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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Hund, von dem alle reden?«
    »Wieso alle?«
    »Vier«, Franco zählte mit den Fingern ab, »es waren mindestens vier, die mir erzählten, daß du in der letzten Zeit nur noch mit einem schwarzen Teufel an der Seite gesehen wirst.«
    »Wer?«
    »Man gibt die Quellen nicht preis. Das weißt du doch. Aber er ist wirklich kein Welpe mehr. Stimmt es, daß er Almirante heißt?«
    Der Hund wedelte mit dem Schwanz.
    In diesem Moment ging die Tür auf, und Živa kam herein. Laurenti war erlöst. Er begrüßte sie mit Handschlag, distanziert, so wie es in der Öffentlichkeit sein mußte.
    »Franco«, rief er. »Stellst du uns einen Tisch nach draußen?«
     
    Der Wirt empfahl ihnen ein Risotto mit Gamberi und Bruscandoli, wie die kaum bleistiftdicken, wilden Spargel im Dialekt hießen. Er hatte sie aus Istrien bekommen, wo sich der Nebel nicht so lange gehalten hatte und die Natur dem Karst ein Stück voraus war. Als Hauptgang gab es eine fangfrische Dorade vom Grill.
    »Wie war dein Verhör heute morgen?« Živa kam direkt zur Sache.
    »Ein komischer Typ, dieser Carabiniere. Er wird mir vermutlich noch viel Kummer machen. Sogar den Kilometerstand meines Dienstwagens wollte er wissen. Emotionslos, geschniegelt, glatt. Der richtige Mann für diesen Job.«
    »Was interessierte ihn noch?«
    »Erst mal nicht viel. Er wiederholte die Vorwürfe. Womit ich das Haus finanziere und welche Verbindungen ich mit Kroatien habe. Das war’s. Einen neuen Termin habe ich nicht.«
    »Natürlich nicht. Heute ist Freitag, das war erst der Anfang. In ein paar Tagen sitzen sie dir dann zu zweit gegenüber.«
    »Buongiorno, Proteo.«
    Er erschrak heftig, als er die Stimme der besten Freundin von Laura vernahm, und drehte sich schuldbewußt um.
    »Ciao«, sagte er einsilbig.
    »Buona giornata, Signorina.« Die abschätzige Intonation dieses Grußes war eindeutig.
    »Sag Laura einen schönen Gruß«, zischte Laurenti. »Du rufst sie sicher gleich an.«
    Das beginnende Scharmützel wurde durch Franco unterbrochen, der das Risotto brachte und es grinsend, aber kommentarlos servierte. Für den Hund hatte er einen Knochen dabei.
     
    »Schau die Yacht da draußen, mit dem roten Spinnaker.« Živa zeigte aufs Meer hinaus. »Ich wette, die vergnügen sich köstlich.«
    »Mir ist sie auch schon aufgefallen. Sie machen ordentlich Fahrt.«
    »Wir könnten im Sommer einmal ein Boot mieten und rausfahren.«
    »Zeit sollte man haben«, sagte Laurenti. »Zeit und Geld. Und keine Feinde. Heute früh ist übrigens eine komische Sache passiert. Auf der Piazza Unità wurden zwei Typen aufgegriffen, die zu unseren treuesten Kunden zählen. Kleinkriminelle, Körperverletzung, Diebstahl und so weiter. Sie saßen ohne Hosen in einem Auto und waren ohne Geld und Dokumente. Jemand hatte sie reingelegt und das Zündschloß zerschossen. Sie konnten nicht einmal abhauen.«
    »Genialer Trick. Wie hat man sie abtransportiert?«
    »Wie sie waren. Man hat ihnen Decken gegeben.«
    »Und was haben sie gesagt?«
    »Bisher war kein Wort aus ihnen herauszubekommen. Sie können offensichtlich nicht reden, ohne sich selbst zu belasten.«
    Sie schwiegen einen Augenblick und schauten auf den Porto Vecchio. Die »Grecia«, die für die Albanien-Linie fuhr, hatte abgelegt und tuckerte langsam aus dem Becken des alten Hafens hinaus.
    »Erinnerst du dich übrigens an Ettore Orlando, den Capitano der Guardia Costiera? Er braucht einen informellen Kontakt zu einem seiner Kollegen in Pola oder Fiume. Es gibt wohl Probleme auf dem offiziellen Weg. Kannst du das einfädeln?«
    »Mal sehen«, sagte Živa, »mir wird schon etwas einfallen.«
    »Wir könnten dann gemeinsam und ganz offiziell zu euch kommen. Und ich würde die Nacht über bleiben. Was hältst du davon?«
    »Viel. Ich werde darüber nachdenken. Was hast du für einen Draht zu Staatsanwalt Scoglio?«
    »Wir sind zwar nicht befreundet, aber Sympathie ist vorhanden. Ein guter Mann. Von Berufs wegen ziemlich verschlossen, aber in Ordnung. Weshalb?«
    »Wegen Petrovac. Ich denke, da gibt es einiges, was ihn interessieren würde.«
    »Sag es mir, Živa. Das ist der beste Grund, um unseren Kontakt zu legitimieren.«
    »Wir überwachen ihn im Moment. Er ist in seine Villa zurückgekehrt und hat sogar eine Pressekonferenz abgehalten, bei der er hauptsächlich auf die italienischen Ermittler eindrosch. Das Übliche. Er scheint sich verdammt sicher zu fühlen. Vielleicht unterschätzt er, wie sich der Justizapparat auch bei uns gewandelt hat.

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