Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
entsicherte sie. Dann klopfte er immer wieder leise an die Tür des Fahrzeugs. Endlich erkannte er im Außenspiegel das Gesicht Silvias. Er machte ihr ein Zeichen, daß sie leise die hintere Tür öffnen sollte. Kurz darauf schlüpfte er hinein.
    Er zog Silvia schnell zwischen die Sitze und schloß den Vorhang zur Fahrerkabine bis auf einen kleinen Spalt.
    »Bist du wahnsinnig?« fuhr er sie an.
    »Ich wollte dich besuchen, aber es war noch zu früh«, sagte sie mit einem Kloß in der Stimme. Eine kleine Falte zog sich über ihre Wange, die ein Kissen zurückgelassen hatte. Sie mußte bis gerade eben geschlafen haben. Er strich ihr das Haar aus der Stirn und gab ihr einen flüchtigen Kuß.
    »Du bist verrückt. Wann bist du gekommen?«
    »Gegen vier.«
    Er schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Waren sie schon da, als du kamst?«
    »Wer?«
    »Die in dem weißen Fiat vor uns.«
    »Nein. Ich war fast die ganze Zeit wach.«
    »Du darfst das nie wieder machen. Versprich es mir.«
    »Was ist eigentlich los?«
    »Ich weiß etwas, was ihnen sehr weh tun wird. Nur bis Sonntag noch, Silvia. Dann wird alles gut.«
    »Und jetzt?«
    »Du fährst sofort zurück in die Stadt«, sagte Ramses und wand sich aus dem Monteursanzug. »Fahr so nah du kannst an dem Fiat vorbei, so daß sie mich nicht sehen, wenn ich hinterhergehe. Und keine weiteren Fragen jetzt.«
    Ramses glitt zur Tür hinaus und stellte sich hinter das Wohnmobil. Er hielt den Atem an, als der Diesel startete. Dann setzte sich das Gefährt langsam in Bewegung. Als er das Heck des Fiat sah, duckte er sich dahinter und wartete. Silvia bog in den fließenden Verkehr ein, der die Pendler in die Stadt brachte. Ramses wartete, bis das Fahrzeug außer Sichtweite war. Dann kroch er auf die Fahrerseite und riß die Tür auf. Mit einem Satz saß er hinter den beiden Männern und hielt die Waffe auf sie gerichtet.
    »Buongiorno, hier bin ich. Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    Der Fahrer verschluckte sich fast an seiner Zigarette. Ramses griff mit der Linken in sein Haar und riß ihn so fest zurück, daß der Mann einen erstickten Schrei von sich gab. Die Rechte hielt die Pistole unverändert auf den Beifahrer gerichtet.
    Aus dem Autoradio dudelte ein Schlager von Rita Pavone. Ein kurzes Plopp aus der schallgedämpften Waffe brachte sie zum Schweigen.
    »Zieht eure Jacken aus und gebt sie mir nach hinten. Einer nach dem anderen. Ohne Eile. Zuerst du auf dem Beifahrersitz.«
    Wenig später nahm er die Jeansjacke in Empfang und durchsuchte sie.
    »Zieh den Gürtel aus deiner Hose.«
    Der Typ gehorchte mit wütendem Blick.
    »Leg ihn dir um den Hals. Mit beiden Händen.«
    Ramses zog die beiden Enden so stramm um die Nackenlehne, daß der Kerl würgte, und schloß ihn.
    Der Mann war fürs erste notdürftig blockiert.
    »Jetzt du. Die Jacke.« Er riß dem Fahrer noch einmal mit einem schmerzhaften Ruck den Kopf zurück und ließ ihn dann los.
    In der gesteppten Jacke fand er die Fahrzeugpapiere und die Dokumente des Fahrers. Er warf einen flüchtigen Blick darauf. Es waren italienische Papiere. »Erzähl mir bloß nicht, daß du wirklich Mario heißt«, sagte Ramses. »Jetzt die Hosen. Einer nach dem anderen. Die Hosen runter.«
    Der Mann auf dem Beifahrersitz regte sich nicht. Der nächste Schuß traf das Handschuhfach vor ihm und brachte ihn in Bewegung.
    »Die Unterhose auch.«
    »Das wirst du büßen«, fluchte der Kerl, doch als Ramses die Waffe in seinen Nacken drückte, gehorchte er. Es war ein Kunststück, wie sich die beiden trotz der beengten Lage aus ihren Hosen schälten.
    »Öffnet die Seitenfenster. Langsam.«
    Sie gehorchten.
    »Werft die Hosen raus und vergeßt die Unterhosen nicht.«
    Keiner regte sich. Diesmal ging der Schuß durchs Dach über der Frontscheibe.
    »Ihr schämt euch doch hoffentlich nicht«, sagte Ramses, als die Klamotten neben dem Wagen lagen. »Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Und kalt ist es auch nicht. Mach den Motor an.«
    Langsam griff der Mann nach dem Zündschlüssel und startete den Wagen.
    »Fahr los. In die Stadt, aber mach keine Dummheiten. Schön langsam.«
    Ramses lachte in sich hinein und wunderte sich selbst über seine Idee, die ihm diese Kerle diesmal definitiv vom Leib schaffen sollte.
    »Schau geradeaus«, sagte Ramses und winkte mit der Waffe, als er sah, daß der Fahrer ihn unablässig im Rückspiegel beobachtete.
    Eine Viertelstunde später fuhren sie die Rive entlang, und Ramses gab den Befehl, am Hotel »Duchi d’Aosta«

Weitere Kostenlose Bücher