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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Caravaggio-Interpretationen Laurentis hatten ihn an Malta erinnert, und er hatte Mühe, die Bilder und Gedanken an Matilde zu vertreiben. Sie durften nicht wieder die Oberhand gewinnen. Sie hätten ihn wieder für Tage paralysiert. Er hatte sein Ziel noch nicht erreicht. Bis dahin mußte er durchhalten, sich ablenken, um Herr seiner selbst zu bleiben. Aus dem Sessel im Salon stand er deshalb schnell wieder auf und stieß dabei den Aschenbecher von dem kleinen Tisch. Die Scherben und Kippen ließ er liegen. Er ging in den Keller und versuchte dort Ordnung zu machen. Lustlos stellte er Kisten um und begann auszufegen, doch nach einer Viertelstunde warf er den Besen in eine Ecke und ging wieder hinauf. Er nahm die Jacke vom Haken und ging den Weg durch die Weinberge zur Via del Pucino hinauf. Im Südosten sah er die Lichter der Stadt und davor das hellgleißende Schloß Miramare. Irgendwann beschleunigte er den Schritt und stand nach kaum einer Stunde vor dem Zugang zum Schloßpark bei der ehemaligen Bahnstation von Miramare. Er kletterte über das hohe eiserne Tor und durchquerte den Park, den Maximilian einst mit Bäumen aus aller Welt bepflanzen ließ, bevor er als glückloser Kaiser von Mexiko sein Leben mit drei Einschußlöchern im Hemd bekrönte. Am unteren Ende des Parks schlich Ramses an der Station der Carabinieri vorbei und überwand das andere Tor gerade noch rechtzeitig, bevor er das Summen der Elektromotoren vernahm und die Scheinwerfer eines Streifenwagens nahen sah. Er versteckte sich hinter einem Felsen und wartete, bis sie vorbei waren. Über den Lungomare kam er nach Barcola. Drei betrunkene Nachtschwärmer gingen ein paar Meter vor ihm her und schimpften lautstark über die Umbenennung einer Seitenstraße, die kürzlich dem Andenken eines einstigen Schlägers der Rechtsextremen gewidmet worden war. Einer pißte an das Haus, an dem man das neue Straßenschild angebracht hatte. Sie bemerkten Ramses nicht.
    Am alten Hafen vorbei ging er weiter in die Stadt hinein, die Rive entlang bis zum Campo Marzio. Aus dem Pub im Gebäude des Eisenbahnmuseums drang Rockmusik und Gegröle bis auf die Straße hinaus. Wenig später sah er auf einem Parkplatz ein Wohnmobil mit österreichischem Kennzeichen stehen, an dessen Steuer eine Blondine saß. Sie hatte die Innenbeleuchtung angeschaltet, und Ramses sah, daß sie ein weißes Strickjäckchen trug, das den Blick auf das Darunter nicht weiter aufhielt.
    »Willst du reinkommen?« fragte sie mit unüberhörbarem Akzent durchs Fenster.
    »Langeweile?«
    »Ein bißchen.«
    »Ist dir nicht kalt?«
    »Wenn du einen warmen Platz suchst, bist du hier richtig.«
    Sie verdiente ihr Geld in diesem Gefährt. Als der »Piccolo« noch fast täglich über die wenigen Prostituierten in der Stadt berichtete, hatte man auch von ihr gelesen. Damals war sie gleich nach einigen Tagen weitergefahren, weil es ihr in Triest angeblich zu langweilig war.
    »Wie heißt du?« fragte er auf deutsch.
    »Silvia«, sagte sie. Es war sicherlich ihr Künstlername. »Und von wo kommst du?«
    Ramses trat einen Schritt zurück und schaute auf das Kennzeichen. »G steht für Graz?«
    »G steht für G-Punkt, natürlich.«
    »Nicht viel los heute nacht. Nicht wahr?«
    »Aber Skonto gibt’s deswegen trotzdem nicht. Komm schon, ich heize dir ein bißchen ein. Sechzig Euro. Die hast du doch wohl noch übrig.«
    »Danke, nein. Wenn du willst, lade ich dich auf einen Drink ein.«
    »Nach Escortservice hat mich in Triest bisher noch niemand gefragt.«
    »Ich sprach nur von einem Drink.«
    »Egal. Es ist fast drei Uhr. Jetzt kommt ohnehin keiner mehr. In einer halben Stunde fahre ich nach Hause.« Sie knipste das Licht über dem Steuer aus und verschloß das Fahrzeug. »Da vorne ist eine Bar«, sagte Silvia. »Wir gehen zu Fuß.«
    Sie gingen ein Stück Richtung neuer Hafen. Außer ein paar Lastzügen auf dem Weg zur Fährverladung herrschte kein Verkehr. »Der Schuppen heißt ›Checkpoint‹«, sagte sie. »Hier beginnt die Rückseite der Stadt.«
    Ein Betrunkener saß neben dem Eingang auf dem Boden und atmete schwer. Ramses hielt ihr die Tür auf und sah auf das Schild mit den Öffnungszeiten. 19 bis 5 Uhr. Der Raum war so klein, daß der Tresen die Hälfte davon einnahm. Ein paar dunkle Gestalten hingen an der Bar, Joe Cocker grölte »With a Little Help of My Friends«, und die Wirtin begrüßte Silvia mit Namen.
    Ramses bestellte Gin Tonic, Silvia ein Bier.
    »Ich muß noch fahren«, sagte

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