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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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der auf den Hund aufpaßte. Sgubin kam gerade rechtzeitig und hatte keine Chance. Dann eilte Laurenti die Treppe hinunter, durchquerte das Ghetto im leichten Trab und hetzte am Rathaus vorbei über die Piazza Unità zur Präfektur. Beim Portier begann die große Demütigung. Wie üblich hatte er keine Dokumente bei sich, weshalb der Portier, der ihn kannte, mit einer spöttischen Bemerkung die Dienstnummer einsetzte, die Laurenti auswendig wußte. Kurz darauf wurde er von der Sekretärin des Terminators begrüßt, einem Eisblock. Am Verhalten der Chefzimmer-Bewahrerinnen konnte man fast immer erkennen, was einen hinter der Tür erwartete. Wäre es ein freudiger Anlaß gewesen, für den man einbestellt wurde, dann hätte sich die Dame an Herzlichkeit überschlagen, etwas zu trinken angeboten und womöglich noch Kekse oder Pralinen aus ihrer ganz privaten Dose dazu gereicht. Laurenti fühlte sich auf dem Weg zum Richtplatz, wie einst der Mörder Winckelmanns, der nur ein paar Meter weiter den Erfinder der Antike gemeuchelt hatte. Arcangeli, der vierschrötige Koch aus Pistoia, wurde 1768 allerdings noch gerädert und gevierteilt. Laurenti hatte keine Gelegenheit, länger über das eigene Schicksal nachzudenken. Der Vorzimmerdrache senkte sein Feuerschwert und sagte unbewegt, er könne hineingehen. Warum sie ihn hatte warten lassen, verstand er nicht. Kein Klingelzeichen, nichts hatte er vernommen.
    »Signori buongiorno«, sagte Laurenti und blieb in angemessenem Abstand stehen.
    Der Präfekt und der Questore saßen in tiefen Ledersesseln vor einem niedrigen Tischlein, auf dem zwei halbgefüllte Wassergläser standen.
    »Setzen Sie sich«, befahl der Tyranosaurus Rex.
    Niemand gab ihm die Hand. Seinen Platz fand er in der Mitte eines langen Sofas.
    »Es liegen schwere Vorwürfe gegen Sie vor, Commissario.« Der Mann lehnte bequem im Sessel. Das weiße Hemd spannte über seinem Wanst. »Ich habe die unangenehme Aufgabe, mich damit zu befassen. Und der Questore auch. Sie haben viele Verdienste, Laurenti. Deswegen ließ ich Sie rufen, bevor eine offizielle Untersuchung beginnt.«
    Untersuchung? Laurenti traute seinen Ohren nicht. Er saß auf der vordersten Kante des Sofas und wußte nicht wohin mit den Händen. Er beschloß, erst dann den Mund aufzumachen, wenn er explizit gefragt wurde.
    »Ich hoffe sehr, daß Sie alles aufklären können und der Verdacht sich rasch zerstreut. Wenn nicht, wird das sehr unangenehm für Sie – und«, der Terminator machte eine bedeutungsschwangere Pause, die er mit einem tiefen Atemzug unterstrich, »und auch für uns.« Er warf einen langen Blick auf den Questore. »Beginnen wir damit, daß Sie noch nicht die geringsten Fortschritte gemacht haben, was den Mann betrifft, der dem Staatsbesuch in den Wagen lief. Sowohl die Kollegen in Rom, im Innenministerium, wie auch die Deutschen sind darüber sehr ungehalten.«
    »Es gibt Fortschritte. Seit gestern abend.« Wenn es nur das war, dachte Laurenti, dann war alles nur halb so schlimm und wäre schnell aus dem Weg zu räumen.
    »Und welche?«
    »Wir wissen inzwischen, wer der Tote ist. Ein Rumäne vom Schwarzen Meer.«
    »Wer steckt dahinter?«
    »Ich glaube nicht, daß es einen Zusammenhang nach irgendwohin gibt. Er hat mit niemand zusammengearbeitet.«
    »Glauben hilft uns nichts, Laurenti. Fakten zählen.«
    »Wir kennen seine Identität erst seit kurzem. Es war alles andere als einfach, das herauszubekommen.«
    »Dafür werden Sie bezahlt, und damit kommen wir zu einer wesentlich ernsteren Angelegenheit.« Der Präfekt setzte sich mit einem Ruck auf. »Es heißt, Sie lebten über Ihre Verhältnisse.«
    »Wer sagt das?« Laurenti fuhr zusammen.
    »Sie wohnen in der Costiera, nicht wahr? Die Häuser dort sind teuer...«
    Romani, ich schneide dir die Kehle durch, dachte Laurenti. Er erinnerte sich nur zu gut an die spitze Bemerkung, die der Anwalt vor drei Tagen vor der Tür des Staatsanwalts gemacht hatte. Die Frage des Terminators hatte er soeben überhört. Eine peinliche Stille herrschte, bis Laurenti begriff, daß er sich äußern mußte. Er räusperte sich.
    »Würden Sie bitte Ihre Frage wiederholen?«
    »Ich wollte wissen, was Sie dazu sagen, sonst nichts.«
    »Nichts. Gar nichts. Es war ein Tausch. Wir haben mit Galvano getauscht, ohne daß Geld floß. Ganz einfach. Wie Sie wissen, arbeitet meine Frau ebenfalls. Wir haben zwar kein überflüssiges Geld, aber es reicht. Ich lege gerne alles offen. Aber, wenn Sie mit Anwalt Romani

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