Tod Auf Der Warteliste
Alternativen hat er auch nicht.« Benteli grinste. Schmalzlocke!
»Er wird mit dem Jet seiner Firma eingeflogen. Den Rest bringt er in bar mit. Wir teilen wie üblich.« Adalgisa räusperte sich. »Abzüglich Leo, natürlich. Und das Geld auf dem Konto gehört der Klinik.«
Dreißigtausend Euro in bar und pro Kopf war ein ausgezeichneter Tagesverdienst für den Streß, das Risiko lohnte sich. Man konnte zufrieden sein.
»Ein drittes Team muß die Haut übernehmen und sie zur Konservierung präparieren. Wir brauchen sie einen Tag später für Drakičs Verbrennungen. Und dann muß der Weitertransport für Herz und Lunge gesichert sein. Hast du das im Griff?« Severino zupfte am Kragen seines Rollkragenpullovers.
»Ich bitte dich. Die Kollegen warten bereits ungeduldig. Die Lunge nach Rom geht per Linienflug. Alles andere mit dem Auto. Romani bringt nachher die Einverständniserklärung des Spenders mit und seine Dokumente. Du mußt dann nur noch den Totenschein ausstellen. Also, wann wird nun operiert?«
»Es wäre gut, wenn der junge Mann schon morgen nachmittag hier wäre, damit wir ab Freitag die Tests vornehmen können.« Benteli trommelte mit dem Bleistift auf seinen Terminkalender. »Ich schlage den Sonntag vor. Da haben wir mehr Ruhe als unter der Woche. Oder, Ottaviano?«
Severino verzog die Mundwinkel. »Am Sonntag nachmittag laufen drei meiner Pferde. Aber vielleicht sind wir bis dann schon fertig.«
»Dann wird das Assistenzpersonal gleich am Sonntag nachmittag abreisen. Ein neues Team für die Nachbetreuung kommt sofort nach. Wenn jemand fragt, dann wurden die Patienten in diesem Zustand bei uns eingeliefert. Mehr als ein halber Tag Risiko, noch dazu am Sonntag morgen, ist es sowieso nicht. Wie ich sehe, kommt Romani.« Adalgisa Morena stand am Fenster des Besprechungszimmers. »Wir sind uns also einig. Hoffen wir, daß alles klappt.«
»Was soll schon schiefgehen«, sagte Benteli, zwinkerte Adalgisa zu und stand auf. Auf den Anwalt hatte er keine Lust. Beim Frühstück hatte er gegenüber Adalgisa Morena erwähnt, daß er an Lestizzas Anteilen interessiert war. Sie schien froh darüber zu sein und sagte ihm ihre Unterstützung zu. Sie wollte es mit ihrem Mann und Romani besprechen. Benteli war gespannt, was Adalgisa am Abend erzählen würde. Liebte er diese Frau? Oder nur das Geld, das sie ihm brachte? Das wollte er später entscheiden.
*
»Der Journalist ist nicht zurückgekommen«, sagte Romani, als er seinen Aktenkoffer auf den Besuchertisch legte und öffnete. »Er war zwar auf die Maschine aus München gebucht, aber nicht an Bord. Wir hatten zwei Leute in Ronchi, die umsonst auf ihn gewartet haben.«
»Ich finde es beruhigend, ein Störfaktor weniger.« Severino drehte versonnen an seinem Ehering.
»Vielleicht«, sagte Romani und nahm einige Unterlagen aus seinem Koffer. »Der erste Versuch, ihn loszuwerden, schlug zwar fehl. Aber reichte es, um ihn in die Flucht zu schlagen? Wie auch immer, wir halten die Augen offen.«
»Alles Quatsch! Ein Mann, der sich bisher nicht einmal davor gefürchtet hat, die Verstrickungen der Geheimdienste anzutasten oder die China-Route über Belgrad, fürchtet sich auch nicht vor uns. Oder vor deinen Zuchthäuslern!« Die Schärfe in Adalgisa Morenas Stimme war nicht zu überhören. »Vielleicht hat er deine Leute nur abgehängt, Romani! Schwer scheint das ja nicht zu sein. Und dann finde ihn einmal in der Stadt, wenn er nicht will. Wenn es sogar einer meiner Freundinnen gelingt, ihrem eifersüchtigen, geschiedenen Mann über zwölf Monate nicht über den Weg zu laufen, dann hat es ein Profi noch leichter. Mit deinem dummen Attentatsversuch hast du ihn doch erst auf uns aufmerksam gemacht. Wir hätten ihn anders abwimmeln können. Was weiß er denn schon, und was will er eigentlich? Eine halbe Tankstelle auf sein Grundstück zu schleppen grenzte jedenfalls an Schwachsinn.«
»Wer sagt denn, daß wir das waren? Das kann genauso die Rache für eine frühere Geschichte sein. Bleibt ganz ruhig.« Romani schob den Stapel Papiere über den Tisch.
»Ich hoffe für dich, daß du recht behältst«, sagte Adalgisa bitter.
»Hier ist alles, was ihr braucht.« Romani ging nicht weiter auf ihre Vorhaltungen ein. »Der Antrag auf Aufenthaltsbewilligung, rumänischer Reisepaß, die in letzter Sekunde vor seinem Tod unterzeichnete Einverständniserklärung zur Organentnahme sowie die Erklärung seines Bruders, als einzigem Angehörigen, den wir über das
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