Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
gestört“, sagte Anni.
„Weil ich eine bequeme Socke bin“, sagte Vera.
„Zu Gustavs Zeiten gab es noch Frau Sauerwein. Die wusste, wie man eine Wohnung pflegt.“
„Wir suchen solange, bis dir eine gefällt“, sagte Vera, „aber sei bitte auch mal gnädig.“
„In vier Tagen hast du Geburtstag. Wenn du einlenkst, lenke ich auch ein.“
„Du willst sagen, wenn ich dich ein Buffet für vierzig Personen herstellen lasse, hast du auch ein Herz für eine Putzfrau?“
„Immer so viele Gäste einladen, wie das Kind alt wird. Haben wir doch früher auch so gemacht.“ Anni grinste.
„Ich habe keine vierzig Freunde“, sagte Vera, „doch ich denke, Engelenburg wird für zwölf Personen essen.“
„Wenn das Nick und Pit auch tun, dann sind es schon sechsunddreißig“, sagte Anni.
„Du überschätzt ihr Fassungsvermögen.“
„Ich will’s dir doch nur schön machen“, sagte Anni, „wir haben so lange kein großes Fest gehabt.“
„Lass uns ein großes Fest zur Taufe von Nicholas machen.“
„Dann sind wir auch nicht mehr Leute.“
„Wir laden einfach die ganze Gemeinde ein.“
„Du nimmst mich nicht ernst“, sagte Anni.
„Die größte Freude machst du mir, wenn du ein gemütliches Essen für sechseinhalb Leute kochst.“
„Willst du Jana Tempel auch einladen?“
„Das ist eine gute Idee“, sagte Vera.
Anni wünschte, sie hätte den Mund gehalten.
„Wie kommst du sonst auf sechseinhalb?“ Anni knurrte diese kleine Frage. Was hatte Gustavs alte Flamme auf Verakinds Geburtstag zu suchen? Da hätte Nelly schon eher gepasst. Sie war gespannt, ob sich die Mutter des Kindes meldete.
„Ich dachte, an den jungen Herrn van Engelenburg.“
„Jockel ist nicht da, der ist noch auf Java.“
Vera nahm den Kleinen auf den Arm, um ihm den Topf mit dem Griesbrei zu zeigen. Er wäre sonst beunruhigt gewesen.
„Was tut er denn da so lange?“, fragte sie.
„Er hat jemanden kennengelernt“, sagte Anni, „Engelenburg ist gar nicht glücklich. So weit weg.“
„Da siehst du mal, wie gut du es hast. Wir hängen dir hier alle auf der Bude. Da kommt es doch auf ein Buffet nicht an.“
Anni nahm einen tiefen Teller, auf dem ein Bär vor einem Honigtopf saß. Anni deckte den Bären mit Griesbrei zu.
„Wer kommt denn jetzt auf Mamas Schoß?“, fragte sie.
Nicholas juchzte. Vera ließ sich mit ihm in den Korbsessel fallen. Der Kleine schwenkte einen Löffel. Wo hatte er den denn jetzt her? Er haute ihn in den Brei und leckte ihn ab.
Gleich würde sich Vera umziehen müssen.
Um Stan Block aufzusuchen.
Dann blieben noch Leontine und Jantosch, und sie hatten ihren Auftrag erfüllt. Wenn da nicht noch zwei Morde wären.
Stan Block war nicht zu Hause, und das nachdem sie das Treppenviertel bis zur Atemlosigkeit auf und ab gestiegen waren. Wenigstens der Blick lohnte sich. Die Elbe lag im winterlichen Licht und sah schön aus.
Das Haus war klein und rosa, und auf der Terrasse standen Töpfe mit Oleander, die in Strohmatten gewickelt waren. Ein Weinstock rankte an einer geschützten Wand hoch.
Kein Vergleich zu der Klinkerschnitte, in der Hans Kaleschke lebte. Dieser Bewohner hier wusste was von südlicher Welt.
Die Klingel hallte durchs Haus. Vera griff nach der eisernen Hand, die eine Weltkugel hielt, und klopfte gegen das Holz.
„Ein Türklopfer“, sagte sie, „das rührt mein Herz.“
Auch der Türklopfer weckte nichts.
„Kann man kaum erwarten, dass ein jeder hinter der Tür steht und auf sein cremefarbenes Kuvert wartet“, sagte Nick.
Vera war es, die vorschlug, ums Haus herumzuschleichen.
Durfte man das? Natürlich nicht.
Sie blickten in Fenster und stießen gegen einen Spaten.
Nichts, das auf ein Geheimnis hinwies.
Oder auf einen Psychopathen. Schade.
Die Frau, die auf einmal hinter ihnen stand, war nur schrill. Zumindest ihre Stimme war schrill. „Was tun Sie hier?“
Eine verzwickte Frage.
„Wir haben einen Brief für Herrn Block“, sagte Vera.
„Herr Block wohnt hier nicht mehr“, sagte die Frau. Sie war nicht alt. Kaum älter als Vera. Doch sie schien schon alle Hoffnung fahren gelassen zu haben, was das Leben anging.
Ihre Miene war bitter, ihre Aufmachung ältlich. Ihr Mantel schien aus zwei braunen Decken aus dem Fundus der Nationalen Volksarmee zusammengenäht zu sein.
Wie tat sich das mit dem Oleander zusammen und dem südlichen Rosa des Hauses? Dem Weinstock?
Konnte man sich auf kein Indiz mehr verlassen?
„Können Sie uns sagen, wo wir ihn
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