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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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nicht etwas Gegenteiliges berichtet.«
    »Und du kanntest den Bischof nicht?«, fragte Fidelma den Krieger.
    Er verneinte kopfschüttelnd.
    »Er war aber in Begleitung eines Kriegers des Hochkönigs, und du hattest Befehl, ihm Zugang zu gewähren?«
    »So war es.«
    »Und wie du sagst, war der Krieger, der ihn begleitete, der Befehlshaber der Fianna«, drang Eadulf in ihn, den die knappen
     Antworten des Mannes ungeduldig machten.
    »Ja, es war Irél.«
    »Und er erteilte dir auch die Anweisung, Bischof Luachan einzulassen?«
    Abermals schüttelte Erc den Kopf. Als Eadulf verzweifelt aufstöhnte, begriff er, dass eine ausführlichere Antwort von ihm
     erwartet wurde. »Bruder Rogallach kam ans Tor mit der Anweisung vom Hochkönig höchstpersönlich. Erst durch ihn erfuhr ich,
     dass es sich bei dem Mann um Bischof Luachan handelte.«
    »Bruder Rogallach?« Eadulf überlegte. »Ist das der Kammerherr?«
    |131| Der Abt bejahte.
    »In der Nacht vor dem Mord kam deiner Aussage zufolge Bischof Luachan mit Irél, und zwar nach Mitternacht. Weißt du auch,
     wann er Tara verließ?«
    Wieder das Nicken. Dann merkte er, dass Fidelma ungehalten war, und bequemte sich zu einer wortreicheren Auskunft. »Er ging
     ein oder zwei Stunden später, noch vor Tagesanbruch und immer noch in Begleitung von Irél. Der aber kam nach einer Stunde
     zurück, als ich gerade abgelöst wurde.«
    »Was mag den hergeführt haben?«, wunderte sich der Abt laut.
    »Es klingt jedenfalls, als hätte ihn der Hochkönig selbst zu sich bestellt«, meinte Fidelma.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Der Befehlshaber der Schutztruppe des Hochkönigs begleitete ihn, und Bruder Rogallach wurde ans Tor geschickt, um sicherzugehen,
     dass ihnen Zutritt gewährt wurde.«
    »Glaubst du, dass die Sache etwas mit dem nachfolgenden Mord zu tun hat?«, fragte Abt Colmán.
    »Das wäre reine Spekulation. Bisher wissen wir nicht genug«, erwiderte sie rasch. »Wir brauchen noch einige Zeit, um die Sachlage
     richtig einzuschätzen. Und bis dahin ist alles, was sich vor dem Mord ereignete und vom herkömmlichen Gang der Dinge abweicht,
     von Interesse.«
    »Keine Vermutungen ohne genaue Kenntnis der Vorgänge«, erklärte Eadulf dem Abt mit leichtem Grinsen und wiederholte damit
     einen von Fidelmas Grundsätzen.
    »Was ich hier im Verließ erfahren habe, genügt mir fürs Erste«, sagte Fidelma zum Abt und erhob sich. Ercs trauriger Gemütsverfassung
     eingedenk fuhr sie fort: »Sein Fehler besteht nur darin, dass er aus Mutmaßung gehandelt hat. Eine Mittäterschaft am Mord
     kann ihm nicht zur Last gelegt werden. Ich |132| würde meinen, es liegt in der Hand seines Vorgesetzten, ihn wegen mangelnder Wachsamkeit während seines Dienstes zu rügen,
     aber eine andere Form der Bestrafung verbietet sich.«
    Ein Hoffnungsschimmer glitt über Ercs Gesicht.
    »Meinst du das wirklich und wahrhaftig, Lady?«
    »Ein Fehler bleibt eine ernste Sache, wenn er das Leben des Hochkönigs gekostet hat. Ich kann mir vorstellen, dass der Wachtposten
     am Haupttor für dich nicht mehr infrage kommt.«
    Trotzdem war klar, dass Erc ein weit schlimmeres Strafmaß erwartet hatte, und er sah gleich etwas zuversichtlicher aus.
    Eadulf ging die enge Steintreppe nach oben voran, Abt Colmán und Fidelma folgten ihm. An der Tür, die nach draußen führte,
     blieb er einen Moment stehen, um sich an das grelle Sonnenlicht zu gewöhnen. Dabei wurde er einer Gestalt gewahr, die ihm
     gegenüber auf einer niedrigen Steinmauer kauerte. Er hätte schwören können, dass sie ihn mit kratziger Stimme beim Namen nannte.
     Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern. Dann hatte er es. Es war die gekrümmte Gestalt der alten Frau, der sie an der Brücke
     über den Fluss begegnet waren. Ihm war, als lachte sie mit offenem, zahnlosem Mund zu ihm herüber, wenn auch tonlos.
    Er blinzelte ein paarmal, war bemüht, etwas mehr auszumachen, aber bei genauerem Hinsehen war sie verschwunden. Ein kalter
     Schauer lief ihm den Rücken hinunter.
    »Wohin jetzt?«, hörte er Abt Colmán hinter sich fragen, als sie alle draußen standen. Noch benommen, drehte er sich zu ihnen
     um.
    »Wir müssen mit Muirgel sprechen«, erwiderte Fidelma, »und mit Irél, dem Befehlshaber der Garde, der den Bischof Luachan hergebracht
     hat, und mit Bruder Rogallach selbstverständlich auch.«
    |133| »Habt ihr sie gesehen?«, forschte Eadulf verstört.
    »Gesehen – wen?«, fragte Abt Colmán zurück.
    Eadulf rannte zu dem Steinwall und

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