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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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sie.
    »Wohin?«
    »Nach Hause. Ich fahre jede Nacht heim.«
    »Nimmst du mich ein Stück mit?«
    »Das könnte dir so passen.« Sie lachte und warf ihm eine Kußhand zu.
    »Wohin mußt du noch?«
    »Nach Hause, sagte ich doch. Österreich.«
    »Mit dem Wohnmobil?« Merkwürdig, auf welch komplizierte Art und Weise andere Menschen ihr Geld verdienten.
    »Ich habe noch einen anderen Wagen.«
     
    *
     
     
    »Nimm dir einen Rechtsanwalt«, sagte Živa am Telefon. »Man weiß nie.«
    »Wenn ich mich vertreten lasse, dann ist das wie ein Schuldeingeständnis. Ich habe aber nichts zu gestehen.«
    »Du brauchst jemand, der dich berät und dir beisteht.«
    »Ein Scheißleben. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wer ich bin. Alle zerren an mir herum. Wenn sie eine Untersuchung einleiten, dann werden sie auch die Telefonate überprüfen und die gefahrenen Kilometer und mich dann irgendwann fragen, was ich ständig jenseits der Grenze zu suchen hatte.«
    »Das ist doch egal. Wir arbeiten ganz offiziell zusammen. Du warst als erster von der Freilassung Petrovacs informiert. Warum redest du nicht mit dem Staatsanwalt? Und bis sich alles wieder beruhigt hat, treffen wir uns eben in Triest.«
    »Und wo sollten wir hingehen? In ein Hotel vielleicht? Mich kennt fast jeder.«
    »Du denkst immer nur an das eine. Ich melde mich ganz offiziell zum Besuch an, wir essen zusammen und sprechen die Sache in Ruhe durch. Also bis morgen.«
    Als sie sich verabschiedeten, kam endlich Sgubin mit dem Hund zurück.
    »Was ist passiert?« fragte er, als er Laurentis Gesicht sah. »Du siehst aus, als wäre...«
    Laurenti sprang auf. »Halt’s Maul, Sgubin. Ich warte schon seit einer halben Stunde auf dich. Wir müssen sofort los und das Haus von diesem Lestizza auf den Kopf stellen. Da bleibt kein Stein auf dem anderen.«
     
    Während Sgubin den Schlüsselbund durchprobierte, ging Laurenti mit dem Hund ein paar Schritte die Via Bonomeo hinauf. Er kannte die Straße nur vom Blick aus dem Autofenster. Noch nie war er hier ausgestiegen. Die Häuser waren schmucklos und schienen überwiegend in den Sechzigern erbaut worden zu sein. Hier bezahlte man mehr für die Lage und die Aussicht über den alten Hafen als für architektonische Raffinesse. Ein Stück weiter oben sah er die Leuchtreklame des »Ristorante Bellavista«, in dem er nur einmal gegessen hatte, mit tollem Blick, aber hinter geschlossenen Fenstern in einem klimatisierten Raum. Francos »Trattoria al Faro«, die ein Stück weiter unten lag, war ihm in jeder Hinsicht lieber. Als Sgubin endlich die Stahltür zu Lestizzas Grundstück geöffnet hatte und ihn rief, ging er zurück und machte ein paar Schritte durch den Garten. Daß hier ein Gärtner beschäftigt war, sah man auf den ersten Blick: ordentlich gestutzte Hecken, gejätete Beete und ein Mandelbaum, der in Blüte stand. Und ab heute sollte diese spießbürgerliche Pracht von einem Team der Spurensicherung Stück für Stück umgegraben werden. Am Ende bliebe nichts als ein wüster Acker zurück. Das Haus war wie die anderen. Weißer Rauhputz, Anti-Bora-Fenster aus Aluminium, die zwar den Wind abhielten, ansonsten aber das Auge eines jeden Ästheten schmerzten. Drei Stockwerke, die sich den Steilhang emporzogen, ausreichend Platz für eine Familie: Alles so langweilig wie die Nachbarschaft. In solch ein Vogelhäuschen wäre Laurenti nicht einmal unter Androhung der Todesstrafe eingezogen.
    »An Geld hat es dem Mann doch nicht gefehlt«, sagte er und schüttelte den Kopf, als er im Salon des Hauses stand und ein Fenster öffnete. »Schalt die Heizung aus. Es hat mindestens fünfundzwanzig Grad.«
    »Das waren sicher die von der Spurensicherung«, sagte Sgubin. »Oben sind zwei Schlafräume und sein Arbeitszimmer.«
    »Dann beginnen wir dort.« Laurenti rümpfte die Nase, während er die Treppe hinaufstieg. Wie kann man nur einen roten Teppich auf weißen Marmor legen?
    Im Schlafzimmer lag brauner Velours. Das breite Bett mit weißem Holzgestell war unangetastet, seit Lestizza es vor zwei Tagen verlassen hatte. Ein roter Seidenschlafanzug war über die Matratze geworfen. Hier hatten die Bestäuber offensichtlich nur oberflächliche Arbeit geleistet.
    »Durchsuch du den.« Laurenti stand vor einem drei Meter breiten Kleiderschrank. »Nimm alles raus. Alles. Schau auch in die Hosen- und Jackentaschen.« Dann kniete er sich hin und klopfte mit den Fingerknöcheln den Teppichboden in einer Ecke des Raumes ab. »Leg das Zeug hierhin«, sagte er

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