Tod Auf Der Warteliste
rechtfertigen, daß ich die Genehmigung erteilt habe.«
»Wenn es dieses Mal nicht klappt, dann rede ich nie mehr davon.«
Laurenti hielt dem Staatsanwalt die Tür zu dem kleinen Lokal auf. Scoglios Schatten warteten draußen.
Sie hatten Glück. Ein kleiner Tisch an der Wand wurde soeben frei, und sie unterbrachen ihr Gespräch, bis die Kellnerin abgeräumt, das Tischtuch gewechselt und ihre Bestellung aufgenommen hatte.
»Petrovac wurde um elf Uhr entlassen.«
»Ich habe davon gehört. Es gab noch einen letzten Versuch, es abzuwenden. Der Botschafter wurde vorstellig.«
»Fehlgeschlagen. Wenigstens werden die Kroaten ihn überwachen«, sagte Laurenti.
»Das wußte ich noch nicht, aber ich hatte es gehofft. Sie sind hervorragend informiert.«
»Die Zusammenarbeit funktioniert gut, auch wenn sie aufwendig ist. Ich fahre öfter rüber. Nicht sehr offiziell, aber damit frei von Bürokratie. Ein enger freundschaftlicher Kontakt.«
»Sie haben absolut recht. Wenn man jedesmal darauf warten muß, bis alles formgerecht ausgefüllt und unterzeichnet ist, dauert es zu lange. So kann man nicht arbeiten.«
»Ich warte allerdings nur darauf, daß man mir deswegen Probleme macht.«
»Weshalb?«
»Sie wissen doch, wie schnell es geht, daß jemand mit Dreck wirft. Neider gibt es überall, und es braucht nicht viel, daß jemand etwas erfindet und einen denunziert.«
Scoglio schaute ihn stirnrunzelnd an. »Was ist los, Laurenti«, fragte er. »Haben Sie mich deshalb angerufen?«
»Nicht nur, aber auch.«
Das Mittagessen mit dem Staatsanwalt dauerte zwar nicht lange, aber Laurenti war danach zuversichtlicher, was seine eigene Lage betraf. Flankenschutz, sagte Živa am Morgen. Scoglio stellte ihm zwar nichts Konkretes in Aussicht, aber Laurenti hatte auch um nichts Konkretes gebeten. Aber er hatte erzählt, was passiert war. Scoglio war ihm äußerst aufmerksam gefolgt und interessierte sich vor allem für die finanzielle Situation der Laurentis. Er riet Proteo dazu, mit den Beamten, die mit der Untersuchung seiner Sache beauftragt würden, freundliche Distanz zu wahren. Nicht mehr zu sagen als das, wonach sie fragten, auf keine freundschaftlich-kollegial klingenden Töne einzusteigen, denn das wäre nur ein fauler Trick. An solche Jobs lasse man nur Hyänen ran, die von übersteigertem Ehrgeiz zerfressen seien.
»Vergessen Sie nie, weshalb man die auf Sie angesetzt hat«, sagte Scoglio. »Es gibt ein Ziel. Und das lautet, Sie kaltzustellen.«
»Der Präfekt kann das doch nicht glauben«, protestierte Laurenti.
»Er hat ein anderes Ziel. Jeder weiß, daß Sie Methoden einsetzen, die manchmal etwas gewöhnungsbedürftig sind. Nicht nur in Triest ist das bekannt, sogar in Rom. Aber bisher hat man eigentlich nur mit Respekt davon gesprochen. Jetzt befinden Sie sich in einer neuen Situation: Sie stören, und man wird versuchen, sich von Ihnen zu befreien.«
»Und warum wollte er es mir höchstpersönlich sagen? Ganz egal kann ihm das nicht sein.«
»Das war nur ein Trick, damit er nicht dumm dasteht, falls das Ziel zufällig nicht erreicht wird. Dann kann er immer behaupten, daß er auf Ihrer Seite war, weil er Sie gewarnt hatte. Ganz bedeutungslos sind Sie schließlich nicht.«
»Er hat kein Wort darüber verloren, wem ich auf die Zehen getreten bin. Ich weiß natürlich, daß es Romani war. Aber warum? Wegen der Klinik? Wegen ein bißchen Lärm?«
»Schauen Sie sich um. So laufen die Dinge eben im Moment. Es kommen auch wieder bessere Zeiten.«
»Und der Questore wird sich vermutlich persönlich gekränkt fühlen, weil er mich zuvor schon darum gebeten hatte, wir sollten mit Fingerspitzengefühl an die Sache gehen.«
Staatsanwalt Scoglio schwieg.
»Die werden sich wundern.« Laurenti ließ die Gabel ziemlich laut in den Teller fallen. »Das wird ernst.«
»Was wollen Sie tun?«
»Ich glaube einfach nicht, daß unser gestriger Auftritt der Grund für das Durcheinander ist. Die Sache mit dem Toten des deutschen Kanzlers auch nicht. Da wird einem höchstens der Fall weggenommen. Entweder man kommt nicht voran, oder man kommt zu schnell voran. Aber Romani wird sich wundern. Jetzt geht’s erst richtig los. Und, Staatsanwalt, glauben Sie mir, wenn jemand auf die Idee kommt, mich versetzen zu wollen, werde ich krank und mache auf Frühpensionierung.«
»Das würden Sie gar nicht aushalten. Sie brauchen Ihren Beruf wie ein Fisch das Wasser. Was würden Sie denn den ganzen Tag tun?«
»Täuschen Sie sich nicht.
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