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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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der?«
    »Das war der Moment, da Dubh Duin nicht an sich halten konnte. Er bezog sich auf den Historiker Tirechán, nach dessen Schriften
     Laoghaire die christliche Taufe verweigert hätte und später, als er im Kampf gegen einen Aufstand in Laigin den Tod fand,
     in der traditionellen Art und Weise eines Hochkönigs in der Nähe seines Königshauses bestattet wurde – so geschehen in den
     Schutzwällen von Tara, aufrecht und mit |211| allen Waffen ausgestattet, mit dem Gesicht seinen Erbfeinden im Königreich Laigin zugewandt. Nie wäre Laoghaire dem Alten
     Glauben untreu geworden und hätte ihn an Patrick verraten, behauptete Dubh Duin. Der Große Rat war außer sich über die Herausforderung,
     und Dubh Duin nahm nie wieder an einer Versammlung teil.«
    Eadulf starrte ihn verblüfft an. »Warum hat nicht sofort jemand Fidelma davon berichtet? Dieser Streit mit dem Hochkönig bietet
     doch ein Motiv für Dubh Duins Mordtat.«
    »Im Großen Rat darf jeder ohne Furcht oder Rücksichtnahme sagen, was er denkt. Das mag die Gemüter in Wallung bringen, aber
     mit Verlassen der Ratshalle muss jeder Streit beigelegt sein. Das ist die Sitte hier, Bruder Angelsachse.«
    Eadulf hatte seine Zweifel. »Ich werde Fidelma nicht verschweigen können, was du mir erzählt hast. Zumindest hilft es, besser
     zu verstehen, was für ein Mensch Dubh Duin war.«
     
    Fidelma ging zum
Tech Cormaic
zurück, vorbei an dem gelangweilt dastehenden Posten, und betrat die Vorhalle. Dort kam ihr Báine, die hübsche junge Magd
     entgegen, und sie fragte sie, ob Brehon Barrán im Hause sei.
    »Er ist in der Bibliothek des Hochkönigs, Lady«, lautete die Auskunft.
    Fidelma dankte ihr und strebte der Bibliothek zu. Vor der Tür blieb sie stehen. Nervosität beschlich sie. Immerhin war Barrán
     der Oberste Richter. Sie empfand die gleiche Beklemmung wie damals als junge Studentin, wenn sie vor der Tür von Brehon Morann,
     dem Rektor der Hohen Schule für Recht, stand. »Auf die Unterredung jetzt könnte ich gut und gerne verzichten«, hörte sie sich
     im Selbstgespräch sagen. Doch dann gewann ihr Anliegen Oberhand. Möglicherweise hatte ihr Brehon Barrán vorsätzlich Dinge
     vorenthalten, die für ihre Untersuchungen |212| von Bedeutung waren. Das ärgerte sie. Entschlossen öffnete sie die Tür und ging hinein.
    Barrán, der Oberste Richter der fünf Königreiche, blickte überrascht auf, als sie den Raum betrat. Er war in ein Manuskript
     vertieft gewesen. Der fahle Schein von Talgkerzen war das einzige Licht, das den Raum erhellte. Als man die Bibliothek seinerzeit
     als das Allerheiligste des Hochkönigs erbaut hatte, war man davon ausgegangen, dass Tageslicht dem Pergament und Papyrus der
     Bücher schaden konnte. Es förderte das Ausbleichen und den Zerfall der Dokumente. Also verzichtete man darauf, wenngleich
     das dem Studium der Manuskripte nicht sehr entgegenkam. Trotz des Dämmerscheins bemerkte Barrán an Fidelmas Gesichtsausdruck
     sofort, dass etwas nicht stimmte. Er krauste die Stirn und wollte sich schon erheben, als Fidelma mit einer entschiedenen
     Handbewegung sein Bemühen abwehrte.
    »Stimmt es, dass Sechnussach und Gormflaith die Absicht hatten, sich scheiden zu lassen?«, fragte sie ohne Umschweife.
    Für den Bruchteil einer Sekunde zeigte Barráns Gesicht Erstaunen. Dann lächelte er mit einem Anflug von Resignation, bedeutete
     Fidelma, ihm gegenüber an dem Tisch, an dem er arbeitete, Platz zu nehmen, und machte es sich selbst bequem.
    »Du scheinst mit deinen Nachforschungen gut voranzukommen.«
    »Ob es wahr ist, hätte ich gern gewusst«, beharrte sie.
    »Ich habe von einer solchen Absicht gehört, ja«, gab er ungerührt zu.
    Erbost kniff Fidelma die Augen zusammen. »Bei allem Respekt, Barrán, als Oberster Richter sollte dir bekannt sein, dass das
     Zurückhalten von Beweismaterial in einer richterlichen Untersuchung wie dieser Geldbußen nach sich zieht, auch |213| könnte man dich leicht vor die Versammlung der Richter laden und dir dein Amt aberkennen.«
    Er schwieg kurz mit gleichbleibend freundlichem Gesicht. »Inwiefern habe ich Beweismaterial zurückgehalten?«, fragte er und
     kam ihrer Antwort zuvor, indem er ihr mit der üblichen Handbewegung zu schweigen gebot. »Tatsache ist, dass die Scheidung
     nicht stattfand. Falls eine solche Absicht ernsthaft bestand, so setzte ihr Sechnussachs Tod ein Ende. Gormflaith wurde Witwe
     des Hochkönigs und damit vollberechtigte Nutznießerin all ihrer

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