Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
man wollen. Unter allen Umständen leben und es warm haben und genügend zu essen und ein Glanz sein.
War ihr das nicht gelungen?
Sie hatte eine Nachricht hinterlassen für das Kind. Darin war Gustavs hochgeschätzte Haushälterin sicher zuverlässig. Das Kind und dieser Nick sollten ins Hotel kommen, wenn sie von ihrer Landpartie zurückgekehrt waren. Sie hatte keine Lust, am Telefon informiert zu werden über das, was bisher in Erfahrung gebracht worden war. Kaleschke. Stan.
Jana Tempel wollte es in einem würdigen Rahmen tun.
Sie dachte an das ‚Haerlin’ hier im Hause. Hatte gestern nicht eine krossgebratene Königsbrasse auf der Karte gestanden?
Vielleicht vermisste sie die ombles chevaliers, die Saiblinge, aus dem Genfer See. Darum vermutlich diese große Lust auf Fisch. Sie hatte Heimweh.
Jana Tempel setzte sich an den Schreibtisch aus Kirschholz und sah auf die kleine Ausgabe einer Neuenburger Uhr, die sie dort aufgestellt hatte. Dieses Talent, ein Hotelzimmer zu einem sehr persönlichen Ort werden zu lassen, war ihr nicht abhanden gekommen. Sie hatte Jahre ihres Lebens in Hotels zugebracht. Luxuriöse Hotels und weniger luxuriöse. Einmal war es bei den Dreharbeiten zu einem Film mit Fritz Lang sogar das Gästehaus des Maharadschas gewesen.
Eine besondere Uhr. Ein eigenes Plaid. Silberne Rahmen mit Fotografien. Der eine und andere Talisman. In den silbernen Rahmen waren doch nur Gustav und sie selbst. Nicht einmal Hunde. So viele ihrer Kolleginnen hatten Hunde gehabt.
Zwanzig Uhr. Für ein Abendessen mit Vera und ihrem Freund fing es an, zu spät zu werden. Waren sie noch immer nicht zurück von ihrem Ausflug aufs Land?
Jana Tempel zögerte, noch einmal anzurufen. Anni war ihr nicht geheuer. Ungnädig, ihr Ton. Das hatte sie selten erlebt, dass sich den jemand ihr gegenüber traute.
Wenn er denn dann käme am späten Abend, dort drüben stünde, würde sie sich trauen, alleine hinüber zu gehen?
Um halb zehn rief Jana Tempel den Zimmerservice an.
Bat, ein kleines Gericht aus dem Haerlin zu ihr zu bringen.
Sautierte Jakobsmuscheln.
Es war zu spät für Königsbrassen.
Wie war diese besondere Stimmung in ihnen entstanden?
Dass sie Trauriges erlebt hatten und doch heiter waren.
Übermütig beinah, als sie bei Hauke Behn ankamen und die erleuchteten Fenster seines Hauses sahen und wussten, dass Theo und Frau Broder dort hinter warteten und Wärme bereithielten und vielleicht ein Abendessen.
Sie traten ein und setzten sich an den Tisch. Sahen Theos rote Backen vom Übermüdetsein und die Erleichterung in seinen Augen, dass sein Vater heil zurückgekommen war.
In welch unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden ein Leben lief. Selbst Tragödien schienen mit zweierlei Maß zu messen zu sein. Die, aus denen man einen Ausgang fand, und jene, in die der Mensch für alle Zeiten gefangen war.
Leontine Weiss schien gefangen.
Ein verstörtes Menschenkind. Längst nicht jung, doch deutlich jünger als die anderen aus dem Kreis.
Der Mann, mit dem sie lebte, stellte sich als ihr Bruder vor.
Sie zweifelten daran, dass er es war.
Er war ihnen unangenehm. Keine Frage, dass sie das Kuvert nicht übergeben würden.
Leontine Weiss wusste nichts zu sagen. Kannte den Namen Jana Tempel kaum mehr. Das Lächeln verlor sich nicht aus ihrem Gesicht. Sie war von einer berührenden Freundlichkeit und wirkte auf sie doch endlos traurig.
„Sie lebt in ihrer eigenen Welt“, sagte der Mann.
War es das? Hauke Behn spürte da noch etwas anderes.
Er war kein Spökenkieker. Doch er vertraute seinen Gefühlen.
Hatte diese Begegnung Pit weitergebracht? Vera und Nick?
Vielleicht war Hauke Behn am ehesten mit Geistern vertraut.
Er war am Meer aufgewachsen. Bei seinen Großeltern hatte es nur die gewaltige Natur vorm Haus gegeben und lange Tage mit Geschichten, die alle geheimnisvoll waren.
Später an diesem Abend holte Hauke Behn ein Akkordeon hervor. Spielte nicht La Paloma. Auch keine anderen Lieder von Wind und Meer und Abschied.
Er spielte Hoagy Carmichaels Stardust. Wie kam er darauf?
Vera hatte keine Ahnung gehabt, dass man das auf einem Akkordeon spielen konnte.
Sie hatte die Menschen hinter den Deichen unterschätzt.
Die Leiche von Fritz Altgraf wurde freigegeben. Pit Gernhardt rief im Vier Jahreszeiten an. Für ihn war Jana Tempel eine Anverwandte des toten Obdachlosen.
Jana Tempel wandte sich an das Kind. Das hatte vermutlich schon Gustav würdig unter die Erde gebracht.
Vera empfahl ein Institut von St.
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