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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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wem die Sache angezettelt wurde. Kannst du etwas herausfinden?«
    »Vom Kulturreferenten natürlich, wenn er gleich telefonierte.«
    »Ich habe nicht gehört, was er gesagt hat. Es kann auch jemand anderes gewesen sein. Die Presse ist bereits informiert. Wir bereiten ein Feuerwerk vor. Dem Journalisten vom Piccolo sagte man, es seien besorgte katholische Mütter gewesen. Wer’s glaubt, wird selig! Jemand anderes behauptete, es handle sich um eine Beschwerde der Kurie.«
    »Volltreffer! Sei diesen Idioten dankbar. Mehr Publicity kannst du nicht bekommen.«
    »Das ist ein Zensurversuch! Am besten, du läßt mir deinen Hund da. Vor dem müßten sie eigentlich salutieren, so wie er heißt.«
    Andere Freunde waren hereingekommen, denen die Angelegenheit natürlich ebenso ausführlich erzählt werden mußte. Es ging plötzlich zu wie im Hühnerstall.
    Als Laurenti zurück ins Büro kam, wurde er schon ungeduldig von Marietta erwartet. »Wenn du das Telefon nicht einschaltest, kann ich dich nicht erreichen.«
    Laurenti griff in die Jackentasche und zog das Ding heraus. Das Display war tatsächlich dunkel.
    »Der Chef will dich sprechen, und zwar gleich.«
    »Um was dreht es sich?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Hast du etwas von den Vigili erfahren wegen der Anzeige gegen die Galerie?«
    »Schwierig. Man sagte mir lediglich, es käme von ganz oben.«
    »Mach weiter. Ich laß dir den Hund da.« Bevor Marietta protestieren konnte, warf ihr Laurenti die Leine in den Schoß und machte sich auf den Weg zum Polizeipräsidenten.
    Das Vorzimmer war leer, und die Tür zum Büro des Questore stand offen. Laurenti murmelte ein »Permesso« und ging hinein.
    »Nett, daß Sie gleich kommen. Es gibt Unerfreuliches.« Der Questore reichte ihm die Hand. »Aber ganz so schlimm ist es auch nicht. Wir können beim Mittagessen darüber sprechen. Wollen wir in die Kantine gehen?«
    Laurenti haßte die Kantine und das Geklüngel der Kollegen, aber eine Ausrede fiel ihm nicht ein.
    »Wo ist Ihr Hund, Laurenti?«
    »Der liegt meiner Sekretärin zu Füßen.«
    Essensgeruch und Stimmengewirr drangen ihnen entgegen. Sie stellten sich in die Schlange der Wartenden und schwiegen.
    Laurenti hatte sich nur Salat und ein paar Scheiben San- Daniele-Schinken auf den Teller gehäuft. Der Chef machte sich über einen Teller Spaghetti her.
    »Es geht um den Kastrierten.« Der Questore wischte sich mit der Serviette über den Mund. »Wer ermittelt in diesem Fall?«
    »Sgubin mit zwei Assistenten.« Laurenti ahnte schon, was ihn erwartete.
    »Sgubin ist gut«, sagte der Chef. »Zuverlässig, aber ein bißchen zu gründlich vielleicht, für den Geschmack einiger Personen.«
    »Er hat erst mit den Ermittlungen begonnen, und schon fühlt sich jemand gestört?«
    »Wie weit ist er bisher gekommen?«
    »Noch nichts Konkretes. Wer hat sich beschwert und warum?«
    »Niemand. Es war eher eine Bitte. Die Sache kam auf Umwegen. Sie wissen doch, daß ich mit dem Vorstandsvorsitzenden der Versicherung befreundet bin. Der bat mich um einen Gefallen. Die Klinik hat eine Menge prominenter Patienten, und die Leitung befürchtet Schäden fürs Image, wenn die Polizei zu häufig da oben auftaucht.«
    »Dann sage ich Sgubin, er soll in Zivil gehen und mit seinem eigenen Wagen fahren.«
    »Ich fürchte, damit ist es nicht getan. Vielleicht ist es besser, wenn Sie sich selbst drum kümmern. Die Sache verlangt Fingerspitzengefühl.«
    »Nette Leute, auf jeden Fall. Dann gibt es eben offizielle Vorladungen und die ganzen Unbequemlichkeiten, bis wir weiter sind.« Laurenti senkte die Stimme. Kolleginnen Mariettas, mit denen sie häufig die Mittagspause verbrachte, hatten den Nachbartisch belegt, tuschelten und schielten herüber.
    »Konzentrieren Sie sich auf das Privatleben dieses Arztes. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Klinik etwas damit zu tun hat. Oder glauben Sie, daß die Frau eines Politikers sich auf diese Weise rächt, wenn ihr nach dem Aufwachen ihr Gesicht nicht mehr gefällt? Ich nicht. Bisher ging da oben alles glatt. ›La Salvia‹ ist wegen der hohen Qualität so berühmt. Da schnippeln keine Dilettanten an den Patienten herum.«
    »Hoffen wir’s«, sagte Laurenti und dachte an Lauras Pläne, sich liften zu lassen.
    »Sie haben natürlich freie Hand. Ich wollte Sie nur davon unterrichten, daß die Klinikleitung einflußreiche Freunde hat – bevor Probleme entstehen, die uns in eine unangenehme Position bringen.«
    »Verstehe«, sagte Laurenti. »Danke für die

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