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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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große Schachtel ‚Truffes du jour’ von Sprüngli aus der Zürcher Bahnhofstraße trug er erst heran, als sie schon beim Wein angekommen waren.
    „Sie werden überrascht sein“, sagte Kolp, als wolle er Pit ein letztes Mal warnen. Pit war überrascht, als er den Deckel hob.
    Eine Nymphe am Teich. Das wallende Haar bedeckte sie eher als das Hemdchen, das sie trug.
    Auf der nächsten Fotografie war sie völlig nackt und spiegelte sich in der glatten Oberfläche des Wassers. Eine Narzisse.
    „Das ist Maruska“, sagte der kleine Herr Kolp.
    Auf dem letzten der vier Fotos war sie in einer Position zu sehen, die man nur pornografisch nennen konnte.
    „Seit wann kennen Sie diese Bilder?“, fragte Pit.
    „Gestern Abend habe ich sie gefunden. In Kristians Wohnung. Ich wusste nichts von ihrer Existenz. Sie müssen zwei, drei Jahre nach dem Krieg entstanden sein. Nur zu der Zeit trug Maruska die Haare so lang.
    Hatte Kummer Loews Wohnung nicht gründlich durchsucht?
    „Wo haben Sie sie gefunden?“
    Kolp seufzte auf, als sei diese Antwort besonders quälend.
    „In Kristians Kühlschrank“, sagte er, „alles andere war verdorben darin.“
    Pit schüttelte den Kopf. Kummer war wirklich ein Anfänger.
    Die Fotografien trugen keinen Stempel, wie es die heiligen Bilder von Jana Tempel taten. Doch Kolp tupfte einen kleinen altmodischen Aufkleber auf den Tisch.
    „Das war unten in der Schachtel“, sagte er.
    Fritz Altgraf. Hamburg 13.
    „Ich fürchte, Kristian hatte einen Zorn“, sagte Kolp leise, „wenn auch einen heiligen.“
    Ein heiliger Zorn. Pit schenkte sich und dem kleinen Herrn Kolp vom Wodka ein, der noch auf dem Tisch stand und warm geworden war. Der Wein war getrunken.
    „Er litt schrecklich an all dem, was seine Mutter betraf.“
    In Pit stieg eine Ahnung auf. Er kippte den Wodka.
    „Ich fürchte, er hat Altgraf getötet“, flüsterte Kolp.
    Pit schwieg. Wurde diese Anschuldigung weniger wahrscheinlich durch Flüstern und Schweigen?
    Gab es denn da keine DNA-Ergebnisse?
    Was hatte Kummer noch alles versäumt?
    Ein kleiner Spritzer Blut von Loew auf den Scherben der Kirschwasserflasche? Schnitt man sich nicht dabei?
    „Das muss alles erst einmal bewiesen werden“, sagte Pit.
    Vielleicht hatte Altgraf ihm die Fotografien als Dank für die Unterkunft im Ladenlokal gegeben.
    Ein kleiner Scherz des Schicksals, dass er dafür getötet wurde. Wenn es denn so war. Pit hatte sich abgewöhnt, einen Fall zu schnell für geklärt zu halten.
    „Er war ein lieber Junge“, sagte Kolp.
    Was hatte Kaleschke behauptet? Kolp sei besitzergreifend?
    Besitzergreifend, sagen die einen. Liebend, die anderen.
    Wenn es wirklich Loew gewesen war, dann würde Pit es nicht an die große Glocke hängen. Keine Schlagzeilen.
    Das tat er dem kleinen Herrn Kolp nicht an.
    „Du trinkst wieder.“ Der Ton konnte kaum verächtlicher sein.
    „Nur einen kleinen Chianti auf den Schreck“, sagte Block.
    „Nicht, dass du uns die Chose verdirbst.“
    „Das nennt ihr Chose?“ Blocks oberes linkes Lid begann zu zucken. Er hatte keine Lust zu dieser Chose. Hatte sie schon vor der Begegnung mit dem Fräulein nicht gehabt.
    Ein Fehler, davon zu erzählen.
    „Ich habe Hans gewarnt. Du warst immer ein unsicherer Kandidat. Damals schon.“
    „Nein“, sagte Block, „das sagst du jetzt nicht.“
    „Vielleicht hättet ihr den Jungen retten können, wenn du die Hosen nicht voll gehabt hättest.“
    „Ich höre auf“, sagte Block.
    „Kannst du sterben, ohne mit ihr abgerechnet zu haben?“
    „Ich will gar nicht sterben. Ich will auf der Terrasse sitzen und den Oleander knospen sehen.“
    „Und dich vollsaufen.“ Das war ein plattes Wort für den alten Herrn, der viel Wert auf Worte legte. „Du bist zweiundachtzig.
    Wie wir alle mehr oder weniger. Da bleibt kaum noch Zeit.“
    „In der verbleibenden will ich nicht als Mörder herumlaufen.“
    Gab ihm der Alkohol die Kraft aufzubegehren?
    „Treib sie endlich aus dem Hotel heraus.“
    „Dass ihr so voller Hass seid“, sagte Stan Block.
    Vielleicht hatte er zu lange brachgelegen, der Hass. Vielleicht brach er darum im letzten Teil ihres Lebens auf.
    „Ich hatte die Hosen nicht voll“, sagte Block leise.
    „Vor was hat sie Angst?“
    „Wenn ich das wüsste.“
    „Sie hat kein Gewissen. Darum packen wir sie nicht.“
    Der alte Herr zog an seiner Pfeife. Der süßliche Geruch des Tabaks würde kaum wegzulüften sein.
    „Walentyna sagt, Janka habe gewankt, als sie zum Hotel

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