl nicht? Was ist los?«
    »Das war das erste und das letzte Mal!« Sie stand auf, zerrte den Hund unter ihrem Schreibtisch hervor und knallte Laurenti die Leine in die Hand. »Wenn du meinst, ich sei hier auch noch als Babysitter für sabbernde Köter angestellt, dann lasse ich mich lieber versetzen. Nicht einmal zum Mittagessen konnte ich gehen. Ich habe ihn in dein Büro gesperrt, aber er hat gejault und an der Tür gescharrt. Du hingegen hast es dir gemütlich gemacht und mich hier einfach mit der Bestie sitzenlassen. Wenn du es nicht einmal für nötig hältst, Bescheid zu sagen...«
    Laurenti machte beschwichtigende Handbewegungen. »Danke, Marietta, danke! Es kann ja wohl mal passieren! So sehr habe ich mich auch noch nicht an den Hund gewöhnt. Entschuldigung! Ja, ich bitte dich um Entschuldigung. Aber mach mir gefälligst keine Szene! Es reicht schon, daß meine Frau eifersüchtig ist! Komm, Almirante, komm!«
    Noch bevor er die Tür zu seinem Büro schließen konnte, hörte er Mariettas Kommentar.
    »Die hat wohl auch allen Grund!«
    »Was hast du gesagt?«
    Marietta schwieg.
    »War der Hund draußen?«
    »Ja!«
    »Stimmt das, Almirante?«
    »Verschwinde, Laurenti!« Marietta hieb mit beiden Händen auf die Schreibtischplatte. »Du bist wirklich zum Kotzen!«
    »Das hat man davon, wenn man einen demokratischen Führungsstil pflegt.«
    In diesem Moment kam Antonio Sgubin herein. »Marietta, warum weinst du?« fragte er treuherzig.
    »Wer weint hier?« fragte Laurenti. Neben ihm saß Cluzot mit seinen großen roten Augen, die unter den schwarzen Haarbüscheln tränten.
    »Niemand«, schluchzte Marietta.
    »Dann ist gut. Was gibt’s, Sgubin?«
    Doch Sgubin hatte bereits ein Taschentuch aus der Hosentasche gezogen und wollte sich um Marietta kümmern. »Keine Ahnung, was hier vorgeht«, sagte er. »Aber das sind Szenen wie bei einem alten Ehepaar. Kann man irgendwie helfen?«
    »Es ist nichts«, sagte Laurenti. »Nur daß Marietta mal wieder einen Eifersuchtsanfall hat. Wegen des Hundes. Das begreif mal einer.«
    »Wie? Wegen dieser Töle? Das glaube ich nicht!« Sgubin lachte und zeigte auf Cluzot, der mit dem Schwanz wedelte. Immerhin einer, der sich freute.
     
    Auch ohne Übersetzer mußte es möglich sein, mit dem Rumänen zu reden. Die Leitung war schlecht, hatte einen Widerhall, als würde er via Milchstraße mit Bukarest telefonieren. Als er schon auflegen wollte, war endlich sein Kollege dran. Und der schien ihn sogar besser zu

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