Tod aus dem Meer
Regale mit Büchern, Süßigkeiten, Getränken und Dosen. Außerdem stand
eine Kühltruhe in einer Ecke, die vor sich hin brummte. Hinter dem Tresen, auf
dem eine altmodische Kasse stand, saß eine Frau mittleren Alters und lächelte
ihnen entgegen. „Mädchen aus dem Internat, ich freue mich. Ach, Emily! Wie geht
es dir? Setzt euch doch, ich bringe euch einen Kaffee aufs Haus!“, sagte sie
und zeigte auf einen kleinen Tisch, an dem vier Stühle standen. Dann verschwand
sie ins Hinterzimmer. Zuerst hörten die Mädchen ein Radio anspringen, dann kam
die Frau mit einem Tablett mit Tassen, Untertellern und Löffeln wieder und
verteilte sie vor den Mädchen. Danach eilte sie Kaffee, Zucker und Milch holen.
Als alles auf dem Tisch stand, setzte sie sich auf den freien Stuhl zu ihnen.
„Nun Emily, so wie ihr schaut, seid ihr nicht aus Spaß hier. Was liegt euch auf
dem Herzen Kinder? Mein Name ist übrigens Karina“, stellte sie sich vor und gab
Dascha und Kira die Hand. Die beiden Mädchen stellten sich ebenfalls vor und
betrachteten Karina genauer. Ihr Alter konnten sie schlecht schätzen. Karina
war groß gewachsen, schlank. Neugierige, aber gleichzeitig sehr weise
aussehende Augen glänzten in ihrem ebenmäßigen Gesicht, welches eingerahmt war
von langen braunen Locken. Sie trug ein nach Mittelalter aussehendes Kleid mit
Unterrock, Rüschen und Schleifchen, als wäre sie gerade einem Märchen entsprungen.
„Nun ja, ich hoffe, du kannst uns helfen. Und hältst uns nicht für verrückt,
Karina. Auf dem Internat gehen seltsame Dinge vor sich. Und am Strand auch.
Weißt du, ob hier ein Mann vermisst wird?“, fragte Emily zögerlich. Karinas
Miene erstarrte, sie stand auf und schloss die Eingangstür. Unruhig lief sie
auf und ab. „Ja, gestern kam dieses Mädchen und ging mit ihm fort. Er ... kommt
nicht zurück oder?“ Emily schüttelte den Kopf. Karina seufzte tief. „Was haben
sich diese Irren nur gedacht“, sagte sie kopfschüttelnd. „Welche Irren meinen
sie?“, fragte Kira nach. Karina dachte kurz nach, bevor sie antwortete. „Rede
mit uns Karina. Wenn du auch nur ein bisschen etwas weißt, sag es uns. Bitte“,
sagte Emily in fast flehendem Ton. „Ich meine mit „die Irren“ die Virgo und
ihren Mann. Sie hätten dieses Internat eigentlich dort nie bauen dürfen!“ Die
Mädchen schauten sich verwirrt an. „Die Virgo hat einen Mann? Wir kennen nur
sie und ihre Tochter, einen Mann haben wir nie gesehen.“ Karina nickte. „Alles
kann ich euch leider auch nicht sagen. Aber der Mann der Virgo ist der Leiter
eures Internats. Die beiden haben das Internat aus einem bestimmten Grund dort
gebaut. Welchen kann ich euch nicht nennen, es tut mir leid. Das sie
unterschiedliche Nachnamen haben und nicht zusammenwohnen, hat auch einen
Grund. Und das, was bei euch passiert hätte vermieden werden können, wenn
dieses verfluchte Internat nie gebaut worden wäre!“, regte sie sich auf.
„Karina, weißt du, was mit meiner Freundin passiert ist? Was wir gegen die
Sirene machen können, wissen wir, aber ihre Schwester, was ist sie? Und ist
meine Freundin jetzt wirklich ... ein Monster?“, fragte Kira. In ihren Augen
glitzerte ein Schimmer der Hoffnung. Doch Karina schüttelte den Kopf. „Ich kann
euch nichts über sie sagen ... außer das sie böse ist. Sie ist ein seelenloses
Wesen, verflucht zu fressen oder zu sterben. Auch wenn sie verzweifelt versucht
die leere in sich zu füllen, fallt nicht auf sie herein. Ihre leere ist nicht
füllbar. Deine Freundin ... es tut mir Leid Kira. Sie ist wirklich ein Monster
geworden. Sie mag noch aussehen wie ein Mensch, aber sie denkt nicht mehr wie
einer. Sie ist erfüllt von Wahnsinn. Abgrundtiefer, sinnloser Wahnsinn“, sagte
Karina leise und senkte traurig den Blick. Kira stiegen Tränen in die Augen.
„Ich glaube euch nicht! Meine Koko ist kein Monster! Das kann gar nicht sein!
Ich gehe jetzt zu ihr und überzeuge mich selbst davon!“, schrie sie wütend und
lief aus dem Laden. „Danke dir Karina. Aber wir sollten ihr folgen“, sagte
Emily, packte Dascha am Handgelenk und zog sie hinter sich her. Karina folgte
ihnen und blieb in der Tür stehen. Sie schaute ihnen nach, bis sie auf dem
Krankenhausgelände verschwunden waren. „Diese Mädchen könnten es sogar schaffen
das Unglück wieder abzuwenden“, sagte sie leise zu sich selbst, dann ging sie
wieder in ihren Laden zurück.
Keuchend erreichten Dascha und Emily
das Krankenhausgelände. Kira war schon eine Zeit
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