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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Konsulat ausfindig machen konnten. Das Datum müßt ihr noch einsetzen. Alles wie besprochen und amtlich beglaubigt durch das Polizeipräsidium in Constañta. Es war nicht teuer. Offiziell war der arme Mann hier seit einiger Zeit als Pferdepfleger schwarz beschäftigt und sollte jetzt ganz legal angestellt werden, bis er dummerweise unter den Traktor kam. Leider war er nicht mehr zu retten. Notoperation. Gehirntod. Organspende. Die Carabinieri in Aurisina werden den Unfall aufnehmen.«
    »Wie bringt man Tote zum Schreiben?« fragte Severino lakonisch. »Ist der Bruder nicht schon eingeäschert?«
    »Mach dir keine Sorgen über solch nebensächliche Details.« Romani schloß seinen Koffer und schaute auf die Uhr. »Sonst noch etwas?«
    »Ja.« Adalgisa Morena faltete die Hände und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Es geht um Leos Anteil. Die Verträge sehen vor, daß dieser im Todesfall an die verbliebenen Gesellschafter fällt und unter diesen gemäß ihrer Beteiligung aufgeteilt wird, in diesem Fall also an Ottaviano, mich und die Firma auf Malta. Wir müssen aber auch bedenken, daß Leo ersetzt werden muß. Ich schlage vor, daß wir Benteli ein paar Anteile anbieten. Es wäre gut, ihn zu binden – er hat ein Interesse daran.«
    »Das hast du doch schon eingefädelt. Mit Haut und Haar«, maulte Severino. »Ich bin dagegen.«
    Adalgisa lächelte. »Warum so heftig, Ottaviano? Die Sache hat durchaus ihre guten Seiten. Halte die Emotionen raus. Deine Ehre steht nicht in Frage. Was meinst du dazu, Romani?«
    »Unnötig, daß ich mich äußere, solange ihr euch nicht einig seid. Aber ich werde Petrovac fragen. Vielleicht ist er...« Er wurde durch den Klang der Sirene eines Polizeiautos unterbrochen, das mit eingeschaltetem Blaulicht auf den Hof fuhr und neben Romanis Porsche scharf bremste.
    »Verdammt!« Adalgisa sprang auf. »Ich dachte, das sei geregelt? Was wollen die schon wieder hier?«
    Alle drei schauten zum Fenster hinaus.
    »Der vordere ist dieser Sgubin«, sagte Adalgisa. »Der andere ist gefährlich. Laurenti. Stellt sich dusselig an, um die anderen aufs Glatteis zu führen. Ich kenne ihn schon lange. Und diesen häßlichen Hund hatte er schon gestern abend dabei. Gut, daß du hier bist, Romani. Mach ihm klar, daß das Ansehen der Klinik darunter leidet, wenn ständig die Polizei aufkreuzt. Wir können auch jederzeit in die Stadt kommen, wenn er was will. Und du, Ottaviano, hältst dich bitte zurück.«
    Severino schaute nur müde vor sich hin. Gegen diese Frau war nichts zu machen.
     

Schwarze Hunde
    Die Superbehörde in Bukarest arbeitete perfekter als die Questura in Triest. Laurenti wurde von Ypsilantis Cuza, seinem rumänischen Kollegen, am Donnerstag morgen zurückgerufen. Sie kannten jetzt die Identität des Toten: Vasile Dealul, 32 Jahre alt, geboren und wohnhaft in Constañta. Arbeiter, verheiratet, drei Kinder. Der nette Herr Ypsilantis sagte, es sei reiner Zufall, daß sie ihn in der Datei gefunden hätten. Er habe angeblich erst gestern einen Paß bekommen, wobei das Datum natürlich ein Eingabefehler sein müsse, denn der Mann war schon ein paar Tage tot. Aber an seiner Identität gab es keinen Zweifel. Man würde jetzt die Familie verständigen und die Botschaft. Sobald man wisse, was der Mann in Triest wollte, würde er sich wieder melden.
    Laurenti schrieb ein paar Anweisungen auf die Notiz und ein großes »Marietta« darüber, unterstrich es dreimal und legte ihr das Blatt auf den Schreibtisch.
    Seine Assistentin hatte sich am Morgen telefonisch krank gemeldet. Ein Migräneanfall hindere sie daran, ins Büro zu kommen. Sie wollte erst am Freitag wieder dasein. Laurenti griff zum Hörer und wollte Marietta anrufen, doch nach dem ersten Klingeln legte er auf. Wenn es ihr wirklich schlechtging, dann wollte er sie nicht so früh stören. Sicher hatte sie sich wieder hingelegt. Er konnte sich nicht erinnern, daß sie je über Migräne geklagt hatte, aber vielleicht hatte er es auch nur vergessen. Er würde den Tag auch so überstehen. Sobald Sgubin da war, wollte er die Villa des Arztes in der Via Bonomeo gründlich unter die Lupe nehmen. Das hatten sie gestern vereinbart, nachdem sie die Klinik endlich wieder verlassen hatten.
     
    Es war kein erbauliches Gespräch gewesen. Adalgisa Morena hatte ihn mit falscher Freundlichkeit begrüßt, Sgubin gab sie nicht einmal die Hand. Als Laurenti dann auch noch Romani sah, sackte seine Laune in den Keller. Er ließ es sich nicht anmerken und

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